Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 70
Umwelt schonen. Etwa 59 Prozent der gesamten
Fernwärmeproduktion stammen aus KWK-Kraftwerken. In Wien werden rund
26 Prozent der benötigten Wärme durch thermische Verwertung von Haus-,
Industrie- und Sonderabfällen erzeugt. In greifbare Zahlen gefasst: Derzeit
versorgt Wien Energie rund 280 000 Haushalte und mehr als 5 500 Großkunden
über ein rund 1 100 km langes Netz mit umweltfreundlicher und
preisgünstiger Fernwärme, Tendenz steigend.
In Summe spart Wien Energie durch die Strom- und
Fernwärmeerzeugung in Kraftwerken mit Kraftwärmekopplung und in
Abfallverbrennungsanlagen rund 2,6 Millionen Tonnen CO2 pro
Jahr ein.
Nun darf ich Ihre Detailfragen wie folgt beantworten:
Zu Frage 1: Ich habe bereits darauf hingewiesen,
dass Wien zirka 280 000 Haushalte und mehr als 5 500 Großkunden versorgt.
In allen städtischen Wohnhausanlagen, die nachträglich an das Fernwärmenetz
angeschlossen wurden, werden Leerwohnungen und auch laufend bewohnte Wohnungen
von der Fernwärme Wien an das Fernwärmenetz angeschlossen. Wohnhausanlagen, die
ursprünglich nur mit Fernwärmeheizungen ausgestattet waren, werden nachträglich
mit dezentralen Warmwassergeräten aufgerüstet. Dadurch kann in den
Sommermonaten überschüssige Wärme, etwa aus den Müllverbrennungsanlagen,
sinnvoll für die Brauchwassererwärmung genutzt werden.
Eine Zielgröße für die Erreichung höherer
Fernheizanschlüsse für ganz Wien festzulegen, erscheint allerdings zur Zeit
kaum möglich, weil man Anschlüsse an das Fernwärmenetz zwar fördern, aber nicht
erzwingen kann.
Zu Frage 2: Die Geschäftsführung der Fernwärme
Wien hat sich mit dieser Thematik eingehend beschäftigt. Die Fernwärme Wien
bezieht rund 70 Prozent ihrer Wärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungen von
Wienstrom, 25 Prozent aus den Müllverbrennungsanlagen und 5 Prozent
aus Spitzenkesseln.
Durch das Repowering des Kraftwerks Simmering
verfügen wir derzeit über ausreichende Kapazitäten, sodass die Wärme aus
Dürnrohr nicht benötigt würde. Zudem würde die Errichtung einer
Fernwärmeleitung von Dürnrohr bis nach Wien Investitionen in der Höhe von
120 Millionen EUR erfordern, die derzeit weder wirtschaftlich noch
technisch vertretbar wären.
Letztendlich habe ich auch meine Bedenken, ob nicht
die Verlegung eines möglicherweise rund 60 km langen Abwasserrohres durch
nicht unbeträchtliche Teile Niederösterreichs und Wiens zu Protesten bei den
Ihnen nahe stehenden Aktivisten führen würde, sodass der nunmehr vorliegende
Antrag mit hoher Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Amnesie der
Anfragesteller zum Opfer fallen würde. Ich würde daher eher anregen, dass man
überlegt, ob man nicht die Fernwärmenutzung tatsächlich in St Pölten
durchführen könnte, was zweifelsohne näher und auch biologisch möglicherweise
günstiger wäre! (Beifall bei der SPÖ.)
Zu Frage 3: Die Bauordnungen aller Bundesländer
werden beziehungsweise wurden im Zusammenhang mit der Umsetzung der
EU-Gebäuderichtlinie hinsichtlich Wärmeschutz und Energieeinsparung
harmonisiert, in Tirol und in Vorarlberg im Jänner 2008, in Kärnten im Februar
2008, im Burgenland, in der Steiermark und in Wien im Juli 2008, in
Oberösterreich im Jänner 2009 und in Niederösterreich voraussichtlich im
Februar 2009. Die neuen Bestimmungen beziehungsweise Anforderungen an den
Wärmeschutz von Hochbauten wurden in den letzten Jahren auf breiter Basis von
den Bundesländern unter Koordination des Österreichischen Instituts für
Bautechnik ausgehandelt.
In Wien diesbezüglich einseitig strengere gesetzliche
Regelungen einzuführen, erscheint daher im Hinblick auf die Harmonisierung der
Bauordnung der Bundesländer weder zweckmäßig noch erforderlich. Darüber hinaus
wäre ein verpflichtender genereller Passivhausstandard für viele Bauwerber
nicht vorfinanzierbar. Auch ist die Amortisation der Mehrkosten von
Passivhäusern durch spätere Energieeinsparung nur bedingt gegeben und sind die
Erfahrungen mit der Passivhaustechnologie im mehrgeschoßigen Wohnbau noch nicht
so abgesichert, um daraus allgemein gültige Rückschlüsse ziehen zu können. Es
gibt aus Sicht namhafter Experten durchaus noch Entwicklungs- und
Optimierungsbedarf. Weiters ist seitens der Wohnungsnutzung nicht immer eine
ausreichende Akzeptanz gegeben.
Das Passivhaus sollte unbedingt einen entsprechenden
Anteil am jährlichen Förderungsvolumen einnehmen. Im Sinne der angestrebten
Vielfalt im Wohnungsneubau dürften aber andere Technologien nicht
ausgeschlossen werden.
Dass die Passivhaustechnologie für die Stadt Wien
selbst einen hohen Stellenwert besitzt, beweisen unter anderem die bereits
durchgeführten Bauträgerwettbewerbe im 21. Bezirk und im 3. Bezirk.
Im Bundesländervergleich ist Wien mit 29 Projekten und insgesamt beinahe
3 000 geförderten Wohnungen - das ist nicht irgendetwas - sicherlich
führend.
Zu Frage 4: Durch die neue Sanierungsverordnung
2008, die am 15. Jänner 2009 in Kraft getreten ist, werden erhebliche
finanzielle Förderungsanreize für umfassende thermische Sanierungen, unabhängig
vom jeweiligen Baualter, geboten. Diese neue Förderschiene ist das Mittel
schlechthin zur umfassenden thermisch-energetischen Sanierung des Altbestands.
Sie bietet neben der hohen gestaffelten Grundförderung auch eine
Deltaförderung, womit nicht ein bestimmter Zielwert, sondern das jeweilige
Ausmaß der Energieeinsparung gestaffelt gefördert wird, sowie Zusatzförderung
bei Erreichung des Passivhausstandards bei Einsatz innovativer klimarelevanter
Systeme oder/und Einbau von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.
Insgesamt können damit
Fördermittel in einem noch nie dagewesenen Ausmaß ausgeschüttet werden.
Wesentlich dabei ist auch die deutliche Erhöhung der zulässigen förderbaren
Gesamtsanierungskosten, um die gestiegenen Baukosten abzufedern und verstärkt
Sanierungsanreize zu schaffen. Die Gebäudeeigentümer, Hausverwaltungen,
Genossenschaften, Bauträger, ein
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