Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 115
sah ich das immer, weil natürlich diese Institutionen sehr gut ausarbeiten und sehr akribisch arbeiten können, wo womöglich Fehler in der Verwaltung sind. Sie sind aber mehr als das. Diese Institutionen sind natürlich auch für die einzelnen Regierungen wichtige Vorschlagsgeber für Effizienzsteigerungen und deshalb in dieser Funktion ganz wichtig und staatspolitisch wirklich auf oberste Ebene zu stellen.
Ich möchte die Gelegenheit der Diskussion der
Berichte des Rechnungshofs nützen, um einen Antrag einzubringen - auf die
inhaltlichen Angelegenheiten der Berichte wird dann mein Kollege Ebinger
eingehen -, der auch die Effizienz betrifft. Wir wollen nämlich vorschlagen,
dass die Rechnungshofberichte sofort nach Einlangen in Wien dadurch vorab
behandelt und vorab beraten werden können, dass sie dem Kontrollausschuss zur
Verfügung gestellt und dort vorbeschlossen werden, also vorbehandelt werden,
was den Riesenvorteil hätte, dass viele Berichte nicht erst nach Monaten
behandelt werden können, sondern schon vorab zur Kenntnis gelangen und dass
darüber diskutiert werden könnte. Das war es auch schon.
Ich bitte diesbezüglich um Zustimmung und darf den
Antrag offiziell einbringen. Ich lese vielleicht nur ganz kurz den
Beschlussantrag vor:
„Im Sinne eines ernsthaften Willens zur Verbesserung
der Verwaltung der Stadt Wien und allfälliger Klärung der politischen
Verantwortung werden in Zukunft die Rechnungshofberichte unmittelbar nach
Einlangen im Kontrollausschuss vorbehandelt beziehungsweise vorberaten.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“ – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Pilz. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Liebe Kollegen und Kolleginnen!
Was der Herr Vorsitzende schon eingangs gesagt hat,
was den Dank an den Rechnungshof betrifft, möchte ich mich namens meiner
Fraktion gerne anschließen. Wir sind über jeden Bericht immer sehr froh, wir
lesen ihn aufmerksam, wir schätzen die Arbeit des Rechnungshofs. Wir schätzen
auch die Art, wie der Bericht geschrieben ist. Er ist lesbar, er ist
verständlich und vor allem, er gibt klare Empfehlungen hinsichtlich der Dinge,
die umzusetzen sind. Herr Vorsitzender, so verstehe ich auch Ihre Worte: Das,
was hier an Klarheit und an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt, das
sollte für Sie, für die Frau Stadträtin jetzt, zu dem Akt, zu dem ich ja
sprechen möchte, und auch für die anderen ein Auftrag sein, die Dinge
umzusetzen.
Ich möchte von den vielen Akten, die hier vorgelegt
wurden, den Bericht über den Vollzug des Wiener Pflegegeldgesetzes und des
Bundespflegegeldgesetzes und des Schnittstellenmanagements herausgreifen, denn
dieser Bericht betrifft die Verwaltung von viel Leid und das möchte ich so
pathetisch sagen wie ich es auch meine. Da geht es um verletzliche Zielgruppen.
Da geht es um alte Menschen, die Pflegegeld brauchen. Da geht es aber, und das
ist viel zu selten im Blick der Öffentlichkeit, um viele ganz junge Menschen,
nämlich um Kinder und Jugendliche, die vielleicht schwer behindert sind und
daher große Betreuung brauchen - Betreuung durch ihre Eltern, Betreuung in
Institutionen - und die dringend auf das Pflegegeld angewiesen sind. Da geht es
um Menschen, die vielleicht von einer schweren Erkrankung, von einer tödlichen
Erkrankung betroffen Pflege brauchen, in ein Hospiz übersiedeln wollen oder
müssen und auch die brauchen Pflegegeld.
Der Rechnungshof hat nobel ausgedrückt, es besteht
Reformbedarf beim Pflegegeld in Wien und das ist noch höflich gesagt, denn es
besteht dringender und gravierender Reformbedarf. Es handelt sich um eine
Großbaustelle, denn man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier
Menschen um ihre Rechte und um ihre Ansprüche auf Geld schlicht und einfach
dadurch gebracht werden, dass man sich in der Verwaltung zu lange Zeit lässt
und sie aus reiner Bürokratie und, ich würde sagen, Ignoranz so lange warten
lässt, dass manche es nicht einmal mehr erleben, bis ihr Anspruch anerkannt
wird.
Kinder und ihre Leid geprüften Eltern werden
nachgerade durch diese Vorgangsweise schikaniert und unter Druck gesetzt. Da
hat der Rechnungshof neben vielen anderen Dingen auch bemängelt, dass es
tatsächlich so ist, dass die Eltern mit ihren teilweise auch in ihrer
Körperlichkeit sehr eingeschränkt mobilen Kindern in eine Außenstelle in den
20. Bezirks kommen müssen, um dort das Begutachtungsverfahren durchführen
zu können. Man versteht nicht, dass die Empfehlung, die der Rechnungshof hier
setzt, nicht schon längst in Wien Faktum ist, nämlich, dass die Betreuer und
die Begutachter und Begutachterinnen, die Ärzte, zu den Familien in den
Hausbesuch kommen. Das wäre logisch, das wäre verständlich. Nein, man hat in
Wien eine Bürokratie, man hat eine unbarmherzige Bürokratie und zu allem
Überfluss eine langsame, eine zersplitterte und eine uneinsichtige!
Was es dann für Menschen heißt, wenn jetzt endlich der
Arzt, die Ärztin kommt, um diese Pflegegeldeinstufung vorzunehmen, dann wissen
wir von vielen Angehörigen, die uns das erzählen, dass gerade alte Menschen
sich dann zusammennehmen, zusammenreißen und den Eindruck von großer Gesundheit
machen wollen, weil sie höfliche Menschen sind, und dann kommt der Arzt, die
Ärztin und hat sage und schreibe zehn Minuten Zeit. Zehn Minuten, weil er oder
sie nämlich in einer Stunde vier Begutachtungen vornimmt und die auch nach
monatelanger Wartezeit. Der Rechnungshof sagt hier zu Recht, da mangelt es dann
an der Qualität, denn wer in zehn Minuten den Papierkrieg, die Begutachtung,
die Gespräche, die Höflichkeit, die eingehende Untersuchung abwickeln möchte,
kann den Menschen nicht gerecht werden.
Wer jetzt meint, dass es da halt
um ganz wenige geht, der irrt sich. Allein 2006 waren, was die Kinder und
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