Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 106
wieder Stabilität zu bekommen, Selbstbewusstsein
aufzubauen, um dann ein selbstbestimmtes Leben zu führen. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Sehr gut!)
Laut „Standard" werden 17 Prozent der
Mittelstandsbetriebe heuer noch Personal einsparen müssen, um den Betrieb zu
retten. Und es sind dann in diesen Mittelbetrieben und in diesen Teams meistens
gerade die Schwächsten, die ihren Arbeitsplatz verlieren. Zukunftsängste,
Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit sind der stärkste Nährboden für
Depressionen und Suchterkrankungen. (GRin
Mag Sonja Ramskogler: Das ist richtig!)
Die Entwicklung zeigt auch, dass immer mehr Menschen
zu Langzeitarbeitslosen werden und auf Arbeitsplätze in sozialökonomischen
Betrieben angewiesen sind. In Wien sind derzeit 150 Arbeitsplätze in
sozialökonomischen Betrieben gefährdet. Und auch immer öfter höre ich, dass
selbst die Projekte vom Zusperren bedroht sind.
Die derzeitige Politik lässt tatsächlich befürchten,
dass es gerade auch in sozialökonomischen Betrieben zu Entlassungen kommt (GRin Mag Sonja Ramskogler: In welchen
denn? Sagen Sie mir einen!) und ein gesteigerter Leistungsdruck die
Arbeitssituation in diesen Betrieben massiv erschwert. Ich stelle daher
folgenden Beschlussantrag:
„Frau Amstf StRin Mag Wehsely und Frau VBgmin
Mag Brauner werden aufgefordert, ein Konjunkturpaket für sozialökonomische
Betriebe zu entwickeln und dieses raschestmöglich umzusetzen.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung."
Meine Damen und Herren! Es ist mir immer ein
Anliegen, auch das zu sehen, was gut gemacht wird. Aber ich glaube, ich habe
sachlich begründet, dass es hier um Rahmenbedingungen geht, die wir schaffen
können und die sicher vielen Menschen eine Hilfe sein werden. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Praniess-Kastner. Ich erteile es ihr.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr verehrten Damen
und Herren!
Wir diskutieren ja heute den Budgetvoranschlag 2009,
und leider müssen wir wieder feststellen, dass für den Sozialbereich einmal
mehr gilt: Es gibt ein Fortschreiben der bisherigen Politik. Auch im nächsten
Jahr müssen die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt im Bereich Soziales auf
zukunftsweisende und wegweisende Schritte warten. Lassen Sie mich das anhand
einiger Beispiele aufzeigen.
Wie sieht denn der Voranschlag 2009 im Bereich der
Sozialhilfe aus? - VorrednerInnen haben es schon ausgeführt. Die Wiener SPÖ -
und Frau StRin Brauner hat das gestern ja noch einmal ausdrücklich gesagt -
erhebt den Anspruch, dass Wien die Sozialhauptstadt Europas ist. - Nun, meine
Damen und Herren, damit wären Sie auch gefordert, die ständig steigenden Kosten
im Sozialbereich endlich in den Griff zu bekommen. Denn mit mehr Geld allein -
das wir begrüßen - ist das nicht getan. Hier ist vor allem eines notwendig: Die
Einsicht zu haben, dass Investitionen in die Bildung, in den Arbeitsmarkt und
in die Wirtschaftspolitik die beste Prävention in diesem Bereich wären. (Beifall
bei der ÖVP.)
Eine zukunftsweisende Politik in den angeführten
Bereichen würde die immer höheren Ausgaben im Sozialbereich erst gar nicht
notwendig machen. Die Dotation der Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhalts,
worauf es einen Rechtsanspruch gibt, wurde um 25 Prozent erhöht.
Gleichzeitig wurde aber die Hilfe in besonderen Lebenslagen, die ja nur eine
Kann-Bestimmung ist, um 180 Prozent auf 14 Millionen EUR erhöht.
Meine Damen und Herren! Frau StRin Brauner verspricht
und betont, dass sich die WienerInnen auf die Stadt verlassen können. - Nun,
hier werden nicht wenige Menschen von der Stadt verlassen, denn sie bleiben
weiterhin in der Rolle der Bittstellerinnen und Bittsteller. Es ist zu
begrüßen, und das habe ich eingangs betont, dass die Leistungen in der Sozialhilfe
erhöht werden. Nur: Die Ausweitung sollte vor allem im Bereich des
Rechtsanspruchs erfolgen. Und die volle Wahrheit, wie viel bedürftige Menschen
der Stadt Wien tatsächlich wert sind, werden wir erst beim Rechnungsabschluss
im Juni erfahren. Denn hier ist in den letzten Jahren ein stolzer Betrag wieder
retour in den Säckel der Finanzstadträtin gewandert.
Lassen Sie mich darüber hinaus auch immer wieder
urgierte Probleme im Sozialbereich anführen, im Bereich der Sozialhilfe. Nicht
nur, dass Wien noch immer einen der niedrigsten Sozialhilferichtsätze in
Österreich hat: Jene, die darauf angewiesen sind, müssen auch noch monatelang
auf dieses wenige Geld warten.
Meine Damen und Herren! Bei Notfällen ist eine
Wartezeit - und das habe ich an dieser Stelle schon öfter gesagt - von sechs
Monaten eine Zumutung. Da muss die Stadt Wien Menschen, die in Not geraten
sind, das Geld, das sie dringend brauchen, innerhalb von zwei Wochen
ausbezahlen.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch ein leidiges
Thema erwähnen, nämlich die mangelnde Präventionsarbeit - die
Präventionsarbeit, die auch die SchuldnerInnen und die
SchuldnerInnenberatungsstelle betrifft. Die jährlichen Berichte der
Volksanwaltschaft sind voll von Missständen in der Sozialhilfeverwaltung der
Stadt Wien. Und es ist der Vollzug der Stadt Wien, der letztendlich
SozialhilfeempfängerInnen zu BittstellerInnen und weiterhin zu BittstellerInnen
der Stadt Wien degradiert. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Lassen Sie mich auf einige Zahlen im Budget nochmals zurückkommen. Der
Dienstpostenplan im Voranschlag 2009 umfasst 57 915 Stellen. Darin
enthalten sind auch 700 volle Bezüge für die Sonderaktion für behinderte
Menschen. Erfreulich ist, dass die Stadt in diesem Bereich etwas tut für behinderte
Menschen, aber schon öfters habe ich von dieser Stelle aus die Frage
thematisiert, ob denn das im Rahmen einer Sonderaktion passieren muss? Weshalb
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular