Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 115
abwickeln könnte.
Betreffend Sonderwohnbauprogramm der Stadt Wien sind
wir sind aus grundsätzlichen Erwägungen nicht nur in Anbetracht der gerade
herrschenden Krise dafür, das Wohnbauprogramm insofern umzustellen, als
jährlich wieder 5 000 Gemeindewohnungen errichtet werden. Krise hin, Krise
her: Wir haben in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit deutlichen Zuwächsen
der Wiener Bevölkerung zu rechnen. Es ist von zwei Millionen Einwohnern die Rede,
die irgendwo wohnen müssen. Daher wäre es hoch an der Zeit, jährlich wieder
Sozialwohnungsbauten zu errichten, um zu verhindern, dass eine neue Wohnungsnot
ausbricht oder aber dass die Mietzinspolitik, die sich zur Zeit mit dauernden
Erhöhungen abzeichnet, weiter Platz greift.
Wir haben schon mehrfach
festgestellt, dass die SPÖ ihre traditionelle Wohnbaupolitik aufgegeben hat.
Sie hat sozusagen auf leisen Pfoten eine massive Veränderung durchgeführt,
indem sie trotz aller Versprechen vor den Wahlen letzten Endes beim Gemeindebau
nicht am Kategoriezins festgehalten hat, sondern nunmehr beim Neubezug von
Wohnungen, beim dem die Kategorisierung automatisch erfolgt, der Übergang an
Hand des Richtwerts von 90 Prozent zu erfolgen hat. Die Vorschläge und Versprechen
diverser sozialistischer Funktionäre, dass es keine Zuschläge und Abschläge
geben wird, sind so viel wert wie die Versprechen, dass der Zinssatz nicht
erhöht wird. Daher rechne ich damit, dass die SPÖ selbstverständlich irgendwann
auch davon Gebrauch machen wird!
In diesem Zusammenhang
möchte ich feststellen, dass wir zum Richtsatzgesetz von Anfang an eine
negative Einstellung hatten. Wir haben es bei der Beschlussfassung massiv
bekämpft, weil es unserer Meinung nach ein unglückliches, unnötiges und nicht
durchziehbares und verwirklichbares Gesetz ist. Die SPÖ und die Arbeiterkammer
waren damals ganz begeistert. Heute sind sie dafür, dass Änderungen
stattfinden. Ich glaube, dass es hoch an der Zeit ist, ein nicht vollziehbares
Gesetz endlich abzuschaffen und dafür Sorge zu tragen, dass gesetzliche
Bestimmungen kommen, die von der Bevölkerung auch wahrgenommen werden können.
Weiters ist unserer Meinung
nach ein Haftungspaket des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds für Klein- und
Mittelbetriebe notwendig. Zur Schaffung eines Mittelstandsfonds würden sich der
WWFF und eine einmalige, auf alle Fälle bezogene Verkoppelung der Wiener
Wirtschaftsförderung für das Jahr 2009 anbieten.
Eine Entlastung des Steuerzahlers
durch die Abschaffung der Valorisierung und die Rücknahme aller
Gebührenerhöhungen der letzten Zeit werden von uns immer schon gefordert, denn
diese Abgaben bedeuten wirklich einen Anschlag auf die Geldbörsen der Bürger.
Dabei haben nur die städtischen Unternehmungen massiv abkassiert und ihren
Gewinn erhöht.
Wichtig in diesem
Zusammenhang ist natürlich die Reduktion der Mieten, dass man also beim
Gemeindebau doch wieder zum Kategoriezins zurückkehrt, wie es den Bürgern Wiens
bei der letzten Gemeinderatswahl versprochen wurde. Weiters sollten einige
unserer Anträge etwa betreffend die Einrechnung der Betriebskosten in die
Wohnbeihilfe endlich Berücksichtigung finden. Das sind vielleicht keine
Unsummen, selbstverständlich spürt der Bürger in Zeiten wie diesen jedoch jeden
einzelnen Euro, der ihm zusätzlich aus der Tasche genommen wird.
Über Cross Border Leasing
haben wir in der letzten Zeit lange genug diskutiert. Ich glaube, hier werden
noch ganz unabsehbare Belastungen für die Stadt Wien herauskommen. Diese
Fehlentscheidung ist zu korrigieren. Wir werden, wie gesagt, sehen, welche
Belastungen in diesem Bereich auf uns zukommen und welche Vorsorge die Stadt
Wien für diese Fälle getroffen hat.
Von der Erhöhung der Gas-
und Strompreise, der Kanalgebühren und so weiter habe ich bereits in der
letzten Wortmeldung vor einer knappen halben Stunde gesprochen. Ich komme somit
also jetzt zur Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosigkeit ist derzeit noch nicht
da, sie beginnt jedoch, wie man aus den Zeitungsmeldungen, die ich zitiert
habe, gesehen hat. Die SPÖ in Wien hat aber auch in Zeiten der Hochkonjunktur
im Unterschied zu den anderen Bundesländern diesbezüglich keine objektiv gute
Politik betrieben. Ganz im Gegenteil! In der Zeit, in der Herr Häupl Bürgermeister
ist, wurde Wien zum Spitzenreiter in der Arbeitslosigkeit.
Dazu habe ich hier ein paar
Zahlen: Von 1994 bis 2008 haben die Bundesländer insgesamt die Zahl der
unselbstständigen Arbeitskräfte um 15 Prozent erhöht. In Österreich waren es
insgesamt 11 Prozent. In Wien betrug die Erhöhung jedoch nur ganze 0,6
Prozent! Das heißt, dass es in Wien keine Schaffung von Arbeitsplätzen gegeben
hat. In den Bundesländern hat man diesbezüglich einiges erreicht, nicht aber in
Wien.
Die Bundesländer weisen
teilweise spektakuläre Erfolge aus: Im Burgenland, das wirtschaftlich und
räumlich durch seine Randlage nicht wirklich günstig gelegen ist, erfolgte eine
Steigerung um 19,9 Prozent, in Oberösterreich, einem sicherlich sehr starken
Wirtschaftspartner, betrug die Steigerung 18,5 Prozent, aber auch das Land um
Wien, nämlich Niederösterreich, hat um 13,2 Prozent zugelegt.
Bleiben wir betreffend die
unselbstständig Beschäftigen nur beim Jahr 2008: In diesem Bereich hat es in
Wien nur einen Zuwachs um 2,1 Prozent gegeben, während in Österreich
insgesamt 2,3 Prozent erzielt wurden. Das heißt, das Wachstum in Wien war auch
in diesem Bereich unterdurchschnittlich.
Nunmehr wird sich die
Situation durch eine wahrscheinlich kommende, massive Wirtschaftskrise stark
verschlechtern werden. Es wird festgestellt, dass Wien Spitzenreiter bei den
Privatkonkursen ist, dass es auch viele Firmenpleiten gegeben hat und dass sich
die Firmenpleiten im Jahr 2009 verstärkt fortsetzen werden. Es wird
festgestellt, dass sich im nächsten Jahr die Wirtschaftskrise laut
Kreditschutzverband bei der Statistik der Firmenpleiten ganz massiv bemerkbar
machen wird.
Angesichts
einer Arbeitslosenquote von 7,2 Prozent im Vergleich zum restlichen
Österreich, wo diese Quote
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