Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 70
unserem Kommentar entzieht. So lange es sich um
religiöse Inhalte handelt, bin ich völlig dieser Meinung, keine Frage. Aber
wenn es sich um demokratische Grundrechte handelt und diese in Frage gestellt
werden, dann bin ich sehr wohl der Auffassung, dass man sich entsprechend
einzubringen beziehungsweise einzumischen und klar zu sagen hat, was man davon
hält. Es liegt ja in unserer Geschichte nicht so weit zurück, dass wir auch
anderes erlebt haben. Und diese Werte werden jetzt anhand einzelner Aussagen
einzelner Imame auch diskutiert.
Mit dieser Einschränkung will ich sagen: Ja, das ist
richtig. Ich bin überzeugt davon, dass bei dem, was wir Neuzuwanderern in Wien
anzubieten haben, der Sprachunterricht eine besondere Bedeutung hat und auch
der Religionsunterricht in Deutsch zu erfolgen hat. Ein solches
„Imamen-Coaching“ mag durchaus ein interessantes Projekt sein. Ich werde mir
das anschauen, ich habe bisher davon noch nichts gehört, das dürfte aber eine
interessante Geschichte sein.
Das entbindet uns aber nicht von dem, was wir vorher
in der Diskussion insbesondere auch für den Unterrichtsbereich diskutiert
haben, und wir müssen selbstverständlich auch weiterhin alles versuchen, um auch in Zukunft
jenes positive Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften
aufrechtzuerhalten, das uns im Gegensatz zu deutschen, französischen,
spanischen und italienischen Städten sehr viel erspart.
Die Wienerinnen und Wiener wollen keine brennenden Moscheen,
keine brennenden Kirchen, keine brennenden Tempel, sondern sie wollen mit dem
Ganzen in Frieden leben, und eine Voraussetzung dafür ist, dass das
vertrauensvolle Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften funktioniert.
Und dafür werde ich alles tun. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir
kommen nun zur 4. Zusatzfrage. Sie wird von Herrn GR Dr Wolf gestellt.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister!
Ihre Haltung ist nicht nur klar und eindeutig,
sondern findet auch volle Unterstützung. Natürlich geht es darum, dass die
Werte von Demokratie und Freiheit vermittelt werden müssen, wie Sie gesagt
haben. Wir leben allerdings in einer Situation, in der das Kommentieren zu
wenig ist. Es ist offenbar zu wenig, wenn man sagt, dass man dieser oder jener
Meinung ist.
Aus den Zahlen dieser Studie geht hervor, dass
immerhin 29 Prozent sagen, dass eine Integration nicht möglich sei, ohne
die Identität zu verlieren, und dass 22 Prozent dieser befragten
ReligionslehrerInnen die Demokratie ablehnen. Das heißt: Das erfordert
Maßnahmen.
Konkrete Frage: Werden Sie ein Maßnahmenpaket unter
Einschluss gesetzlicher Initiativen vorlegen, um dieses offenbar vorhandenen
Probleme zu lösen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Ich werde mir
zuerst die Studie anschauen. Zweitens habe ich für nächste Woche auch einen
Termin (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich bin nur der Bürgermeister und
nicht der Stapo-Chef! (Heiterkeit bei den
GRÜNEN.) Ich muss schon ein bisserl darauf hinweisen, dass es da
Unterschiede gibt.
Natürlich werde ich mir das anschauen, denn diese
Studie kann einen wirklich nicht ruhig schlafen lassen. Das ist keine Frage,
darüber brauchen wir nicht herum zu reden. Wenn ich eine solche Studie von
autochthonen österreichischen Lehrern hätte, würde mich schlicht und ergreifend
der Schlag treffen! Da wäre es allerdings leichter, entsprechend einzugreifen.
Ich habe für nächste Woche einen Termin mit der Frau
Unterrichtsministerin vereinbart, und ich werde mit ihr überlegen, was man
diesfalls von Seiten der Legislative machen kann.
Ich mache Sie aber noch einmal darauf aufmerksam: Am
Ende werden wir vor einer Diskussion stehen, ob wir das Konkordat ändern oder
nicht. Wenn es in Richtung staatlicher Religionslehrer-Ausbildung geht, dann
werden wir dort stehen, und dann erwarte ich mir auch Ihre Unterstützung, Herr
GR Dr Wolf! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
danke für die Beantwortung der 3. Frage.
Die 4. Frage (FSP –
00226 2009/0001 – KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag Gerhard
Spitzer gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet. (Worauf führen Sie die für Wien hervorragenden Ergebnisse der
Verkehrsunfallstatistik zurück?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker:
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Gemeinderat!
Wir konnten in der Tat in den letzten Jahren
erreichen, dass die Unfallzahlen in Wien deutlich zurückgegangen sind. Die
Verkehrsunfallstatistik hat sich hier sehr positiv entwickelt. Wir hatten
gerade im vergangenen Jahr sehr gute Ergebnisse.
Lassen Sie mich aber trotzdem am Beginn sagen, dass
jeder Tote im Verkehr eigentlich unnötig ist und Unfälle gar nicht passieren
sollten.
Wir konnten im Jahr 2008 die Zahl der Getöteten im
Verkehr auf 27 reduzieren, das ist nahezu um ein Viertel weniger als im Jahr
davor. Und wir konnten auch die Unfallzahlen insgesamt drücken. Außerdem ist es
gelungen, dass wir in den einzelnen Unfallgruppen, zum Beispiel
Schulwegunfälle, Unfälle mit dem Fahrrad, Unfälle von FußgängerInnen, die
Unfallzahlen deutlich senken konnten.
Es gibt eine einzige Steigerung, nämlich bei den
tödlichen Unfällen mit Fahrrädern. Allerdings sind drei am selben Tag in einem
Bezirk verunfallt. Hier gab es eine deutliche Konzentration, und zwar
überwiegend bei Schlechtwetter, bei Regen und mit Beteiligung von LKW. Daher
werden wir uns gerade für diesen Bereich vornehmen, spezielle Verbesserungen
durchzuführen und auch die Wahrnehmbarkeit von Gefahrenlagen deutlich zu
verbessern.
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