Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 115
Herr Bürgermeister, wenn Sie sagen, ich war auf keiner Drogenbeiratssitzung, ist das - ich sage es Ihnen jetzt - eine Lüge, so wie Sie es bezichtigt haben!
Ich war in allen Drogenbeiratssitzungen außer in der
letzten Drogenbeiratssitzung, wo ich entschuldigt war, weil ich auf einer
Auslandsreise war und das habe ich mindestens 14 Tage vorher bekannt
gegeben, Herr Bürgermeister!
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zur Debatte über die Beantwortung hat sich jetzt Herr
GR Dr Madejski gemeldet. Ich bemerke, dass die Debatte insgesamt nicht mehr als
180 Minuten betragen darf.
GR Dr Herbert Madejski (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist ein bisschen schwierig, nach den Ausführungen
des Herrn Bürgermeisters - in vorweihnachtlicher Milde - wieder auf die
sachliche Ebene zurückzukommen. Herr Bürgermeister, in vorweihnachtlicher Milde
müssen Sie es uns überlassen, welche Anfragen wir stellen! (Bgm Dr Michael Häupl: Selbstverständlich!) Sie müssen es uns
überlassen, was wir zitieren, wen wir zitieren! (GR Franz Ekkamp: Aber richtig!) Das lassen wir uns als Opposition
nicht nehmen! Das nächste Mal wird jemand anderer eine Anfrage stellen. Das
Recht lassen wir uns von Ihnen oder von der SPÖ-Mehrheit sicher nicht nehmen! (Beifall bei der FPÖ. - Bgm Dr Michael
Häupl: Das hat auch kein Mensch gesagt!)
Herr Bürgermeister, Sie haben gesagt, dass diese
Menge, die wir hier zitiert haben, wobei nur Zeitungsmeldungen und der Herr
Dressel zitiert wurden, nicht stimmt. Wenn man sich genau erkundigt, waren es
4 741 Anzeigen. Sie brauchen nur Ihre Kollegen zu fragen, die Sie bei der
Polizei haben. 5 000 ist vielleicht ein bisschen aufgerundet, gebe ich zu,
aber wir agieren halt immer mit klaren Zahlen, damit man sich etwas vorstellen
kann. 4 741 ist halt nicht so die klare Aussage. Die Anzeigen hat es
gegeben.
Herr Bürgermeister, wenn Sie sagen, Sie verlassen
sich auf jene, die zu Ihnen, zur SPÖ kommen und Ihnen das alles berichten und
den anderen, die anonym sind, glauben Sie nicht, könnte man das auch anders
formulieren. Herr Bürgermeister, man könnte sagen, die anderen trauen sich in
Wien und in diesem Bund und in diesem Innenministerium überhaupt nichts mehr zu
sagen! So ist nämlich die Situation! Da gibt es dann gleich den Staatsanwalt,
da gibt es die BIA, diese berüchtigte Institution, wo alles, was jeder Polizist
macht, sofort kontrolliert wird, ob es rechtens ist, ob es nicht rechtens ist.
Glauben Sie, dass viele Polizisten überhaupt noch die Lust haben,
irgendjemandem irgendetwas zu sagen? Da stehen Sie dann am nächsten Tag bei der
Staatsanwaltschaft, bei der Internen Revision im Innenministerium.
Dies ist die Politik der großen Koalition und Ihrer -
wirklich Ihrer - Innenminister und der jetzigen Innenministerin! Dagegen
verwehren wir uns! Es gibt diese 4 741 Anzeigen, wahrscheinlich mehr, weil
heutzutage niemand mehr etwas anzeigt, weil eh nichts mehr herauskommt.
Wahrscheinlich ist die Zahl sogar mehr, Herr Bürgermeister! (Beifall bei der FPÖ.)
Zur Beantwortung der Fragen: Da waren Sie wieder
milde. Heute haben Sie sehr höflich geantwortet. Ich habe mir das aufgeschrieben.
Es sind die meisten Fragen nicht ganz beantwortet worden, kann man vielleicht
auch nicht, weil das Projekt noch nicht ausgereift ist. Das nehme ich so zur
Kenntnis. Ich habe für mich alles mitgeschrieben. Es war nur ein bisschen kurz,
darauf jetzt gleich zu reagieren.
Aber wie immer bei solchen Situationen ist das eine
typische SPÖ-Reaktion, Herr Bürgermeister. Das Problem wird kleingeredet, es
wird beschönigt. Schlussendlich sind, wie immer, eh alle zufrieden. Sie sollen
froh sein, dass es die SPÖ überhaupt gibt. Sie sollen froh sein, dass wir die
Steuermittel als Füllhorn über viele nötige und unnötige Projekte ausschütten.
Aber in Wirklichkeit, meine Damen und Herren, werden die wirklichen Projekte im
wahrsten Sinn des Worts links liegen gelassen!
Sie waren heute, bei dieser Beantwortung, ganz
sachlich und - noch einmal - milde, Herr Bürgermeister. Aber warum sind Sie
heute bei dieser Beantwortung nicht so richtig aus sich herausgegangen? Vorher
haben Sie es ja gemacht! Warum haben Sie nicht den Ton gefunden, den Sie
normalerweise in vielen Sektionssitzungen finden, den Sie bei
Festveranstaltungen finden, den Sie bei internen Veranstaltungen finden, wo die
Andersdenkenden sehr oft als Koffer, Wappler, Rassisten, Faschisten,
schließlich als die Deppen der Nation - das darf ich sagen, das ist ein Wiener
Ausdruck - bezeichnet werden? Wahrscheinlich nicht, weil Weihnachten ist. Aber
in Wirklichkeit ist das Ihre Diktion in internen Veranstaltungen, Herr
Bürgermeister! Das müssen wir uns als FPÖ sicher nicht gefallen lassen und wir
erwarten von Ihnen, damit aufzuhören, auch wenn Sie uns immer wieder sagen, das
stimmt nicht, das haben Sie nicht so gemeint, das haben Sie nicht so gesagt!
Sie haben uns bei einer der letzten
Festveranstaltungen wieder in die Nähe des Nationalsozialismus, in die Nähe des
Faschismus gebracht. Herr Bürgermeister, es wäre das Gleiche, wenn ich sagen
würde, die Methoden der SPÖ gleichen jenen der Marxisten in der DDR! Haben wir
das jemals gesagt, Herr Bürgermeister? (Bgm
Dr Michael Häupl: Natürlich haben Sie das getan!) Ich denke überhaupt nicht
daran, aber Sie oder viele Ihrer Genossen denken daran! Das zeigt uns, wir sind
ein gefährlicher politischer Gegner von Ihnen geworden! Sie werden alle nervös,
meine Damen und Herren, das zeigt Ihre Diktion! Wir nehmen den Fehdehandschuh
auf! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, die
Architektur kann natürlich etwas verschönern. Die Architektur wird etwas
bereitstellen. Ich bin nicht gegen dieses Projekt, nämlich gegen den
architektonischen Umbau. Aber sehr wohl sind wir dagegen, dass man jetzt
Geschäftsleute, Bürgerinnen und Bürger dafür verantwortlich macht, dass die
Stadt Wien in der Drogenproblematik, in der Drogenszene versagt hat und sie
eigentlich bestraft. Jetzt sucht man irgendein Projekt. Kultur ist immer gut,
weil das ist
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