Gemeinderat,
41. Sitzung vom 02.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 26
Millionen Euro, bis endlich die Stadt Wien jetzt
wieder verpflichtet ist, dieses Kindererholungsheim instand zu setzen. Ich
möchte dazu sagen, wenn sich nicht der Schenker, der Private in diese Prozesse
eingelassen hätte und sehr viel Geld dafür ausgegeben hätte, weil es ihm um die
Gerechtigkeit ging, um Gerechtigkeit für diese Kinder und dass seine Schenkung
zweckgemäß verwendet wird, dann hätten Sie es einfach nicht gemacht! Sie mussten
gerichtlich verurteilt werden, dieses Kindererholungsheim wieder zu öffnen! Das
zum Thema „Sozial“ und wie glücklich die Frau Wehsely ist, wie toll
Kindererholung von der Stadt Wien funktioniert. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme jetzt zu meinen Anträgen und zu meinem
Thema. Armut ist weiblich. Frauenarbeitslosigkeit und Frauenarmut sind bekannte
Phänomene in unserer Gesellschaft. Ich bringe deshalb diese Frauenarmut und
-arbeitslosigkeit, weil die betroffenen Kinder von vor allem
Alleinerzieherinnen, die davon sehr stark betroffen sind, in diesem Ausmaß eben
genauso betroffen sind. Das heißt, sind Frauen arm, haben Frauen ein zu
niedriges Erwerbseinkommen, sind Kinder arm. Ich empfehle, da Sie sich ja
weigern, weitere soziale Aktionen zu setzen, den Faktor Arbeit zu fördern und
die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass hier ein Wirtschaftsstandort entsteht,
der nicht mehr 8,8 Prozent Arbeitslosigkeit hat.
Mein erster Antrag gemeinsam mit meiner Kollegin
Ekici betrifft Initiativen zur Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs. Wir
wissen, dass in Wien nur jede zweite Frau den Wiedereinstieg schafft. Das
durchschnittliche Jahreseinkommen bei Vollzeitbeschäftigung von Frauen mit
Betreuungspflichten beträgt zirka 15 000 EUR und bei Frauen ohne Betreuungspflichten
24 000 EUR. Es ist ganz klar, dass Altersarmut von Frauen mit
Betreuungspflichten eine Folgeerscheinung davon ist. NOVA ist ein Projekt des
WAFF. Es unterstützt Wienerinnen bei ihrem beruflichen Wiedereinstieg. Geboten
werden Berufsorientierung, aktive Arbeitssuche, Informationsveranstaltungen, et
cetera. Es ist nur traurig noch dazu zu sagen, dass es bei einigen
Veranstaltungen auch keine Möglichkeit der Kinderbetreuung gibt. Frauen, die
den Wiedereinstieg nach der Babypause wollen, brauchen halt eine Kinderbetreuung,
um an dementsprechenden Kursen teilnehmen zu können. Das heißt also, wir
stellen folgenden Beschlussantrag:
„Die zuständige Stadträtin wird aufgefordert, die
erforderlichen Rahmenbedingungen zur Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs von
Frauen zu schaffen und innerhalb des WAFF eine Budgetmittelumschichtung
vorzunehmen, sodass das Projekt NOVA verstärkte Mittel hat, um diesen
Wiedereinstieg zu fördern. Weiters wäre dafür Sorge zu tragen, dass bei allen
Maßnahmen, die zu einem Gerlingen des beruflichen Wiedereinstiegs beitragen
sollen, Kinderbetreuung angeboten wird.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme hiermit zu meinem zweiten Punkt. Das Armutsrisiko
für Frauen gegenüber jenen von Männern ist um rund die Hälfte höher und wir
wissen alle, dass davon besonders stark Alleinerzieherinnen betroffen sind.
Frauen sind deutlich stärker von Armut betroffen, obwohl die gleichen
Qualifikationen und Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt bestimmend sein sollten.
Einer der Gründe ist nach wie vor die zu niedrige Erwerbsbeteiligung von Frauen
und das um rund ein Drittel niedrigere Erwerbseinkommen von Frauen im Vergleich
zu Männern, was zu einer massiven materiellen Schlechterstellung im Alltag
führt. Zudem wissen wir, dass die Erwerbsverläufe - häufigere
Berufsunterbrechungen und atypische Beschäftigungsverhältnisse sowie Teilzeit,
in Wien sind 74 Prozent der beschäftigten Frauen teilzeitbeschäftigt -, zu
einem Armutsrisiko führen. Dazu kommt erschwerend das Problem der
Kinderbetreuung und ich weiß, dass Sie immer sagen, wie großartig Ihre
Betreuungsquote im Kindergarten ist. Ich sage Ihnen, sie ist nicht großartig,
sie ist maximal gut. Flexibel ist sie auch nicht. Aber auf dieses Thema möchte
ich mich jetzt gar nicht einlassen, sondern wir fordern eine erhöhte
Kinderbetreuung für die Null- bis Dreijährigen und eine ausreichende
Nachmittagsbetreuung in Pflichtschulen. Und ich wiederhole zum xten Mal:
Bundesschulen haben eine Abdeckung von rund 100 Prozent bei der
Nachmittagsbetreuung und Pflichtschulen von nur 30 Prozent. Dass natürlich
die meisten Frauen als Grund, warum sie nicht Vollzeit arbeiten, die mangelnde
Betreuung angeben, ist Ihnen sicherlich bekannt. Daher bringe ich folgenden
Beschlussantrag gemeinsam mit meinem Kollegen Dr Aigner ein:
„Die zuständige amtsführende Stadträtin wird
aufgefordert, entsprechende Rahmenbedingungen, insbesondere eine bessere
Nachmittagsbetreuung an den Wiener Pflichtschulen zu schaffen, die zu einer
Steigerung der Erwerbsquote der Frauen beitragen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP)
Abschließend möchte ich noch sagen: Die Armut in dieser
Stadt ist im Steigen begriffen. Ihre Belastungspolitik hat es den Menschen
nicht leicht gemacht. Sie haben eine Arbeitslosigkeit von 8,8 Prozent. Sie
haben Gebühren zu einem Zeitpunkt der Wirtschaftskrise erhöht. Ich wünsche mir
von Ihnen statt Hochmut und Dauerstolz - ich würde gerne einmal bei einer
Sitzung zählen, wie oft Sie das Wort wie stolz Sie sind verwenden -, dass Sie
sich die Fakten zu Gemüte führen und beginnen, nicht nur sozial zu reden,
sondern sozial zu handeln. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Ingrid Zankl: So, zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Wir kommen zur
Abstimmung der eingebrachten Anträge. Ich werde versuchen, sie noch einmal zu
rekapitulieren.
Als erster liegt mir ein Beschluss- und
Resolutionsantrag der GRÜNEN vor betreffend Anheben der Bewertungsgrenzen von
Beihilfen der Stadt Wien. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den bitte ich um
ein Zeichen mit der Hand. - Das sind die Stimmen der ÖVP, FPÖ und der
GRÜNEN, somit nicht die ausreichende Mehrheit.
Der Antrag Nummer 2 der
GRÜNEN betreffend
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