Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 70
selbstverständlich für das Existenzrecht Israels
eintreten. Wir treten aber auch für das Existenzrecht der Palästinenser auf
Basis der Zwei-Staaten-Lösung ein. Ich glaube aber, auch das ist Common
Sense. – Jedenfalls ist das aber meine Meinung, und diese habe ich auch
öffentlich geäußert. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Wolf gestellt.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister!
Ich widerstehe der Versuchung, ähnlich, wie Sie
vorgegangen sind, Ihre Wortmeldung zu ironisieren. Ich halte das Thema für zu
brisant und für zu ernst, um hier derartiges zu tun.
Der Kreis schließt sich. Ihre Haltung ist völlig
unbestritten, klar und eindeutig. Aber es schließt sich der Kreis auch
insofern, als jener Prediger, der – um es zu zitieren – von der
„Bestie Israel“ gesprochen hat, an der Islamischen Pädagogischen Akademie
Lehrer ausbildet. Das ist ein unhaltbarer Zustand! Ich nehme an, in diesem
Punkt sind wir einer Meinung. Es handelt sich um jenen Prediger, dessen
Aussagen verharmlost wurden.
Ich möchte eine ganz klare Frage stellen: Mit welchen
Maßnahmen werden Sie dafür sorgen, dass Ihre Haltung, die unbestritten ist,
auch durchgesetzt wird? Das geschieht nämlich offenbar nicht.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Das ist ein Feld,
das wir vorher schon diskutiert haben. Wenn man von mir verlangt, dass ich,
egal in welcher Funktion und mit welchem Hut bekleidet, einen Religionslehrer
abberufe, dann muss ich erwidern: Das kann ich nicht!
Allerdings will ich in
keiner Weise verhehlen, dass das – unabhängig davon, dass es von demselben
Imam auch ganz andere Wortmeldungen gibt, die dem Zusammenleben der
Religionsgemeinschaften durchaus dienlich sind – von der Islamischen
Glaubensgemeinschaft zu prüfen und zu ahnden ist. Das haben jedoch diejenigen
zu tun, die dafür die Verantwortung tragen und die dazu auch rechtlich
ermächtigt sind.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Univ-Prof Dr Eisenstein gestellt.
Bitte!
GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Sie haben bei der Beantwortung der 1. Frage gesagt,
dass es auch für Sie nicht so leicht sei, die heute schon zitierte Studie zu
bekommen. Es steht mir nicht zu, Sie diesbezüglich zu beraten. Ich darf Ihnen
aber einen Tipp geben: Schicken Sie doch bitte einen Boten in die
Maria-Theresien-Straße, dann haben Sie die Studie in zehn Minuten! Herr
Khorchide wird Sie Ihnen sicherlich sehr gerne geben!
Nun komme ich zum Punkt: Sie haben gesagt, dass Sie
Religionslehrer nicht suspendieren können. Das nehme ich so zur Kenntnis. In
Ihrer Eigenschaft als oberste Instanz des Stadtschulrates müssten Sie aber doch
zumindest theoretisch irgendetwas unternehmen können!
Meine konkrete Frage an Sie: Welche Auswirkungen
haben Äußerungen von im konkreten Fall islamischen Autoritäten in Wien –
es könnten aber natürlich auch andere sein, und Lehrer und Prediger sind nun
einmal Autoritäten –, wenn diese demokratiepolitisch bedenklich oder in
irgendeiner Form radikal sind? Das muss doch letzten Endes irgendwelche
Auswirkungen haben!
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Ich verlange,
völlig egal, um welche Religionsgemeinschaft es sich handelt, dass jemand, wenn
er in welchem Fach auch immer unterrichtet und demokratiefeindliche,
freiheitsfeindliche, rassistische, menschenrechtsverachtende oder sonstige
diskriminierende Inhalte von sich gibt, mit Sanktionen von jenen konfrontiert
wird, die dafür zuständig sind, beziehungsweise, wenn es sich um den
öffentlichen Bereich handelt, mit einem Disziplinarverfahren zu versehen ist.
Das ist überhaupt keine Frage. Da geht es nicht um Eventualitäten und Konjunktive.
Grundrechte wie Demokratie, Freiheit sowie Menschenrechtsachtung und Ablehnung
von Rassismus sind unverhandelbar und undiskutierbar, und deren Verletzung ist
untolerierbar, egal, ob in der Schule oder anderswo. Ich verlange daher auch
von jeder Religionsgemeinschaft, dass sie bei ihren Religionslehrern darauf
achtet, dass sie sich diesen unverhandelbaren Grundwerten entsprechend
verhalten. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3.
Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Was den schulischen Unterricht betrifft, haben wir
durchaus die Möglichkeit, auch legistisch einzugreifen, wie wir vorhin erörtert
haben. Bei dem, was hingegen in Predigten beispielsweise innerhalb einer
Moschee oder während eines Gottesdienstes gesagt wird, handelt es sich
natürlich um Bereiche, wo die Politik nicht mitzureden hat, was umgekehrt jetzt
auch gut so ist.
Mir geht es in diesem Fall darum, dass man
nichtsdestotrotz versucht, positiv so Einfluss zu nehmen, wie es uns überhaupt
möglich wäre. Ich möchte darauf verweisen, dass zum Beispiel das Land Tirol
meines Wissens ein Projekt gestartet hat oder jedenfalls plant, das sich
„Coaching für Imame“ nennt. Imame kommen ungefähr alle fünf Jahre neu nach
Österreich, und sie kommen sehr oft aus anderen Ländern und brauchen eine
bestimmte Zeit, bis sie sich zurechtfinden. Da macht es jedenfalls Sinn, in
einen fruchtbaren und konstruktiven Dialog einzutreten.
Würden Sie sich einer ähnlichen Idee und einem
ähnlichen Projekt in Wien anschließen? Gibt es Planungen für ein ähnliches
Projekt auch in Wien?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Frau Klubobfrau! Ganz bin ich nicht Ihrer Meinung, dass das, was gepredigt
wird, egal, ob in Kirchen, Tempeln oder Moscheen, sich völlig
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