Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 70
gesucht werden, um den Vertrag aufzulösen.
Ich stehe selbstverständlich zu der
Anfragebeantwortung, wie zu vielen anderen, denn wir diskutieren die Sache ja
jetzt zum x-ten Mal und ich wiederhole zum x-ten Mal, was ich schon gesagt
habe: Wir sind natürlich sehr darauf bedacht, einerseits die wirtschaftliche
Situation und die Rahmenbedingungen im Auge zu behalten, uns aber natürlich
auch korrekt an die entsprechende Vertraulichkeit von Daten und Informationen
und die entsprechenden Vertragsvereinbarungen zu halten, um etwaigen sonst
möglichen Schaden von der Stadt beziehungsweise den Wiener Linien abzuwenden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 2. Zusatzfrage
wird von Herrn GR Mag Neuhuber gestellt.
GR Mag Alexander Neuhuber
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin!
Im Nachhinein ist man natürlich oft gescheiter,
gerade was das amerikanische Rechts- und Steuersystem betrifft, das ja sehr
kasuistisch, also ganz anders als bei uns in Europa ausgelegt ist. Dort können
Einzelentscheidungen von Gerichten, wie Kollege Margulies jetzt angesprochen
hat, letzten Endes auch auf ein ganzes System Auswirkungen haben, aber das kann
man vorher nicht immer wissen.
Meine Frage, damit wir das auch hier im Raum noch
einmal klarstellen: Welche Vorteile hatte die Stadt Wien durch diese einst
abgeschlossenen Verträge? Diese wurden ja nicht aus Jux und Tollerei
abgeschlossen, sondern wir hatten tatsächlich keine schlechten geldwerten
Vorteile. Kann man das vielleicht ein bisschen beziffern, Frau
Vizebürgermeisterin?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte Frau Vizebürgermeisterin!
VBgmin Mag Renate Brauner:
Auch das haben wir schon öfters diskutiert. Ich danke Ihnen erstens für
den sachlichen Stil, den Sie jetzt in diese Diskussion bringen! Ich meine
nämlich, dass man über steuerliche Angelegenheiten und über wirtschaftliche
Fragen jedenfalls mit Sachlichkeit diskutieren sollte.
Natürlich wurde diese Maßnahme – wie Sie richtig
sagen – nicht aus Jux und Tollerei gesetzt. Es hat hier steuerliche
Möglichkeiten gegeben, die einen Vorteil für die Stadt Wien und damit im
Endeffekt für die Wiener Steuerzahler und Steuerzahlerinnen gebracht haben.
Deshalb wurde diese Chance genutzt. Es handelt sich hiebei um Vorteile für die
Stadt in zweistelliger Millionenhöhe, die lukriert werden konnten. Ich denke,
dass das Summen sind, die auch für eine Stadt wie Wien mit deren budgetären
Rahmenbedingungen eine Größenordnung haben, dass es Sinn macht, sie in Anspruch
zu nehmen. Wir wissen, dass es diese Möglichkeiten nicht mehr gibt, das waren
einmalige Aktionen, die nicht wiederholt wurden, wofür es auch keine aktuellen
Anlässe gibt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 3. Zusatzfrage
wird von GR Dr Günther gestellt.
GR Dr Helmut Günther (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vizebürgermeisterin!
Wir alle wissen, dass Cross Border Leasing kein speziell Wiener
Problem ist, sondern viele Städte in Österreich und natürlich auch in
Deutschland betrifft. Bei Auftreten der Finanzkrise gab es am 19.9. einen
Bericht in der FAZ, in dem zu lesen ist, dass die Städte Gelsenkirchen, Bochum
und einige andere internationale Gespräche einerseits mit Frankfurt,
andererseits mit New York, aber auch mit Wien geführt haben.
Daher meine Frage: Hat es solche Gespräche auch nach
Ihrem Wissen gegeben? Hat es vielleicht irgendein gemeinschaftliches Auftreten
gegenüber diesen Cross-Border-Leasing-Bereichen gegeben?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte. Frau Vizebürgermeisterin!
VBgmin Mag Renate Brauner:
Grundsätzlich gibt es natürlich – und das berichte ich auch bei
jeder Anfragebeantwortung und bei jeder Diskussion – von Seiten der Damen
und Herren, die in Wien dieses Vertragsmanagement machen, eine permanente
Beobachtung der internationalen Situation. Wie Sie richtig sagen, hat sich ja
der internationale Finanzmarkt auf eine Art und Weise verändert, wie sie
niemand, inklusive diversester Wirtschaftsnobelpreisträger, vorhersehen konnte.
Insofern ist es natürlich notwendig und ganz besonders in Zeiten wie diesen
wichtig, dass internationale Entwicklungen im Auge behalten werden.
Diesbezüglich sind auch unsere Experten und Expertinnen in Kontakt. Ob es jetzt
konkret mit den von Ihnen individuell angesprochenen Städten Kontakte gibt,
kann ich Ihnen nicht beantworten, ich kann aber gerne nachfragen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 4. Zusatzfrage
wird von GR Dipl-Ing Margulies gestellt.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Wenn Sie aufmerksam die Protokolle aus dem Jahr 2002
und 2003 lesen, werden Sie erkennen, dass ich selbst darauf aufmerksam gemacht
habe, dass eine solche Situation bei der Frage von Cross Border Leasing eintreten könnte.
Im Hinblick darauf erlaube ich mir zu sagen: Man kann
jeden Steuerhinterzieher und jeden Steuerbetrüger fragen und wird von ihm
hören, dass das, was jetzt passiert ist, möglich ist, wenn man mit Steuerbetrug
und Steuerhinterziehung Geld macht.
Jetzt haben amerikanische Gerichte Verträge, die im
Jahr 1999 und 2001 und nicht später abgeschlossen wurden, als umfassenden,
gefährlichen Steuerbetrug bezeichnet. Sie können das nachlesen.
Ich erlaube mir noch eine Bemerkung, denn wir haben
uns zwei Minuten Redezeit gemeinsam ausgemacht: Es hat immer geheißen, dass die
Sicherheiten stehen und alles kein Problem ist. Mittlerweile ist bekannt, dass
Wells Fargo die Sicherheiten von AIG übernommen hat. Im Hinblick darauf wäre es
natürlich spannend zu wissen, was das die Stadt Wien gekostet hat!
Ich gehe allerdings doch davon
aus, dass Sie entgegen Ihrer jetzigen Darstellung die Entwicklung der Cross-Border-Leasing-Geschäfte
doch intensiver verfolgen, da
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular