Gemeinderat,
41. Sitzung vom 02.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 26
schon ein Vorbild an gelebter karitativer
Nächstenliebe war. Es handelt sich um den Heiligen Nikolaus, der im
4. Jahrhundert nach Christus ein großes Vermögen geerbt hatte und dieses
Vermögen verschenkt hat. Das ist ein Wohltäter, dessen Beispiel so in die
Gegenwart hereinreicht, dass er bis heute noch in unseren Breiten und weltweit
und auch dort, wo er herkommt, in Kleinasien, verehrt und gefeiert wird. (Beifall
bei der ÖVP.)
Mehr oder weniger am Vorabend des Gedenktages des
Heiligen Nikolaus möchte ich Ihnen da nur ein paar Sequenzen aus seinem
vielfältigen Leben zur Kenntnis bringen. Er war auch schon ein Vorkämpfer gegen
den Kinder- und gegen den Mädchenhandel. Er hat nämlich drei Mädchen vor dem
Verkauf gerettet, indem er dem Vater, der aus Not seine Kinder verkaufen
musste, Gold in das Fenster hineingeworfen hat, und diese Kinder sind dann auch
tatsächlich gerettet worden.
Seit damals ist der Heilige Nikolaus auch
Schutzpatron der Armen und der Kinder vor dem Verkauf, und das ist ja leider
ein Thema, das auch heute noch auf der Tagesordnung steht. Kinderhandel,
Zwangsheirat und so weiter waren in der Antike schon ein Problem. Der Heilige
Nikolaus hat einen Beitrag geleistet, um das zu verhindern. (Beifall bei der
ÖVP und von Gemeinderäten der FPÖ.)
Der Heilige Nikolaus wird ja auch in der heutigen
Türkei noch sehr verehrt, und jeder, der in der Nähe von Antalya einmal auf
Urlaub war, weiß, dass es dort in jedem Hotel Ausflüge zu den Gedenkstätten des
Heiligen Nikolaus zu buchen gibt. (Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.)
Zentral bei allen Legenden um den Heiligen Nikolaus
ist ...
Vorsitzender GR Godwin Schuster
(unterbrechend): Kollege Aigner, eine kleine Bitte und Unterbrechung. Es
ist heute nicht Nikolaus, daher bitte ich den Nikolaus, heute nicht zu kommen. (Anhaltende
Zwischenrufe.)
GR Dr Wolfgang Aigner (fortsetzend):
So wie man am Samstagabend in die Vorabendmesse gehen kann, kann man am
Vorabend auch des Heiligen Nikolaus gedenken, und er ist ja ein
Armutsbekämpfer. (Beifall bei der ÖVP. – GRin Inge Zankl: Heute ist noch gar
nicht der Vorabend!)
Es geht also um das Thema Hilfe für Menschen in Not,
Menschen in Angst, ein christliches Grundthema, und in der Vergangenheit ist
der Nikolo oft missbraucht worden, als Erziehungsfaktor zu dienen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Eher der Krampus!)
Da muss man dazusagen: Weder der Krampus ist historisch erwiesen noch hat er
was mit dem Heiligen Nikolaus zu tun. Deswegen ist es schon an sich erschütternd,
dass man das zum Politikum macht (Zwischenrufe bei der SPÖ.), dass man
in den Wiener Kindergärten Besuche des Heiligen Nikolaus nicht haben möchte,
weil man unterstellt, dass der Heilige Nikolaus ein Überbringer schlechter
Botschaften ist, ein Angstmacher. Ganz im Gegenteil! Der Heilige Nikolaus ist
ein Vorbild, ein Vorbild an Großzügigkeit, an Großherzigkeit und kein
Angstmacher, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir sollten eigentlich dafür Sorge tragen, dass man dieses
Brauchtum eben nicht nur als Brauchtum weiter pflegt, sondern dass man auch auf
den tieferen Sinn dahinter kommt. Und gerade in der Vorweihnachtszeit ist das
etwas ganz Wesentliches. Es ist eigentlich wirklich traurig, dass man die
Frage, ob es Nikoläuse in Kindergärten gibt, überhaupt zum Thema einer
Entscheidung auf Topebene macht.
Meine Damen und Herren! Gerade die Frau
Vizebürgermeisterin hätte genug Aufgaben in ihrem Bereich und sollte die Frage,
ob Nikoläuse in die Kindergärten kommen, wenn, dann den Eltern und
Kindergärtnerinnen vor Ort überlassen, aber nicht auf der Chefebene
entscheiden. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Großzügigkeit des Heiligen Nikolaus – Caritas
heißt ja „tätige Nächstenliebe" – ist auch nicht so marktschreierisch wie
viele Charity-Events, die uns heute tagtäglich auf den Adabei-Spalten
entgegenblicken. Auch da muss man sagen: Natürlich ist es gut, wenn Menschen,
denen es gut geht, die Seitenblicke-Gesellschaft, etwas von ihrem Wohlstand
abgeben, aber auch das ist der Unterschied zum Nikolo: Der hat keine PR für
sich gemacht, der wirkt durch sein Leben weiter, während viele derjenigen, die
da auf allen möglichen Charity-Events sind, das oftmals tun, um selbst einen
Anlass zu haben, sich zu treffen, zu sehen und gesehen zu werden. Es ist halt
oft so, dass die Zahl der Kameras und die Blitzlichter, die da aufleuchten,
oftmals einen Hinweis über die wahren Hintergründe dieser Aktionen geben. Und
auch da sollte man sich ein bisschen ein Beispiel am Heiligen Nikolaus nehmen
und das unseren Kindern auch weitergeben.
Meine Damen und Herren! Es gäbe zum Thema Armut noch
sehr viel zu sagen. Meine Kolleginnen werden noch einige Aspekte
herausarbeiten. Uns ist es wichtig, dass wir diese heutige Debatte auch zum
Anlass nehmen, einen Beschlussantrag zu stellen – ich tue das mit meinen
Kolleginnen Anger-Koch und Ekici –, wonach wir gewährleistet haben wollen, dass
Nikolaus-Besuche auch in den städtischen Wiener Kindergärten möglich sind. Wenn
man von externen Nikoläusen spricht, geht es ja nicht darum, dass da jemand von
der Straße kommt. Ich glaube, darüber sind wir uns einig. Also auch der
Sicherheitsaspekt sollte hier keine Rolle spielen, sondern es geht darum, dass
wir dieses gute Brauchtum nicht in kitschiger Weise, sondern in tiefsinniger
Weise an unsere Kinder und Enkelkinder weitergeben.
In dieser Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag (FH) Tanja Wehsely. Ich erteile es
ihr.
GRin
Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Liebe Kolleginnen! Liebe
Kollegen! Lieber Vorsitzender!
Ich meine, ich hätte ja, ehrlich
gesagt, vorgeschlagen, unsere RednerInnen zurückzuziehen und das Ganze einfach
zu lassen. (StR David Ellensohn: Das verstehe ich!) Es war die Annahme auch der
Kolleginnen, mit
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