Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 106
Tatsache ausschaut. Ich meine, dass es eher in vielen
Bereichen, nicht nur bei Wiener Wohnen, sondern auch im privaten Wohnbau, ja
anders ausschaut. Dass es anders ausschaut, zeigt ja auch die ganz verstärkte
Benützung der Begriffe Hausordnung und Spielregel, die in den letzten Monaten
vor allem bei der SPÖ zu hören sind. Ja und ich glaube auch, ein ganz
wesentlicher Grund für die Probleme, die es gibt, ist, dass diese Hausordnung
über, jetzt kann man schon sagen, Jahrzehnte nicht ausreichend vermittelt wurde
und auch nicht eingefordert ist.
Und ich frage Sie, Herr Stadtrat: Halten Sie es für
notwendig, dass die Vermittlung der Hausordnung vor der Übergabe einer Wohnung,
ganz gleich, an wen, überhaupt stattfindet und dass man auch sehr nachdrücklich
die Einhaltung dieser Hausordnung dann verlangt? Werden Sie das so in Zukunft
regeln und wenn ja, in welcher Form und wer wird das machen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Zum einen
haben wir immer großen Wert auf die Einhaltung der Hausordnung gelegt. Man muss
aber sagen, es hat sich einiges in den letzten Jahren verändert. Es sind
beispielsweise Instrumente, die auf die Durchsetzung der Hausordnung geachtet
haben, zum Teil weggefallen. Ich möchte Sie nur daran erinnern, dass die
ÖVP/FPÖ-Bundesregierung das Hausbesorgergesetz abgeschafft hat und wir auch bei
Wiener Wohnen beispielsweise ab diesem Zeitpunkt, ab dem Jahr 2000, keine
Hausbesorgerinnen und Hausbesorger mehr einstellen konnten. Und natürlich waren
Hausbesorger, wenn man so will, auch als Ordnungsfaktor in den Gemeindebauten,
in den einzelnen Stiegen tätig. Ich kann mich noch gut erinnern, ich habe
selber einen Großteil meines Lebens in einem Gemeindebau verbracht und unsere
Hausbesorgerin, eine sehr resolute Dame, hat natürlich auch in Kontakt mit den
Mieterinnen und Mietern, auch mit uns Buben und ich muss sagen, damals war das
auch nicht immer nur konfliktfrei, auf die Einhaltung dieser Hausordnung
geachtet. Diese Instrumente sind zum Teil weggekommen und von da her, glaube
ich, macht es Sinn, sich zu überlegen, was wir tun können, um hier diesen
Wegfall zu kompensieren. Ich habe hier einige Instrumente angeführt wie zum
Beispiel die Gebietsbetreuungen, aber Sie haben recht, dass es Sinn macht, die
neuen Mieterinnen und Mieter auch mit der Hausordnung zu konfrontieren. Das ist
auch der Grund, dass wir jetzt ein so genanntes Willkommenspaket für alle
Mieterinnen und Mieter, die neu einziehen, zusammengestellt haben. Dieses
Willkommenspaket wird nicht mehr nur zugestellt, sondern ein Mitarbeiter und
eine Mitarbeiterin von Wiener Wohnen begleiten den neuen Mieter durch die
Wohnhausanlage. Es wird ihm dieses Willkommenspaket, in dem sich die
Hausordnung befindet, aber nicht nur die, sondern zum Beispiel die
Waschkostenordnung und vieles andere mehr, überreicht und auch erklärt, wie der
Hausbrauch ist. Es wird also so quasi mit ihm durch die Anlage gegangen und
darauf hingewiesen, dort gibt es einen Hausbesorger, dort ist der Mieterbeirat,
dort gibt es auch bestimmte Dinge und wie man sich zu verhalten hat, die
Waschküche funktioniert so, die Kontaktmöglichkeiten zu Wiener Wohnen bestehen
aus folgenden Maßnahmen und vieles andere mehr.
Also von da her gebe ich Ihnen recht, das macht Sinn,
neue Mieterinnen und Mieter zu informieren und auf die Hausordnung aufmerksam
zu machen. Ich kann aber für mich in Anspruch nehmen, dass wir ein solches
Willkommenspaket nicht nur zusammengestellt haben, sondern jetzt auch schon im
Rahmen einer breit geführten Aktion an alle Mieterinnen und Mieter überreichen
und, wie gesagt, nicht nur überreichen, sondern mit ihnen gemeinsam diese
Hausordnung quasi leben, indem wir sie durch die Anlage führen und auch auf den
Hausbrauch aufmerksam machen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
Die 5. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Vassilakou gestellt. Bitte
schön.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich gebe Ihnen recht in der Einschätzung, dass viele
der Problemlagen einfach simple Dinge sind. Es geht oft um Geruchsbelästigung,
Schuhe am Gang, Zigarettenstummel, Kinderwägen am Gang, et cetera. Nun fürchte
ich, dass Sie mit den Ordnungshütern und Ordnungshüterinnen eine Art
Erwartungshaltung erwecken, die sehr, sehr schwer zu erfüllen sein wird, denn
Sie können nicht überall vor Ort sein und vieles wird genauso weiter bleiben
wie bisher.
Deshalb meine Frage: Wäre es nicht sinnvoller, in
viel mehr Hausbesorgerinnen und Hausbesorger zu investieren, in eine alte
Institution, die leider abgeschafft wurde oder weitestgehend abgeschafft wurde
und die einen schlichten Zweck erfüllte, nämlich ständig vor Ort zu sein und
genau solche Kleinigkeiten unmittelbar mit den Mieterinnen und Mietern zu
besprechen und aus der Welt zu schaffen? Also wozu OrdnungshüterInnen, warum
nicht wieder mehr Hausbesorger?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig:
Ja, die Einführung von neuen Hausbesorgerinnen und Hausbesorgern ist von einem
Bundesgesetz abhängig. Ich habe mich mehrfach auch in den Medien in der
Öffentlichkeit, aber natürlich auch in den zuständigen politischen Gremien in
dem Bereich geäußert, dass ich mir gut vorstellen könnte, auf Bundesebene ein
neues Hausbesorgergesetz zu schaffen, allerdings auch unter neuen
Rahmenbedingungen. Also was für mich auch nicht in Frage kommt, ist eine
Rückkehr zum Hausbesorger, wie er früher war. Ich glaube, es macht Sinn, einen
Hausbesorger-neu auch mit zusätzlichen Kompetenzen auszustatten und auch mit
zusätzlichen Weiterbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel nicht nur im
Reinigungsbereich, sondern gerade diesen wichtigen sozialen Aspekt stärker auch
in der Ausbildung zu berücksichtigen. Ich kann mir vorstellen, dass das ein
Lehrberuf sein kann. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das
berufsbegleitend im Rahmen
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