Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 70
Martin Graf hat sich deswegen bereit erklärt, weil
der Verein sonst gestorben wäre. Es hat doch vorher zumindest offenbar eine
Misswirtschaft gegeben, und der Verein hat jetzt noch sehr, sehr hohe Schulden
aus der vorigen Obmannschaft. Es sind einige hunderttausend Euro. Wir oder die
Vereinsmannschaft – ich bin nicht direkt engagiert, ich zahle nur Geld ein für
die Mitgliedschaft – hat einen Teil der Schulden schon abgearbeitet, aber der
Martin Graf wollte den Verein einfach nicht sterben lassen. Das war seine
einzige Überlegung, dort einzusteigen. Der Verein soll auch nicht umgefärbt
werden, aber natürlich schaut man sich zuerst im Freundes-, Parteikreis um,
wenn man Geldgeber, auch in kleinerem Maße, finden will, und diese Leute kann
man natürlich leichter überzeugen, dort mit einer finanziellen Spritze zur Seite
zu stehen.
Was jetzt die drei Spielerinnen angeht. Die
Suspendierung hat natürlich nicht der Präsident gemacht, weil er das nicht
kann, sondern der Obmann. Ich war selbst bei einem Damen-Match anwesend, und im
Vorfeld wurden die ganze Plakatwand draußen und auch die Metallteile
beschmiert. (Zwischenruf bei den GRÜNEN.) Die waren es nicht. Es
ist gestanden: Graf: Rassist, Graf: Sexist, Graf: Nazi und, und, und. Das hat
einen großen Schaden hervorgerufen. Wir wissen natürlich – wir können es
natürlich nicht beweisen, aber wir können es uns denken –, aus welchem Kreise
das kommt.
Diese drei Spielerinnen sind ja nicht wirklich
politisch gemäßigt, und wenn der Kollege Ellensohn gesagt hat, er will keine
Rechtsradikalen auf dem Fußballplatz, dann frage ich ihn, ob er Linksradikale
auf dem Fußballplatz will. Für den Kollegen Ellensohn sind wahrscheinlich oder
sicher wir rechtsradikal, aber die sind bei den Linken dabei und die sind aus
unserer Sicht – und ich hoffe, auch aus der Sicht von Kollegen Ellensohn,
obwohl ich es nicht ganz glaube – linksradikal. Ist jetzt linksradikal besser
als rechtsradikal, oder reden wir aus Gründen der Ausgewogenheit über beide
Seiten mit denselben Voraussetzungen?
Die Spielerinnen haben noch ... (GR Mag Rüdiger
Maresch: Was ist für euch besser? Links- oder rechtsradikal?) Gar nichts. (GR Mag Thomas Reindl:
Das kann man sich aussuchen!) Wir lehnen Radikalität, gleich, von
welcher Seite, ab. Wir sehen uns selbstverständlich nicht als rechtsradikal.
Wenn wir als rechtsradikal bezeichnet werden, dann bezeichnen wir – mit gutem
Recht, glaube ich – die Linken, zum Beispiel diesen Zusammenschluss des linken
Bündnisses, als linksradikal. Und ich glaube, daran ist nichts auszusetzen.
Aber die Spielerinnen haben Folgendes gemacht, und
ich glaube, das rechtfertigt ihre Suspendierung schon: Sie haben am Tag der
Angelobung von Martin Graf, zum Teil in Trainingsanzügen von Hellas Kagran, vor
dem Parlament demonstriert und haben dort unter anderem skandiert und geschrien:
„Graf, schleich dich!" (GR Mag Rüdiger Maresch: Was ist da
rechtsradikal? – Lebhafte Zwischenrufe bei GRÜNEN und SPÖ.) Nein, nein, das ist ja linksradikal,
das haben ja nicht wir gesagt. (GR Mag Thomas Reindl: Das ist nur unter
Graf möglich, dass drei Spielerinnen deswegen suspendiert werden!)
Und jetzt möchte ich ein Beispiel bringen. Welcher
Verein, welcher Präsident, der nur halbwegs etwas auf sich hält und sich nicht
gerne tagtäglich beleidigen lässt, lässt das auf sich sitzen? Der Bgm Häupl ist
bei der Wiener Austria engagiert, viele SPÖ-Mandatare sind beim ASKÖ Wien
engagiert, und wenn sich dann Spieler oder Funktionäre irgendwo hinstellen, vor
das Parlament, und schreien „Häupl, schleich dich! Kopietz, schleich
dich!" oder so was, das lässt sich die Sozialdemokratie gefallen? Also das
glaube ich nicht. Da würde auch die Sozialdemokratie oder würden die Vereine,
in denen sich die Sozialdemokratie engagiert, einschreiten. Mit gutem Recht.
Ich glaube, das braucht man sich nicht gefallen zu lassen. Ein Mindestmaß an
Benehmen muss auch im Fußballsport vorhanden bleiben. Und diese
Suspendierungen, die nicht von Martin Graf, wie gesagt, sondern vom Obmann
ausgesprochen wurden, sind unserer Meinung nach auch zu Recht erfolgt. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Warum kriegt dann die Kantine jemand, der bei euch im
Parlamentsklub ist?) Warum sollte er nicht? (GR Heinz Vettermann: Das ist eine unerträgliche Politisierung!)
Müssen wir jetzt die Kantine auch schon ausschreiben? Da frage ich lieber
vorher die Kollegin Gretner, ob es ausschreibepflichtig gewesen wäre. Die kennt
sich da besser aus.
Kein Mensch auf der ganzen Welt lässt sich so eine
Behandlung durch Vereinsmitglieder, für die er sein Geld, seine Zeit und seine
Nerven einsetzt, auf Dauer gefallen. Er hat vorher schon einiges schlucken
müssen, doch das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Aber der Verein ist weit entfernt davon, irgendwie umgefärbt zu werden.
Da gibt es ganz andere Beispiele. Ich habe das selber
am eigenen Leib erfahren. Das hat mir damals sehr weh getan am Schluss meiner
fußballerischen Tätigkeit. Damals hat mich der Trainer von FC Stadlau – damals
noch ÖMV Stadlau oder OMV Stadlau, ich weiß nicht genau, wie der damals
geheißen hat – gefragt, ob ich nicht zum Verein kommen möchte. Im Fußballclub
Stadlau engagieren sich immer schon viele sozialdemokratische Funktionäre. Es
ist auch nichts dagegen einzuwenden. Es müssen sich Leute engagieren, und
Politiker sind da oft sehr gut am Platz, weil sie Geld aufstellen können und
viele Kontakte haben. Also der Trainer hat gesagt, ich will dich haben, und ich
habe gesagt, ja, ich will auch, dann habe ich es nicht weit. Ein paar Tage
später ist er gekommen und hat gesagt, das können wir nicht machen, du bist
schon Bezirksrat bei den Blauen. Das geht bei uns nicht. Tut mir leid. Es war
im Endeffekt auch wurscht, denn ich bin halt wieder einmal zu Donaufeld
gegangen. Aber weil uns immer vorgeworfen wird, wir färben um oder wir machen
Parteipolitik.
Schaut euch einmal am Hellas-Platz
um, wenn ihr es übers Herz bringt, auf einen rechtsradikalen Fußballplatz zu
gehen. Es werden dort keine Wehrsportübungen veranstaltet, es wird keine
Parteiwerbung gemacht. Die Leute engagieren sich dort. Die Kantine präsentiert
sich
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