Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 115
Wir werden weiterkämpfen, dass die Dinge, die wir als
mobil in Wien sehen, weiter vorangetrieben werden, in diesem Sinne eine Arbeit
für die Wienerinnen und Wiener, um mobil in dieser Stadt mit jenen
Möglichkeiten zu sein, die sie selbst als Mobilität ausnützen. - Danke für die
Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Puller. Ich erteile
es ihr.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich werde versuchen, meine
Rede möglichst kurz zu halten. Ich möchte heute einen Antrag einbringen, der
nicht gerade neu ist, vielleicht nur neu formuliert. Er betrifft die rasche
Aufstockung des Straßenbahnfuhrparks.
Ich möchte schon ein paar
Worte darüber verlieren, weil ich denke, ich muss keine Hellseherin sein, wenn
ich behaupte, der Straßenbahnwagenfuhrpark von Wien ist nicht erst seit heuer,
nicht seit vorigem Jahr, sondern schon seit mehreren Jahren am Limit angelangt.
Es gibt zwei Kategorien in diesem Saal, eine Kategorie, die maßlos übertriebene
Behauptungen aufstellt und ein großer Teil, der es ständig abstreitet,
schönredet. Wahrscheinlich liegt es daran, dass zum Großteil in diesem Saal nur
Theoretiker oder Theoretikerinnen und keine PraktikerInnen sind.
So möchte ich meine
Behauptung, der Straßenbahnfuhrpark ist längst am Limit, mit einem praktischen
Beispiel näher bringen. Und zwar ist es noch nicht so lange her, da ich Vollzeitstraßenbahnerin
war. Es ist nicht einmal vorgekommen, dass ich, wenn ich Frühdienst hatte, mich
zwischen 4 und 5 Uhr gemeldet habe. Dann muss man den Wagen checken und
wenn dieser eine Störung aufweist, wo ich nicht ausfahren konnte, war es einige
Male so, dass dieser Zug einfach ausgefallen ist, weil kein Ersatzzug
bereitgestellt wurde oder der Bahnhof keinen Ersatzzug hatte. Das wiederum,
mein Gott nein, fehlt halt ein Zug in der Früh, hat wirklich einige Menschen
betroffen. Aber einige werden halt sagen, eh nur Arbeiter oder Arbeiterinnen,
die in der Früh, wenn sie den ersten Zug - meistens war es der 6er oder 18er -
nicht erwischt haben, dann halt auf den nächsten gewartet haben. Aber es ist
ziemlich bitter, wenn man gerade am Morgen bei einem Intervall von
15 Minuten wie bestellt dort steht, nicht abgeholt wird und vielleicht
viel zu spät in die Arbeit kommt.
Es sind jetzt einige Jahre
vergangen. Es sind in diesen Jahren zirka 190 ULFs ausgeliefert worden, meine
Damen und Herren, aber es hat sich an der Situation nichts geändert. Ich
behaupte nach wie vor, der Straßenbahnfuhrpark ist am Limit. Warum? Weil
Hochflurgarnituren vorschnell nach Graz oder in Ostblockländer verkauft wurden.
Man hat nicht bedacht, dass der Niederflurzug schon lange an seinen Kinderkrankheiten
leidet und immer noch, jetzt auch noch, bis zu einem Drittel fahruntüchtig in
den Bahnhöfen oder in den Hauptwerkstätten herumsteht und darauf wartet, dass
er repariert wird.
Sehr geehrte Damen und Herren, nun zu einem jüngsten Beispiel, das zeigt,
wie die Praxis wirklich aussieht. Die neuen Durchgangslinien, der 1er und der
2er, die vor zirka zwei Monaten in Betrieb genommen wurden, haben eine sehr
lange Strecke. Jeder, der ein bisschen mit Straßenbahn zu tun hat, weiß, je
länger die Strecker, desto störungsanfälliger wird die Linie. Nun, was haben
die Wiener Linien gemacht? Eine Husch-Pfusch-Aktion meiner Ansicht nach, sie
haben diese Linie in die Wüste geschickt ohne irgendwelche Bevorrangungs- oder
Beschleunigungsmaßnahmen. Diese neuen Durchgangslinien, meine Damen und Herren,
sind sehr störanfällig geworden, weil sie eben nicht bevorrangt werden.
Jegliche kleinste Störung, die der motorisierte Individualverkehr verursacht,
muss der öffentliche Verkehr, sprich, die Straßenbahn, mittragen. Was ist der
Endeffekt? Der 1er und der 2er kommen zu zweit, zu dritt hintereinander, dann
kommt lange nichts, dann kommt irgendwann ein Niederflurzug, aber der
Niederflurzug ist leider eine kurze Type, die Type A, die mindestens
50 Fahrplätze raubt, meine Damen und Herren. Der Herr Hora kann es Ihnen
sicher bestätigen. Man verkauft die Leute wirklich für dumm! Man pflanzt die
Bevölkerung und glaubt, es fällt ihr nicht auf, aber der Bevölkerung, den
Menschen, den Fahrgästen ist es sehr wohl aufgefallen! Sie haben es sich nicht
gefallen lassen. Sie haben sich bei den Wiener Linien beschwert! Medial ist es
auch aufgegriffen worden. Vor vier Wochen war dann in einer Tageszeitung ein
großer Artikel darüber und siehe da, auf einmal fahren lange Niederflurzüge, wenn
sie mit Niederflur bestückt sind. Auf den Linien 1 und 2 fahren auf einmal
lange Niederflurzüge.
Aber jetzt kommt wieder einmal der
Schildbürgerstreich: Woher kommen die langen Niederflurzüge, meine Damen und
Herren? Nicht neu ausgeliefert vom Werk Siemens, nein, diese werden von der
Linie 6, von der Linie 43 und von der Linie 67 abgezogen, gerade
aus einem Bezirk, meine Damen und Herren, dem 10. Bezirk, wo Sie sehr viel
verloren haben! (GR Alfred Hoch: Aber
soviel habt ihr dort auch nicht gewonnen!) Mich wundert es wirklich nicht,
aus einem Bezirk abgezogen, der kinderreich ist, welcher der Erste war, der mit
Niederflurzügen bestückt worden ist, und jetzt werden aus diesem Arbeiterbezirk
einfach die Züge abgezogen. Friss-oder-stirb-Management der Wiener Linien und
auch der Wiener Stadtregierung! Meine Damen und Herren, ich stelle daher heute
den Antrag:
„Die amtsführende Stadträtin für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke wird ersucht, für die rasche
Auslieferung der bestehenden zweiten Generation der Niederflurfahrzeuge, vor
allem der Type B ..." - das ist die lange Version mit ihrem
größeren Platzangebot – „... noch vor 2012 Sorge zu tragen, um den Einsatz
von Niederflurfahrzeugen im Gesamtnetz und damit die Aufrechterhaltung des
bestehenden Standards des öffentlichen Verkehrs in Wien zu gewährleisten.
Wir beantragen die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss für Finanzen.“
Abschließend nur ein ganz kurzer
Satz: Es ist ja die
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