Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 106
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Sie sprechen zu Recht an, dass es an
Fahrradabstellplätzen mangelt, und Sie träumen von einer Zukunft, wo die
Radlerinnen und Radler ihrer Räder nicht mehr an die Laternenpfähle oder an die
Tafeln für Halteverbotszonen hängen müssen. Wenn ich persönlich kurz vorweg
sagen darf: Ich bin froh, dass in Wien so ein Schilderwald besteht, denn gäbe
es diesen Schilderwald nicht, wüsste ich nicht, wo ich mein Rad abstellen
sollte.
Insofern darf ich Sie auf die Zahlen, auf die
Größenverhältnisse Ihrer an sich lobenswerten Aktion hinweisen, und daran
knüpft dann auch meine Zusatzfrage. In Wien sind wahrscheinlich zwischen
500 000 und 800 000 Räder im Einsatz, im öffentlichen Straßenraum
gibt es jedoch weniger als 20 000 Abstellplätze. Also dieses Verhältnis
bitte ich Sie, sich einmal zu überlegen. Da sind Sie nicht nur in Pension,
sondern schon in anderen Gefilden, wenn dieses Tempo beibehalten wird.
Also meine Frage: Sollte man nicht hinter diese
Aktion eine Null dranhängen, also nicht 2 500 Abstellplätze, sondern
25 000 Abstellplätze? Vor der Universität müssen die Studenten ihre Räder,
glaube ich, auf die Bäume hängen, um irgendetwas zu finden. Dort ist wirklich
jeder Millimeter verparkt, und sollte der Herr Mahdalik einmal sein Auto dort
parken, vielleicht parkt dann jemand an seinem Kotflügel.
Also meine Frage: Sind 2 500 nicht nur ein
Tropferl auf dem heißen Radlerstein? Sollte das nicht dramatisch ausgebaut
werden? Ist das nicht viel zu wenig?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte;
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker:
Es wird ja auch dramatisch ausgebaut. Ich habe ja auch erwähnt, dass wir
10 000 jetzt im Programm haben, dass wir 2 500 heuer noch in Aktion
bringen wollen. Sie wissen, alles, was im öffentlichen Raum passiert, braucht
eine Verhandlung, braucht die Zustimmung der Bezirke, und die ist manchmal, wie
wir wissen, in den Bezirken nicht ganz so leicht erreichbar.
Mein Ziel ist aber, dass wir natürlich deutlich
aufrüsten, und wenn wir die 10 000 ergänzt haben, dann reden wir über die
nächste Runde weiter.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
– Wir kommen zur 3. Zusatzfrage. Sie wird gestellt von Herrn GR
Mag Gerstl. – Bitte schön.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Danke.
Herr Stadtrat, ich möchte die Fragestellung ein
bisschen erweitern. Sie sprachen von Radabstellanlagen bei Bahnhöfen und bei
Endpunkten von U-Bahn-Linien, um einen intermodalen Verkehrsknotenpunkt zu
erzeugen. Es ist, glaube ich, ein Gebot der Stunde, dass wir versuchen, mit den
verschiedensten Verkehrsmitteln von A nach B zu gelangen und dabei immer die
richtigen Verkehrsmittel anzuwenden.
Ich möchte daher diese
Abstellanlagen auch in eine andere Frage noch bringen, nämlich dass wir uns
nicht nur über Abstellanlagen für Räder den Kopf zerbrechen, sondern ich wollte
Sie auch fragen: Was halten Sie davon, wenn wir bei solchen Abstellanlagen bei
Bahnhöfen und bei Endpunkten von U-Bahn-Linien auch darüber nachdenken, ähnlich
diesem Citybike-Modell dort auch eine Elektro-Scooter-Abstellanlage zu
errichten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat, Sie sprechen richtigerweise von
dem Nutzen verschiedener Verkehrsmittel für längere Wege. Ich denke, dass das
Radfahren und das Fahrrad ein sehr gutes Mittel für kurze Distanzen, für mittellange
Distanzen sind. Daher ist es ganz entscheidend, dass wir an den Einfüllpunkten
sozusagen in den öffentlichen Verkehr, also bei den großen Stationen der
U-Bahn, der Schnellbahn, natürlich auch bei den Bahnhöfen und bei
Straßenbahnstationen größerer Bedeutung auch Abstellanlagen für Räder haben.
Ich beobachte sehr genau den Markt, was
Elektro-Scooter betrifft, denn hier gibt es die verschiedensten Formen, die
platzsparend sind, es gibt die größeren Typen, die schon motorradähnlich sind
und auch das entsprechende Tempo fahren können. Alles zusammen genommen
bedeutet aber, dass in der Stadt in der Regel wenig Platz vorhanden ist und wir
daher immer auf die platzsparendste Form Rücksicht nehmen müssen. Das heißt,
wenn die Fahrräder mit Elektromotor, mit dem Beimotor, wie es das früher
gegeben hat, wieder stärker in Mode kommen und auch die Energieeffizienz
gegeben ist, dann halte ich die Möglichkeit für solche Abstellanlagen für sehr
geboten. Zur Zeit ist der Markt dafür noch nicht ganz aufbereitet, und die ganz
großen Elektro-Scooter sind möglicherweise etwas für den privaten Gebrauch,
aber nicht für einen Entlehndienst, noch dazu, wenn er gratis ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR
Mag Reindl gestellt. – Bitte.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Herr Stadtrat, die Initiativen die Sie
vorgestellt haben, sind sicher ein wesentlicher Beitrag, um den Radfahrverkehr
in Wien weiter zu fördern und auch hier sehr gute Rahmenbedingungen zu
schaffen.
Ich würde aber auch gerne von Ihnen wissen, welche
darüber hinausgehenden Initiativen Sie noch in Planung beziehungsweise
vorhaben, um den Radfahrverkehr in Wien weiter zu fördern.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat, wir haben natürlich nicht nur
die Radabstellanlagen im Auge, sondern wir haben im Masterplan Verkehr auch das
Grundnetz für den Radverkehr in Wien definiert, und dieses Grundnetz wollen wir
bis 2010 komplettiert haben. Ich gehe davon aus, dass uns das gelingt. Wir
haben mit den Bezirken die meisten Punkte schon ausdiskutiert und verhandelt.
Es ist eine Frage der Zeit der Umsetzung.
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