Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 70
wie am Glöckerl! Das ist Schritt eins.
Schritt zwei, und da sind wir weiter auseinander, ist
die Sanierungsverpflichtung. Hier gebe ich aber auch kein Gesetz vor, sondern
sage: „StR Ludwig, lege ein Konzept vor, das auch Ordnungspolitik beinhaltet!",
wo sich gerade die Sozialdemokratie nicht so schwer tun müsste zu sagen, die
eine oder andere Verpflichtung im Eigentum ist nicht aus des Teufels Küche.
Wenn man jeden Dachbodenausbau, oder dass man eine Garage bauen muss, zwingend
vorschreibt, sehe ich nicht ein, warum man nicht sagen kann, hinunter mit dem
Energieverbrauch, wenn man einen bestimmten Wert macht.
Deswegen unser zweiter Antrag, der sehr geehrte Amtsf
StR Dr Michael Ludwig möge mit 31.5.2009 ein Rahmenkonzept „Althaussanierung in
Wien" hier vorlegen. Ziel dieses Konzepts soll insbesondere die Erhöhung
der Althaussanierungsrate auf mindestens 3 Prozent und die Schaffung
geeigneter ordnungspolitischer Rahmenbedingungen, zum Beispiel nach
Energiekennzahlen gestaffelte Sanierungsverpflichtung, sein, um das Ziel auch
tatsächlich erreichen zu können.
Der Herr Bürgermeister hat recht, wo die
Hauseigentümer nicht wollen, geschieht nichts. Ich bin nicht dafür, dass wir
noch mehr Geld hinten nachschmeißen. Ich bin dafür, dass wir klarstellen, und
ich glaube, dass das alle WienerInnen akzeptieren würden, bevor das nächste Mal
das Gas ausgeht, hat der Hauseigentümer gefälligst die Fenster und die Fassade
entsprechend zu sanieren! Noch einmal, vom Wohnfonds dokumentiert gibt es
dutzendfach Beispiele in Wien, dass drei Viertel des Energieverbrauchs
technisch und wirtschaftlich machbar ist. Das gilt es sicherzustellen! Meine
Damen und Herren, dafür gibt es Politik! (GR Christian Oxonitsch: Was machst
du aber, wenn es die Mieter nicht wollen? Zwangsmaßnahmen, wenn die Bauträger
sanieren wollen, aber die Mieter Nein sagen? Ich habe mir gedacht, du hast
jetzt Zeit! Das will ich jetzt von dir wissen!) - Okay, elf Minuten noch. Ich gebe einmal die beiden Anträge
ab.
Zuerst einmal die spannende Frage: Die Mieter wollen
nicht? In der Tat muss man sich das überlegen. Fehler derzeit: Einstimmigkeit
oder ein hohes Zustimmungsquorum bei vielen Mietern. Manche Mieter wohnen
überhaupt nicht mehr dort, bei Eigentumsverhältnissen sitzen die irgendwo. (GR Christian Oxonitsch: Ich rede jetzt von
Mietwohnungen, nicht von Eigentumswohnungen!) Ich meine, wenn uns das
wirklich wichtig ist - und gehen wir in diese Diskussion und führen wir sie
auch im Detail -, zu sagen, jetzt 100 Prozent Energieverbrauch mit Gas, dann
22 bis 27 Prozent, vom Technischen abhängig, welches Quorum brauchen wir
dann? Mit Verlaub, bei der Schulpflicht fragen wir die Eltern auch nicht:
„Wollt ihr eure Kinder in die Schule schicken oder lieber nicht?" (GR
Christian Oxonitsch: Aber in dem Moment zahlt der Mieter vielfach die doppelte
Miete!) Es gibt, mit Verlaub, ein paar Bedingungen. Sie, Herr Klubobmann
Oxonitsch, tragen die Verantwortung! (GR Christian Oxonitsch: Der zahlt die
doppelte Miete! Du stellst dich hin und sagst, er soll das Doppelte zahlen!) Mit
Verlaub, ich habe es bei meinem Haus, das jetzt kein Beispiel ist,
ausgerechnet. Die Reduktion des Gasverbrauchs würde die Investitionen im
Haushalt überkompensieren. Machen wir kein Symposium aus meiner ersten Rede! Es
geht nicht leicht, da wird es Widerstand geben. (GR Christian Oxonitsch: Dann gehe einmal auf eine Mieterversammlung!)
Aber, mit Verlaub, die amerikanische Autoindustrie zu regulieren, da gibt es
auch ein bisschen Widerstand. (Amtsf StR
Dr Michael Ludwig: Wir reden aber über die Mieter!)
Die Frage ist: Ist uns das wichtig? Sorgen wir für
den Tag X vor? Und der Tag X kommt! Entweder geht der Gaspreis enorm
in die Höhe - ganz viel deutet darauf hin, dass der niedrige Ölpreis nur mit
der Wirtschaftssituation zu tun hat -, wird steigen, oder es kommt gar nichts
mehr. Bei den 4 000 km, wo derzeit das Gas aus Russland kommt, muss
ich nicht irgendein rasend intelligenter Terrorist sein, um mir einfallen zu
lassen, was ich machen muss, um den Westen lahm zu legen. Ich habe bis heute nicht
verstanden, warum sich die selbst in die Luft sprengen, um Terror auszuüben.
Dann schaue ich mir an, wenn flächendeckende Anschläge auf Gasleitungen in
Russland passieren, was wir hier in Wien machen! Und dann sagen Sie: „Es war
schwierig mit der Einstimmigkeit. Meine Damen und Herren, es tut uns leid, wir
schicken Ihnen einen Ofen vorbei!"? Herr Stadtrat, was tun wir dann bei
einem Winter mit minus zehn Grad, wenn wir flächendeckend in Wien nicht mehr
heizen können? 45 Prozent der Haushalte sind gasbeheizt. Was machen Sie
dann? Laden Sie dann alle ins Rathaus ein und stellen hier Betten auf? Was tun
wir dann? Das würde mich in der Tat interessieren!
Denjenigen, die ein Passivhaus haben, ist das
wurscht. Da ist es egal, ob das Gas fließt oder nicht. Darum verstehe ich
nicht, warum man das nicht entsprechend ernst nimmt! Deswegen meine zwei
Anträge. Es wird nicht die letzte Auseinandersetzung sein, die wir führen. Wir
wollen den Druck erhöhen. Es ist uns zu wenig! Wir hoffen, dass es hier zu
einem Meinungswandel der Sozialdemokratie kommt! - Danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN. - GR Dr Kurt Stürzenbecher: Apokalypse!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Matiasek. Ich erteile es ihr.
GRin Veronika Matiasek (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die GRÜNEN haben die Dringliche Anfrage heute
betitelt mit „Gasabhängigkeit ist kein Schicksal". Ich würde das auf
„Energieabhängigkeit" erweitern.
Es hat uns natürlich diese, Gott
sei Dank, nicht allzu lange, Einstellung der Gaslieferung, die so genannte
Gaskrise doch einmal kräftig durchgeschüttelt. Wie es auch im Bereich der
Wirtschaftskrise war, ist das viel bemühte Zitat, dass eine Krise auch eine Chance
ist, durchaus auch hier anzuwenden, dass man aufgerüttelt wird, nachdenkt und
sich Gedanken darüber macht, was im Falle X, sozusagen im
Worst-Case-Szenario, passiert, wenn unsere Versorgung tatsächlich
zusammenbricht.
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