Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 115
Lobbyarbeit geleistet wird, das will er nicht.
Was heißt das aber? Mildtätige Organisationen müssen
deshalb mildtätig sein, weil der Staat einfach komplett auslässt bei der
Sozialpolitik und weil im Grunde genommen vom Staat gewisse Dinge nicht
erledigt werden, die dann sozusagen von Privatorganisationen erledigt werden
müssen. Und die werden jetzt quasi unterstützt, indem Steuergelder quasi
abgesetzt werden können oder ihnen wie auch immer Unterstützung zukommt. Wir
glauben, und das ist unser Beschlussantrag:
„Der Gemeinderat fordert die Bundesregierung auf, die
Absetzbarkeit von Spenden auch auf die Umwelt- und Tierschutzorganisationen auszudehnen.
Die gewählte Vorgangsweise bedeutet eine Geringschätzung der Arbeit der Umwelt-
und Tierschutzorganisationen."
Und wir sind eben der Meinung, dass das geändert
gehört. Wenn, dann Spendenabsetzbarkeit für alle Organisationen, auch für die
Umwelt- und Tierschutzorganisationen. – Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN)
Und damit genug. Wir haben heute ohnehin noch einen
langen Marathon. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr
Prof Dr Eisenstein. Ich erteile es ihm.
GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Da
liegt noch ein Zetterl, wenn das jemandem abgehen sollte. Herr Kollege Maresch
holt sich das von mir. Danke schön. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Da bin ich ja ganz begeistert!) Kein Problem. Es
ist ja rot geschrieben, damit fange ich nichts an. (GR Mag Rüdiger Maresch: Wollten Sie es lieber mit gotischen
Buchstaben?) Das ist nicht notwendig. Danke!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Vorsitzender!
Ich schließe dort an, wo mein Fraktionskollege Dr
Madejski aufgehört hat, bei den Bezirksbudgets. Ich weiß schon, dass das ein
gemeinsamer Antrag von SPÖ, ÖVP und FPÖ ist, trotzdem möchte ich etwas
thematisieren, was so noch nicht gesagt wurde, denn es ist keineswegs alles so
eitel Wonne, auch mit den Budgets an sich, ohne jetzt in Details zu gehen.
Ein bisschen hat man schon den Eindruck, dass
Bezirksbudgets auch eine Augenauswischerei sind. Hier sind im Zuge der
Dezentralisierung Ende der 80er Jahre Entscheidungen auf die Bezirke abgewälzt
worden, die die Gemeinde Wien vielleicht nicht mehr treffen wollte oder nicht
mehr treffen konnte, oder vielleicht hat man einfach nur genug davon gehabt,
von den Bezirken ständig immer die Meldungen zu bekommen: Wir wollen, wir
brauchen, wir müssen haben. Jedenfalls kenne ich die Budgets von Simmering seit
der Dezentralisierung, seit 1987, sehr genau, und es war immer so, meine Damen
und Herren, dass das zur Verfügung gestellte Geld zum Leben zu wenig und zum
Sterben zu viel war. Es hat für die Bezirksausgaben ganz einfach nicht
ausgereicht, und – machen wir uns nichts vor! –, wäre es anders, dann wären
nicht so viele Bezirke in Wien heute so verschuldet.
In den Verhandlungen mit den Magistratsabteilungen,
in den so genannten Perlustrierungsgesprächen, hat sich Jahr für Jahr gezeigt,
dass der größte Teil des Budgets ohnehin bereits verplant war, ohne dass dann
noch genug für einen plötzlichen und dringenden Bedarf vorhanden gewesen wäre.
In Simmering war es immer so, seit ich mich zurückerinnern kann, die letzten
21 Jahre, dass die Budgetposten für Kindergärten und für Pflichtschulen
immer viel zu niedrig angesetzt waren und wir immer mit Überschreitungen
arbeiten mussten.
Dafür – und das ist ein springender Punkt meiner
Ausführungen – findet sich in den Bezirksbudgets der Niederschlag von völlig
unnötigen Ausgaben, nämlich für Leistungen, die letzten Endes ohnehin die
Gemeinde Wien erbringt. Reinigungskosten für Märkte werden verrechnet. Wozu bitte,
wenn die Reinigung ohnehin von der Gemeinde Wien durchgeführt wird? Nur
deshalb, weil die Märkte und das Marktwesen dezentralisiert sind? Ähnliches
gilt für die Reinigungskosten von Bedürfnisanstalten, die jährlich ziemlich
hohe Beträge in den einzelnen Bezirksbudgets ausmachen. In meinem eigenen
Bezirk Simmering sind immerhin 193 500 EUR im Voranschlag für 2009,
und das ist bitte, meine Damen und Herren, kein wirklich zu vernachlässigender
Betrag.
Von den Ausgaben für die kulturelle Jugendbetreuung rede
ich hier gar nicht. Die beigezogenen Organisationen – bitte, von der Gemeinde
beigezogenen Organisationen, nicht von den Bezirken beigezogenen Organisationen
– verdienen nämlich unserer Meinung nach doch einige Skepsis nach all den
Erfahrungen, die wir mit ihnen gemacht haben.
Resümee: Die Bezirksbudgets sind schon gelegentlich
auch ein bisschen – ich habe das jetzt ohnehin hoffentlich abgeschwächt – eine
Farce. Möglicherweise dienen sie der Arbeitsbeschaffung für einzelne
Bedienstete der Zentralverwaltung, aber einen echten Nutzen haben sie so, wie
wir sie derzeit kennen und wie sie sich derzeit präsentieren, nicht. Und – auch
das ein springender Punkt –, sie sind natürlich immer viel zu niedrig dotiert
gewesen. Erhöhungen sind daher auch absolut notwendig.
Und denken wir daran – das für all diejenigen, die
vielleicht diesen Erhöhungen nicht zustimmen wollen –: Es geht schließlich und
letzten Endes immer um Maßnahmen im Sinne und für die Bezirksbevölkerungen, und
die sollten nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden, als sie es
ohnehin schon werden. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau
Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen nun zur Abstimmung, wobei wir diese
Abstimmung getrennt durchführen werden. Bei Postnummer 149 haben wir drei
Unterpunkte.
Punkt 1 befasst sich – ich
verkürze es, weil der Inhalt ohnehin bekannt ist –, mit der
Nahversorgungsaktion, die bis 31. Dezember 2012 verlängert wird, und einer
Änderung der Richtlinien. Wer diesem Punkt 1 zustimmt, den
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