Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 115
für die Bezirke nicht sehr positiv zu sehen. Die Bezirke werden im Jahr 2009, basierend auf der Kommunalsteuer 2007, und im Jahr 2010, basierend auf der Kommunalsteuer 2008, noch leichte Einnahmenerhöhungen haben. Doch es ist jetzt schon abzusehen, dass die Bezirke im Jahr 2011, basierend auf Kommunalsteuer und Dienstgeberabgabe, dramatische Einbrüche in ihren Bezirksfinanzen haben werden.
Deshalb bringe ich einen zweiten Antrag ein, gemäß
welchem sich der Wiener Gemeinderat dafür aussprechen möge, dass Ende des
Jahres 2010 eine neuerliche Evaluierung der budgetären Situation der Bezirke
vorzunehmen ist. So soll verhindert werden, dass Bezirke mangels finanzieller
Reserven nur noch Mangelverwaltung betreiben können, anstatt politisch zu gestalten.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Abschließend, nachdem ich meinen KollegInnen
versprochen habe, die 40 Minuten nicht zur Gänze auszuschöpfen, komme ich
tatsächlich auch zum Akt. Ich meine, man kann sich ein wiederholtes Aufwärmen
der Müllgebührendebatte und der Debatte um Wasser- und Abwassergebühren und um
Gas- und Stromkosten anlässlich des bisher Gesagten sparen. Dennoch lohnt es,
zumindest zwei, drei Sätze auch zum vorliegenden Akt zu sagen.
Es wäre natürlich an der Zeit, die Richtlinien und
die Laufzeit der Nahversorgungsförderung und der
Internationalisierungsförderung zu verlängern beziehungsweise zu adaptieren.
Was wir dennoch für falsch erachten, ist, dass die Garagenförderung Teil des
Förderprogramms des Wirtschaftsförderungsfonds ist. In Summe fließt in Wien der
größte Teil der Wirtschaftsförderungsmittel in den Garagenbau, also in eine
höchst innovative Technologie oder auch nicht, denn die meisten Garagen werden
immer noch nach dem altmodischen Prinzip gebaut, dass man Löcher gräbt oder
einen Hochbau hinstellt. Und das wird im Rahmen des Wirtschaftsförderungsfonds
gefördert, wenn auch glücklicherweise nicht im selben Ausmaß, wie die
Parkgaragenförderung der Stadt Wien beträgt, nämlich 22 800 EUR. Das
ist ein ungeheuerlicher Wert, wenn man sich überlegt, dass mit
22 000 EUR zwei Menschen im Jahr armutsüberwindend leben könnten! Das
ist die Summe, mit der ein Garagenplatz gefördert wird, damit jemand sein Auto
hinstellen kann! Da sind die Prioritäten eindeutig falsch gesetzt!
Wir glauben aber auch, dass es nicht generell Aufgabe
des Wirtschaftsförderungsfonds ist, Parkgaragen, wenn auch in geringerem Maße,
zu fördern. Es wurde jetzt die Stellplatzverpflichtung, auf Grund welcher die
Garagenförderung zu erhalten ist, sogar noch herabgesetzt, das heißt, wir
werden wieder vor vielen Kleingaragen und möglicherweise auch vor vielen
Schaufenstergaragen stehen, durch welche die oft schon sehr heruntergekommenen
Geschäftsstraßen – nicht alle sind es, aber es gibt solche in Wien, wir
kennen sie alle – zu Garagenstraßen werden. Das sind Punkte, die wir
ablehnen!
Darüber kann auch die Mobilitätsförderung nicht
hinwegtäuschen, die, wie im Akt ausgeführt, ja auch nur dann zum Tragen kommt,
wenn es irgendwelche Vorschläge gibt, denn ansonsten fließen die finanziellen
Mittel weiterhin in die Garagenförderung.
Wir werden daher der Nahversorgungsförderung und der
Internationalisierungsförderung zustimmen, der Garagenförderung jedoch nicht,
weil wir diese tatsächlich für einen alten, verlorenen Förderungsweg
erachten. – Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das
Wort hat Herr GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Der
Redner stellt auf dem Rednerpult die Tafel mit der Aufschrift „Wieder Bürger
geschröpft“ auf. – GR Dipl-Ing Martin Margulies: Aber so sieht man dich gar nicht!) Na bitte, so
klein bin ich nicht!
Meine Damen und Herren! Wir haben uns in der
Präsidiale darauf geeinigt, dass hier Gesamtthemen der Wirtschaft diskutiert
werden sollen. Und die Situation ist tatsächlich ernst. Wir wissen, dass wir
aus der Situation der Finanzwirtschaft in eine Krise der Realwirtschaft
geraten. Das war jetzt auch Gegenstand der Aktuellen Stunde. Mich hat
allerdings gewundert, dass von Seiten der SPÖ kein Vertreter aus dem
Finanzausschuss dazu gesprochen hat. Wie ernst es der SPÖ wirklich ist, war
also nicht ganz zu erkennen.
Wenn ich jetzt dieses Taferl hier aufgestellt habe, dann
zeigt das auch einen wesentlichen Aspekt, dass es nämlich darum geht, dass man
eine Entlastung und nicht eine Belastung herbeiführt. Wenn wir in den letzten
Wochen zu Recht beispielsweise die Diskussion in der Öffentlichkeit darüber
hatten, dass die Gaspreise in einem Ausmaß gestiegen sind und dass das eine
unheimliche Belastung für die Konsumentinnen und Konsumenten, aber natürlich
auch für die Wirtschaft bedeutet, dann sieht man, wie hier ein Unternehmen, das
zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien steht, vorgegangen ist: Jetzt erst
sagt man, dass der Gaspreis doch wieder etwas gesenkt wird, er bleibt aber
trotzdem noch immer auf hohem Niveau.
Schauen wir in die Nachbarschaft: Ich habe hier zum
Beispiel einen Bericht aus Ungarn. Dort hat man klipp und klar von Anfang an
gesagt, dass die auch im Eigentum des Staates und der Kommunen stehende
Gesellschaft die Gaspreise nicht anhebt. Ich glaube, daran hätte man sich auch
ein Beispiel nehmen können! (GR Christian Oxonitsch: Zwischen Ungarn und
Wien liegt ein Bundesland. Hast du dort hingeschaut?) Ich glaube, man
sollte sicher eher anschauen ... (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Martin
Margulies.)
Karl Kraus hat gesagt: Wir leben
in Wien und nicht im Vergleich! – Ich meine, wir sollten daher lieber
danach trachten, dass solche Belastungen für die Wienerinnen und Wiener nicht
auftauchen! Und ich frage mich: Wozu stehen die Gesellschaften im
Eigentum? – Martin Margulies hat zu Recht auf die volkswirtschaftlichen
Aspekte von Eigentumsunternehmen hingewiesen, und in dieser Hinsicht ist
wirklich nicht einzusehen, warum ein zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt
Wien stehendes
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