Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 106
diesem Weg mitnehmen, dass wir eine Wissensstadt sind, sein wollen und das auch in Zukunft ausbauen wollen, kann das funktionieren. Ich habe auch wirklich den Eindruck, das funktioniert jetzt nicht mehr nur im Ausland, sondern zunehmend auch im Inland. Es ist ja oft nicht das Einfachste, dass man die eigenen Leute überzeugt, wenn man im Ausland schon als Wissenschaftsstadt anerkannt ist.
Da sei vielleicht nur ein Highlight erwähnt als eine
Empfehlung für die Wiener Vorlesungen, die im nächsten Jahr natürlich wieder
geplant sind. Es wird - ich glaube, das ist in Planung und auch schon ziemlich
fix - eine Wiener Vorlesung von Jürgen Habermas zum Thema „Verhältnis
Privatheit und Öffentlichkeit nach dem Bankenkrach" geben. Ich glaube, das
ist auch ein Thema, das durchaus am Puls der Zeit ist und das sicher wieder
sehr viele Menschen anziehen wird, ähnlich wie zum Beispiel die Vorlesung mit
Jean Ziegler, zu der rund 2 500 Menschen in den Festsaal gekommen sind.
Es gäbe noch viele Bereiche, die man jetzt erwähnen
könnte, in denen sich viel getan hat, weil eben Vielfalt ein Motto der
Kulturpolitik in Wien ist. Literatur zum Beispiel: gerade eben „Eine Stadt. Ein
Buch.", und auch die Aktion „Cash for Culture" ist wiederum
durchgeführt worden, was ebenfalls erwähnt worden ist. Das funktioniert
wirklich sensationell gut, da hat es in diesen zehn Monaten schon 39 Projekte
gegeben, die eingereicht worden sind, und zwar großartige Projekte. Da gibt es
natürlich Einführungskosten, wenn man ein neues Projekt startet, es gibt aber
gleichzeitig dafür eine begleitende Evaluierung, und es ist dies eine wirkliche
Bereicherung für die Stadt.
Es gibt neue, aber auch schon ältere
Kulturinitiativen in der Stadt. Es gäbe noch Mode und Design, aber auch auf
Grund der fortgeschrittenen Stunde werde ich da nicht mehr alles im Detail
erwähnen, sondern vielleicht nur noch einen Satz zum Abschluss sagen.
Die Stärke einer Stadt wie Wien liegt in ihrer
Vielfalt, aber auch darin, dass man mit dieser Vielfalt Möglichkeiten schafft,
dass aus dieser Vielfalt neue Stärkefelder und neue Schwerpunkte entstehen
können. Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass das funktioniert, und ich
finde und bin überzeugt davon, dass sich das auch mit dem Budget 2009
fortsetzen wird. Es wird funktionieren! - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Nächste Rednerin ist Frau GRin Smolik. - Bitte.
GRin Claudia Smolik
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ja, es stimmt, was Kollegin Straubinger gemeint hat: Dass
in dieser Stadt für Forschung mehr Geld ausgegeben wird, auch wenn das das
ureigenste Aufgabenfeld einer Bundesregierung wäre. Aber es ist in diesem
Budgetansatz, nämlich dem Ansatz 2891, seit Jahren zu sehen - und das wurde ja
auch schon von einem Vorredner angeführt -, dass dann beim Rechnungsabschluss
immer mehr Geld ausgegeben wird. Auch hier ist das meistens der Fall. Wir
glauben einfach, dass man hier von vornherein mehr budgetieren könnte, genau
für diese vielfältigen Förderungen, die über diese Budgetpost ausgeschüttet
werden können, und nicht eben viel Geld über das andere Budget, das ja meistens
über die Finanz ausgeschüttet wird, sondern dass es genau hier, in diesem
kleinteiligen Bereich, ebenfalls mehr Budget braucht.
Ich bringe deswegen wieder den Antrag ein, auch wenn
die SPÖ dem nicht zustimmt, weil ich trotzdem glaube, dass man hier auch ein
Zeichen setzen könnte, dass man zumindest 1 Promille des Budgets in diesem
Bereich, auf dieser Budgetpost ausgeben beziehungsweise budgetieren könnte,
wenn man ohnehin weiß, dass es hier einen größeren Bedarf gibt. Ich möchte
deswegen folgenden Beschlussantrag einbringen:
„Bei der Erstellung des Budgetvoranschlags 2009 wird
der Budgetansatz 2891, Förderung von Forschung und Wissenschaft, der MA 7
BA 3 auf mindestens 1 Promille des Gesamtbudgets angehoben.
Ich beantrage die sofortige Abstimmung.“
Zu den Stiftungsprofessuren, die Kollegin Straubinger
schon angesprochen hat, und der FTI-Strategie, die auch die Frau Vizebürgermeisterin
in ihrer Budgetrede angesprochen hat: Ja, es gab dann den „Wien denkt
Zukunft"-Prozess, ja, es gibt jetzt die FTI-Strategie. Ich habe schon
öfters gesagt, es hat sehr lange gedauert, bis es hier zu einer Strategie
gekommen ist, und ich bin froh, dass es diese Strategie gibt. In dieser
Strategie ist auch die Rede von Stiftungsprofessuren. Wenn man sich die
Definition ansieht, wie hier die Stiftungsprofessur definiert wurde, so ist
jetzt in der FTI-Strategie zu lesen: Mit diesem Instrument werden herausragende
WissenschafterInnen aus dem Ausland für eine bestimmte Zeit nach Wien geholt
und in Folge dauerhaft etabliert. Das Instrument sieht die Finanzierung einer
herausragenden Person plus einer kleineren Forschungsgruppe für einen Zeitraum von
mindestens drei bis maximal fünf Jahren vor, und diese Personen sind in ein
qualitativ herausragendes Arbeitsumfeld in Wien einzubetten.
Das macht Sinn, wenn man es in die FTI-Strategie
einbetten würde. Es macht auch Sinn, dass der WWTF über die Stiftungsprofessuren
versucht, gezielt punktuell auch ausgezeichnete WissenschafterInnen zu holen,
die dann sehr wohl in Wien bleiben. Was wir in den letzten Sitzungen beobachten
mussten oder was auch beschlossen wurde, ist, dass Stiftungsprofessuren hier
aus heiterem Himmel von einzelnen Instituten plötzlich beantragt wurden, die
weder mit der FTI-Strategie zusammenhängen - zumindest vordergründig nicht
zusammenhängen, weil auch in den Anträgen nicht mit der FTI-Strategie
argumentiert wurde - noch über die Schiene des WWTF finanziert werden, sondern
die einfach eine Stiftungsprofessur eingerichtet bekommen, weil sie
offensichtlich Zugang zu Kontakten in dieser Stadt haben, die andere Institute
anscheinend nicht haben und auch nicht ausnützen. Das weiß ich nicht, weil ja
die Anträge auf Stiftungsprofessuren nicht bei mir hereinkommen.
Man fragt sich dann schon: Wie
kann es sein, dass hier zwei Institute zu diesen zwei Stiftungsprofessuren, die
ja beschlossen wurden, in Summe 600 000 EUR
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