Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 106
stellt die Stadt nicht behinderten Menschen
Arbeitsplätze zur Verfügung, wie sie auch in der freien Wirtschaft gang und
gäbe sind? Denn das Wort Sonderaktion bedeutet ja schlechthin schon eine
Aussonderung. (Widerspruch von GRin Erika
Stubenvoll.) Es handelt sich auch de facto um Arbeitsplätze zweiter Klasse,
weil die TeilnehmerInnen - und das wissen wir aus einer Anfragebeantwortung -
keine Chance haben, in den ersten Arbeitsmarkt oder in ein reguläres
Dienstverhältnis des Magistrats übernommen zu werden.
Auch hier fordern wir: Seien Sie sich Ihrer
Vorbildwirkung bewusst und schaffen Sie reguläre Arbeitsplätze für behinderte
Menschen!
Meine Damen und Herren! Chancengleichheit ist keine
lästige Pflicht gegenüber Benachteiligten, sondern sie ist eine Chance für
unsere Gesellschaft. Ich fordere Sie auf, das auch so zu erkennen und die
nötigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.
Mit der Einführung der Pflegegeldergänzungsleistung
für Persönliche Assistenz sollte ja behinderten Menschen der erste Schritt zu
einem selbstbestimmten Leben erleichtert werden. Seitens der Stadt Wien wurde
den Betroffenen zugesichert, dass der tatsächliche Bedarf für die Höhe der
Fördersumme ausschlaggebend sein wird. - Nun, nach den ersten Förderzusagen,
hat sich jedoch herausgestellt, dass der tatsächliche Bedarf nicht entsprechend
berücksichtigt wurde. Ein wichtiges Instrument dazu wäre, dass man eine Assistenzkonferenz
implementiert, so wie es auf Bundesebene für die Persönliche Assistenz am
Arbeitsplatz bereits gegeben ist.
Daher stellen meine Kollegin Korosec und ich einen
Beschlussantrag betreffend Implementierung einer Assistenzkonferenz zur
besseren Einschätzung des tatsächlichen Assistenzbedarfs bei Bezug der
Pflegegeldergänzungsleistung.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrags an den Gemeinderatsausschuss Gesundheit und Soziales beantragt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ein weiteres wichtiges Thema in Wien für alle
BürgerInnen, aber besonders für behinderte Menschen, ist der Abbau der
Barrieren im öffentlichen Raum. Der Grundsatz der Barrierefreiheit muss zum
Selbstverständnis allen Handelns werden. Eine Fachmesse rund um das Thema
Barrierefreiheit im Wiener Rathaus, bei der betroffene ExpertInnen mit Rat und
Tat zur Seite stehen, egal, ob es um die Bereiche Verkehr, Wohnen, Familie,
Bildung, Freizeit, Arbeit oder dergleichen geht, wäre hier durchaus sinnvoll.
Daher bringe ich gemeinsam mit meiner Kollegin
Korosec einen Beschlussantrag betreffend die jährliche
Informationsveranstaltung mit betroffenen ExpertInnen zum Thema
Barrierefreiheit in Wien, im Wiener Rathaus ein. In formeller Hinsicht wird die
Zuweisung des Antrags an StR Schicker und StR Ludwig beantragt.
Erfreulich ist, dass ich im Vorfeld schon gehört
habe, dass die SPÖ unserem Antrag zustimmen wird.
Weiter zum Thema Barrierefreiheit, meine Damen und
Herren. Wir alle wissen, dass der nachträgliche Umbau von noch nicht
barrierefreien Einrichtungen und Gebäuden viel Zeit und Geld kostet - Geld, das
die Stadt Wien den Bezirken zur Verfügung stellen muss, denn die
Dezentralisierungsbudgets der Bezirke reichen für die Finanzierung der
notwendigen Umbaumaßnahmen nicht aus. Meine Damen und Herren! Eine finanzielle
Unterstützung aus dem Zentralbudget der Stadt Wien ist hier dringend notwendig,
um den Zeitfahrplan, den das Behindertengleichstellungsgesetz bis 2016
vorsieht, einzuhalten.
Daher bringen Kollegin Korosec, Kollegin Smolik von
den GRÜNEN und ich einen Antrag betreffend die Bereitstellung von
Bezirkssonderbudgets zum barrierefreien Umbau der Amtsgebäude ein. In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrags an den Gemeinderatsausschuss der
Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
beantragt.
Ich bitte hier die Mehrheitsfraktion auch um
Zustimmung.
Meine Damen und Herren! Ich komme noch einmal zum uns
vorliegenden Budget zurück: Wien hat Rekordeinnahmen. Das Geld wird aber leider
nicht immer dort hingelenkt, wo es notwendig ist und gebraucht wird. Deshalb
fordern wir, neben einer wesentlich kräftigeren Dotierung des Konjunkturpakets,
die Finanzierung des Gratis-Kindergartenjahres, eine vorgezogene Schulsanierung
aus dem Zentralbudget, einen Gebührenstopp, eine höhere Dotierung des
Arbeitsmarktbudgets und mehr Personal in der Psychiatrie und mehr
Pflegepersonal.
Die Liste der Versäumnisse der Stadt ließe sich
beliebig weiter fortsetzen. Und der Kollaps des Systems ist durch die starre
und ideenlose Fortschreibungspolitik der Stadt Wien vorgezeichnet.
Meine Damen und Herren! Eine aktive Budgetpolitik,
die sich an den Veränderungen unserer Gesellschaft orientiert, sieht anders
aus. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ramskogler. Ich erteile es
ihr.
GRin Mag Sonja Ramskogler
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Stadträtin!
Ich möchte damit beginnen, dass ich ganz kurz auf die
Ausführungen meiner VorrednerInnen eingehe. Ich komme zunächst auf die
Untersuchungskommission für die Psychiatrie zu sprechen, wozu ich sagen möchte,
dass die Untersuchungskommission ganz bestimmt ein Werkzeug ist, das dazu
beiträgt, dass man gerade im Fachbereich der Psychiatrie ein Thema hat, über
das man sprechen kann und Verbesserungen herbeiführen kann. Nichtsdestotrotz
glaube ich nicht - und das kann ich von dieser Stelle aus sagen -, dass wir
jetzt, nach 23 Sitzungen - und das ist ein Faktum -, „gravierende
Missstände", so wie es auch im Titel steht, aufgedeckt hätten. Das ist
nicht der Fall, und das muss von dieser Stelle aus wirklich auch einmal gesagt
werden.
Es ist auch klar, dass die
Untersuchungskommission ein Mittel dazu ist, dass man zum Teil sehr viel
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