Gemeinderat,
41. Sitzung vom 02.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 26
und der dritte, aber fangen Sie mit einem Schritt an,
denn es ist ein Marathon, gegen Kinderarmut zu arbeiten, aber beginnen Sie
einmal damit –, das Minimum, das Ihnen viele Kinder in der Umfrage, die in
Österreich durchgeführt wurde, gesagt haben, ist: Wenigstens Essen für alle! (Beifall bei den GRÜNEN)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR DDr Schock. Ich erteile es ihm.
GR DDr Eduard Schock (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Wir leben heute in einer Zeitenwende, wo der alte
Slogan „Mehr Privat, weniger Staat!" wohl ausgedient hat, wo wieder mehr
Staat notwendig ist, weil sich die sozialen Ungleichgewichte immer mehr
verstärken. Da ist die Analyse der Grünen
ja durchaus richtig, dass sich diese Ungleichgewichte verstärken und dass
Deregulierung, Liberalisierung heute keine Lösung mehr sein können, weil viele
Menschen heute am Existenzminimum sind, weil davon nicht mehr nur Hilfsarbeiter
oder alleinerziehende Mütter betroffen sind, weil heute immer mehr Menschen
Opfer des Systems werden, quer durch alle Altersschichten, durch alle
Einkommensschichten.
Wer heute nicht von Beginn an tüchtig ist, angepasst,
vielleicht nicht mehr ganz dynamisch und jung, wird zum Opfer. Es kann sich
keiner diesem Prozess entziehen, und mit der Finanzkrise, die sich nach den
Prognosen im nächsten Jahr auf die Realwirtschaft ausweiten wird, werden
tausende, zehntausende Menschen in Österreich ihren Arbeitsplatz verlieren,
wird die Arbeitslosigkeit steigen. Verlust von Haus und Hof, Kredite, die nicht
mehr bedient werden können, das alles werden die Folgen sein, und hier muss die
Politik das Korrektiv sein, um die Alleingelassenen, die Zurückgedrängten nicht
im Stich zu lassen.
Meine Damen und Herren! Wir sollten ja doch nicht
ganz vergessen, dass heute, ein paar hundert Meter weiter, eine neue Regierung
in diesem Land angelobt wird, die genau an dem gemessen wird, ob sie es
schaffen wird, ein solches Korrektiv zu sein, und ob die Leute in dieser Regierung
auch die Richtigen sind, hier einen sozialen Ausgleich zu schaffen.
Meine Damen und Herren! Der neue Sozialminister in
dieser Republik wird der Kollege Hundstorfer sein, den wir alle kennen. Der
Kollege Hundstorfer war ja der, der 1,5 Milliarden EUR Haftung
unterschrieben hat für die BAWAG im ÖGB damals und der zu seiner Rechtfertigung
gemeint hat, er hat eigentlich geglaubt, das war nur die Anwesenheitsliste. Das
wird unser neuer Sozialminister, der damals als Präsident die BAWAG an Cerberus
verkauft hat, an eine amerikanische Finanzheuschrecke, der nicht einmal eine
Arbeitsplatzgarantie ausverhandelt hat, der dann aber, um das alles
auszugleichen, den kleinen Angestellten in der Gewerkschaft die Pension
weggenommen hat, bei den Luxuspensionisten allerdings nicht gerüttelt hat. Den
100 Altpensionisten, den Luxuspensionisten im ÖGB ist nichts passiert,
aber den kleinen Mitarbeitern im Gewerkschaftsbund hat der neue Sozialminister
die Pension weggenommen. Ich meine, das soll soziale Sicherheit sein?
Oder jüngstes Beispiel: der ORF. Da werden vom roten
Generaldirektor 1 000 Leute auf die Straße gesetzt, aber gleichzeitig
zahlt man den eigenen Freunderln Abfertigungen in der Höhe von einer halben
Million Euro aus. Eine halbe Million Euro, meine Damen und Herren, das sind
7 Millionen Schilling für den Herrn Oberhauser, zum Beispiel, für all die
Freunderl vom roten Generaldirektor. Und dann kommt die SPÖ daher mit ihrem
neuen Sekretär, mit dem Herrn Deutsch, und plakatiert in ganz Wien „Wir lassen
Sie nicht allein". Das traut sich die SPÖ noch zu plakatieren in ganz
Wien!
Meine Damen und Herren! Sie haben die Menschen schon
alleingelassen, und die Menschen spüren das. Sie sind enttäuscht von der
Partei, von der SPÖ, von der Gewerkschaft. Herr Klubobmann, Ihnen geht es nur
mehr um Ihre Macht, um Ihre Pfründe, um die Sicherheit für Ihre Genossen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine
Damen und Herren! Der Bürgermeister hat einmal gesagt, es gibt in der Stadt ein
Armutsproblem, das ist an der Steigerung der Sozialhilfe abzulesen, und die
Armut wird durch die Politik des Bundes provoziert, hat er gemeint. Das Zitat
ist natürlich zwei Jahre alt, aus dem Jahr 2006, wo Sie alle noch eine gute
Ausrede hatten, nämlich die Ausrede von der schwarz-blauen Regierung. Wir haben
das gehört, wir haben das bis hierher immer gehört, aber wenn Sie jetzt damit
kommen – und Sie machen ja immer wieder diesen Versuch –, dann glaubt Ihnen das
ja niemand mehr, denn es gibt seit zwei Jahren einen roten Bundeskanzler. Sie
haben diese Ausrede nicht mehr. Und Sie haben ja auch in Wien die Wassersteuer,
Kanalsteuer, Müllsteuer erhöht. 133 Millionen EUR waren das in den
letzten beiden Jahren. Dazu kommen noch 40 andere Belastungen seit dem Jahr
2005, die es hier in Wien für die Menschen gegeben hat. Von denen rede ich gar
nicht.
Dann
schaut man sich an, wie Sie Ihr Wahlversprechen umsetzen, das der Bürgermeister
ja auch vor der Wahl heuer gegeben hat, nämlich die Erhöhung der Sozialhilfe.
Wie schaut das eigentlich aus? Dann hat die StRin Wehsely das letzte Mal hier
die Katze aus dem Sack gelassen: 3,4 Prozent, meine Damen und Herren.
3,4 Prozent! Das ist ja keine Erhöhung, das ist eine Inflationsabgeltung,
das ist real überhaupt keine Erhöhung.
Sie
haben daher innerhalb von wenigen Wochen schon zweimal das Wort gebrochen. Das
erste Mal am 15. November, als diese exorbitante Preiserhöhung bei Strom
und Gas war, obwohl der Bürgermeister für heuer eine solche Preiserhöhung bei
Strom und Gas ausgeschlossen hat. Und jetzt, wenige Wochen später, brechen Sie zum
zweiten Mal Ihr Wahlversprechen, indem die Sozialhilfe nicht erhöht wird, indem
Sie nur valorisiert wird, an die Inflation angepasst wird.
Meine Damen und Herren! Das Heizen
können Sie um 21 Prozent verteuern, aber bei der Sozialhilfe schaffen Sie
das nicht? Da machen Sie nur eine Inflationsabgeltung. Das ist in Wahrheit ein
gigantischer zweiter Wahlschwindel innerhalb von nur wenigen Wochen. Die Nase
des Bürgermeisters wird immer länger, meine
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