Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 106
notwendigen Reformen durchgeführt wurden, weil sie lebensnotwendig für das Überleben der Symphoniker sind und weil es nicht sein kann, dass die öffentliche Hand dann sofort immer mit großen Summen einspringt, wenn auch die Organisation selbst etwas für die Sanierung ihrer Finanzen tun könnte.
Ein aktuelles Thema, das ich sehr wichtig und
spannend finde und wo ich mir Positionen der Kulturpolitik erwarten würde, auch
die Position des Stadtrates, ist die Debatte rund um den Karlsplatz, die in den
letzten Wochen begonnen hat und immer wieder aufs Neue beginnt. Die
Umgestaltung des Karlsplatzes in Kunstort Karlsplatz ist, sagen wir es einmal
freundlich, verhallt. Es wurde der Park neu gestaltet, es ist tatsächlich ein
bisschen angenehmer, jetzt dort durchzugehen, aber von dem großen Wurf, der
diesen völlig zersiedelten Platz zusammenführt, der die Kunstinstitutionen, die
dort zahlreich angesiedelt sind, sichtbarer macht, ist eigentlich nichts zu
spüren. Es sind ein paar mittlerweile etwas farblose Fahnen aufgehängt und ein
Wegweisersystem angebracht worden, das sich mir persönlich nicht direkt
erschließt. Jetzt gibt es die Kritik an der Umgestaltung der Passage von Seiten
der Kulturschaffenden am Karlsplatz.
Dazu möchte ich sagen: Ist die einzige Antwort, die
wir haben, die Säuberung? Oder geht es da nicht vielmehr auch darum, sozusagen
wichtig und wertvoll darüber nachzudenken, wie man vielleicht auf andere Weise
mit den tatsächlichen Problemen umgehen könnte, die es mit dem Karlsplatz und
der dortigen Drogenszene gibt? Von unserer Seite aus hat es da immer wieder
Vorschläge gegeben. Auch meine Kollegin Heidemarie Cammerlander hat hier immer
wieder Vorschläge gemacht. Ich glaube, dass es wert wäre, hier auch über Inputs
von Seiten der Kultur nachzudenken und darüber hinaus einiges an Gehirnschmalz
einzubringen.
Ein Bereich, den ich gerne positiv erwähnen möchte,
weil man auch etwas Positives sagen soll, wenn es positiv ist, ist, es gibt im
letzten Jahr zwei Initiativen, die ich sehr positiv bewerte und von denen ich
hoffe, dass sie fortgeführt werden.
Das eine ist das Projekt „Cash for Culture", wo
80 000 EUR - meines Erachtens nach viel zu wenig, aber immerhin
80 000 EUR - in Klein- und Kleinstprojekte für Jugendliche, für junge
Menschen investiert werden, die damit selbst künstlerisch aktiv werden können.
Ich halte das für ein wirklich ausgezeichnetes Projekt und würde meinen, man
sollte es ausbauen und vergrößern.
Positiv war im letzten Jahr sicherlich auch die
Erhöhung der Gelder für den Filmfonds. Hier wird der Kollege Marco Schreuder
noch im Detail etwas dazu sagen. Das sind Bereiche, wo wir nicht anstehen zu
sagen, hier ist etwas doch Wichtiges passiert. Wir hoffen, dass dieser Ausbau
der Filmszene, die hier höchst erfolgreich ist und von der wir glauben, dass
sie sehr viel zur Kreativität dieser Stadt beizutragen hat, auch fortschreiten
wird.
Es gibt allerdings auch eine tiefe klaffende Wunde in
diesem Kulturbudget. Ich bin mir sicher, dass auch im nächsten Jahr für all
diese Organisationen wieder sehr viel Geld vorgesehen sein wird, nämlich für
die parteinahen Vereine, die aus dem Kulturbudget zwischen 2 und
3 Millionen EUR im Jahr bekommen. Ich möchte jetzt ein paar
aufzählen, weil sie so deutlich machen, in welcher Schamlosigkeit sich hier
alle Parteien, die FPÖ, die ÖVP und die SPÖ, aus dem Kulturbudget bedienen, um
damit Vereine zu finanzieren. (GR Dr Herbert Madejski: Sie haben dem Adi
Hirschal zugestimmt! Haben Sie das vergessen?) - Ich habe dem Adi Hirschal zugestimmt? (GR Dr Herbert
Madejski: Na selbstverständlich! Lassen Sie sich das Protokoll aushändigen!) Da
muss ich Sie korrigieren! (GR Dr Herbert Madejski: Sie vielleicht nicht,
aber Ihre Kollegen!) Ich
kann Ihnen versichern, wir haben nicht zugestimmt!
Aber ich meine gar nicht den Adi Hirschal, wenn ich
über parteinahe Vereine spreche. (GR Dr
Herbert Madejski: Das weiß ich auch, weil Sie uns jetzt etwas anderes
vorwerfen!) Der Herr Hirschal ist wohl parteinah, aber tatsächlich sind in
seinem Verein keine Politiker, im Gegensatz zum Cajetan-Felder-Institut, in dem
mehrere amtierende Politiker der FPÖ im Vorstand sitzen, welche sich nicht zu
gram sind, 30 000 EUR vom Kulturbudget abzuziehen! Das müssen Sie
Ihren Wählerinnen und Wählern einmal erklären! Das nenne ich einen parteinahen
Verein. (Beifall bei den Grünen. - StR Johann Herzog: Abziehen
was geht bei anderen! Das ist überhaupt kein Problem!)
Ein anderer parteinaher Verein, der uns immer ein
großer Dorn im Auge ist, ist zum Beispiel das Donauinselfest. Das ist nichts
Neues.
Dieses Jahr sind ein paar Neuankömmlinge
hinzugekommen, auf die wir nicht vergessen sollten, nicht nur die von uns
hochgeschätzte Scheibmaier GesmbH, an der die SPÖ indirekt beteiligt ist, was
ich für eine Chuzpe der Sonderklasse finde, und die Musical fragwürdiger
Qualität veranstaltet, sondern es gibt zum Beispiel auch den Verein, der das
Donaukanaltreiben dieses Jahr sehr erfolgreich gemacht hat. Es ist durchaus
richtig, dort waren viele Menschen und hatten Spaß gehabt. Warum das allerdings
ein SPÖ-Verein macht, ist mir völlig schleierhaft! (GR Ernst Woller: Weil wir gescheit und aktiv sind! Wir haben gute
Leute!)
Ebenso ist mir schleierhaft, wieso es notwendig ist,
dass Landtagsabgeordnete der SPÖ Kulturvereine im 15. Bezirk gründen, zum
Beispiel „Kunst am Grund", und um 17 400 EUR dort Kunst machen,
statt dass man das Geld nimmt und Vereine, die vor Ort tätig sind, die sich bemühen,
die nicht parteinahe sind, damit unterstützt und finanziert! Das müssen Sie mir
alles erst einmal erklären! (Beifall bei
den Grünen.)
Das ist nicht nachvollziehbar und
das ist sehr bedauerlich! Diese ungefähr 3 Millionen EUR, die
parteinahe Vereine pro Jahr bekommen, sind immerhin ein erklecklicher
Bestandteil des Budgets, der nicht zu vernachlässigen ist. Setzen wir das in
Relation zu den Subventionen, die in der Stadt vergeben werden, dann sind die
parteinahen Vereine unter den Top Ten jener Institutionen, die in dieser Stadt
Geld bekommen. Die Kunsthalle Wien, einer der größten Subventionsnehmer dieser
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