Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 115
ganz wichtig sei, dass also derjenige, der Verkehr
erregt, auch dafür bezahlen soll.
Das heißt: Ein Einkaufszentrum erregt Verkehr, und
daher muss das Einkaufszentrum auch mit einer Verkehrserregerabgabe belegt
werden. Das ist ganz einfach. Und dabei ist gleichgültig, ob sich das
Einkaufszentrum im 16. Bezirk oder im 23. Bezirk befindet.
Verkehrserregung kostet die Allgemeinheit Geld und Nerven, und bringt schlechte
Luft und Lärm, also müssen die dafür bezahlen, die Verkehr verursachen. Auf
diese Weise könnte man das regeln. Aber es gibt dafür keine gesetzliche
Grundlage, und es wird wahrscheinlich noch ganz lange keine geben!
Weiters stört mich bei der Fortschreibung des
Masterplans Verkehr auch die dritte Piste: Jetzt ist die AUA mittlerweile ein
Schnäppchen um 366 000 EUR, trotzdem spukt die Errichtung der dritten
Piste immer noch herum! Die Lufthansa hat jetzt um relativ wenig Geld die AUA
erworben. Genau gesagt bekommt sie sogar 480 Millionen EUR, damit sie
die AUA kauft. Das ist kein schlechtes Geschäft! Wenn ich zum Billa gehe,
bekomme ich kein Geld, wenn ich etwas kaufe, sondern da muss ich zahlen. So
verhält sich das bei einem Kauf. Diesfalls wurde aber das seltsame Geschäft
gemacht, dass jemand Geld bekommt, wenn er eine Fluglinie kauft. Ich meine: Das
ist nicht übel!
Jedenfalls ist die AUA aber eigentlich tot. Sie
gehört der Lufthansa, und die Lufthansa wird sie „ausbaanln, wie es so schön
heißt. Und am Ende des Tages haben wir dann eine dritte Piste, die in
Wirklichkeit gar nicht benützt wird, weil es gar keine Flieger mehr gibt. Daher
sage ich: Weg mit dem Zeug! Wir brauchen keine dritte Piste! Wir brauchen nicht
noch mehr Fluglärm in Wien! Das steht aber sicherlich nicht so im Masterplan
Verkehr! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Außerdem fehlt uns noch etwas: Immer mehr
FußgängerInnen haben ein Problem bei den Ampeln. Vor Kurzem hatten wir wiederum
verletzte FußgängerInnen und tote RadfahrerInnen. Der Grund dafür ist, dass in
Wien zu schnell gefahren wird. Was aber wird dagegen unternommen? –
Nichts! Es gibt zu wenig Kontrolle, und Tempo 30-Zonen gibt es auch nicht
allzu viele.
Es wird also zu schnell gefahren, und es gibt noch
immer das Grün-Blinken bei den Ampeln. Das wird nicht abgeschafft, auch wenn
der Herr Stadtrat einen diesbezüglichen Versuch gemacht hat. Faktum ist daher:
Wenn es grün zu blinken anfängt, wird Gas gegeben, damit man hurtig drüber kommt.
Und in Wien hat das bei Rot in die Kreuzung Einfahren massiv zugenommen.
Der Masterplan Verkehr gibt
uns diesbezüglich überhaupt keine Richtschnur. Österreich ist damit einzigartig
in ganz Europa. Ich glaube, nur in Lettland, Kuba und Israel gibt es das
Grün-Blinken noch. Laut Internet waren es drei Staaten außer Österreich. Das
ist wirklich ein bisschen wenig! Kuba hat zur Sozialdemokratie ein gewisses
Naheverhältnis, vielleicht gibt es deswegen Grün-Blinken in Kuba und in
Österreich. Offenbar eine Gemeinsamkeit des Sozialismus!
Kommen wir zu meinem
Lieblingsthema, den Garagen. (GR Dr Kurt: Stürzenbecher: Das kennen wir
schon auswendig!) Das muss ich schon erwähnen: Ihr baut jetzt zum ersten
Mal eine Garage, in der man in Wirklichkeit auch unter Wasser mit dem Auto
fahren kann, wenn es blöd her geht. Das ist ja nicht so schlecht! Auf dem
Naschmarkt soll eine Garage kommen, wo der Hochwasserschutz eingeschränkt wird.
Das find ich toll! In „Heute“ oder in „Österreich“, jedenfalls in einem dieser
netten Blätter, die ihr so gerne habt, steht, dass die Garage alle 15 Jahre
überschwemmt wird. Das finde ich echt super! Dann stelle ich das Auto nur in
die Garage, wenn der Wetterbericht passt. Wenn der Wetterbericht nämlich nicht
passt, könne ich ja nachher ein Amphibienfahrzeug haben, und das kommt
vielleicht nicht so gut!
Außerdem sollen bei der
Naschmarktgarage 370 Stellplätze in der Überwölbung untergebracht werden: Da
frage ich mich ernsthaft: Was geschieht mit dem Naschmarkt selbst? –
Anscheinend ist das ganz einfach: Mitten im Naschmarkt wird ein riesiges Loch
gebohrt, die Überwölbung wird aufgerissen, und dann gibt es noch einige
Ausbauten auf dem Naschmarkt.
Ich meine, diese Glaskästen
schauen ja so besonders charmant aus! Da gibt es dann einen riesigen Glaskobel
mit einer Stiege, einem Lift und einer Abgasanlage mitten im Naschmarkt! Das
macht wirklich ein charmantes Bild! Und es stinkt halt ein bisserl nach
Abgasen! Das wird architektonisch wiederum hervorragend aussehen, und darunter
werden wir 370 Stellplätze haben, die manchmal überschwemmt werden. Dazu wird
es zwei Garagenein- und -ausfahrten geben, und zwar eine bei der Sezession, die
gewiss sensationell gut dazu passen wird, und eine mitten im Flohmarkt.
Diese Garage braucht kein
Mensch, außer wenn Flohmarkt ist. Das heißt, wir bauen eine Garage um ein paar
Millionen EUR in eine architektonisch sensible und hochwassergefährdete Gegend.
Die Hauptsache ist für Sie dabei, dass der Garagenkoordinator wieder
370 Stellplätze abhaken kann. Das ist Verkehrspolitik, wie sie der Stadt
Wien am liebsten Ist: Die Errichter der Garage dürfen wieder
22 000 EUR pro Stellplatz einsacken, und wir bekommen
370 Stellplätze, die zum Teil gar niemand braucht.
Wir haben eine Erhebung
durchgeführt: Es gibt rund 2 000 Stellplätze innerhalb von 500 m
Umkreis rund um den Naschmarkt. Jetzt wollen Sie aber die Garage unter die
Überwölbung bauen. Offensichtlich hat die Stadt Wien zu viel Geld! Wir sagen:
Volksschulen statt Volksgaragen! Das ist ganz wichtig! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Das wollt ihr anscheinend
nicht glauben! Ihr habt nämlich in die Bildung relativ wenig investiert, dafür
aber ganz viel in Volksgaragen! Und so geht das weiter. Dafür wird unglaublich
viel Geld aufgewendet. Kollege Margulies hat vor nicht all zu langer Zeit
einmal gesagt, dass die Stadt Wien das meiste Geld für innovative Projekte in
Form von Volksgaragen ausgibt. Und das ist wirklich ein Armutszeugnis! In
Bildung wird weniger investiert als in diese komischen Volksgaragen!
Außerdem
überlege ich mir Folgendes ganz
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