Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 106
wieder angezogen worden, und
zwar diese Widmungskategorie „Sozialer Wohnbau" einzuführen. Da gilt es,
sicher auch das Gespräch mit der Gruppe Stadtentwicklung und
Planung zu suchen, inwieweit man sozusagen so günstige Grundstücke auftragen
könnte, aber auch beispielsweise, um zu prüfen, inwieweit man sich viel mehr
auf Baurechtsmodelle konzentrieren könnte.
Andere
Fragen wären zum Beispiel, das wurde auch genannt, dass die Bauordnung und die
Baurichtlinien schon so komplex sind, es gibt auch die OEB-Richtlinie, es gibt
also mehrere Kategorien und Gesetze, die einzuhalten sind, die wirklich zu so
viel Verwirrung führen, dass nicht nur viele Architekten damit schon
überfordert sind, sondern manchmal jetzt sogar die Behörden nicht wissen,
welche Richtlinie eigentlich gilt, beispielsweise beim Dachgeschoßausbau. Dass
man da vielleicht sogar einmal ein Experiment wagt und sagt, es gibt Zonen, da
gelten wirklich nur die übergeordneten Richtlinien, die jetzt für die
Sicherheit notwendig sind, aber nicht die Details, die man bei einer guten
Planung sowieso mehr berücksichtigen muss und dass man so Experimentierfelder
schaffen könnte, wo dann wirklich ausprobiert werden kann. Vielleicht kann man
wirklich auch qualitativ hochwertigen Wohnraum im Rahmen der Richtlinien bauen,
ohne jetzt da wirklich jeden einzelnen Paragraphen der Bauordnung quasi
sozusagen als Grundlage zu verwenden. Ich habe das dann „bauordnungsbefreite
Zonen“ genannt, in denen man eben experimentieren kann. Das ist vielleicht eine
gewagte Sache, aber es geht jetzt hier einmal darum zu untersuchen, ob das was
bringen könnte.
Ja, das wäre mein
Vorschlag. Ich hoffe, dass Sie diesem Antrag zustimmen werden, weil ich glaube,
da gäbe es wirklich einige Dinge, die man machen könnte, um eben Grundstücke
billiger zu bekommen und die Baukosten zu senken. Ich hoffe, dass Sie diesem
Antrag zustimmen werden.
Abschließend möchte ich
doch noch an ein Vorkommnis der letzten Monate erinnern, wo ich meine, da hat
die Wohnbaupolitik in Wien leider versagt. Es geht um die „Stadt des
Kindes". Wir haben es eh schon öfter diskutiert. Ich möchte jetzt wirklich
nicht mehr im Detail darauf eingehen, weil wir eh schon drüber gesprochen
haben. Ich möchte nur daran erinnern oder vielleicht zum Überlegen geben:
Irgendwie hat sich für mich da so eine kleine Ohnmacht gezeigt. Man hat hier
einerseits die Gebietsbetreuungen, die gut arbeiten. Man hat andererseits den
Neubaubereich. Im Neubaubereich aber gibt man doch immer mehr Verantwortung ab.
Man hat über die Bauträgerwettbewerbe noch ein Instrument, das aber in meinen
Augen auch reformiert gehört. Es hat jetzt lange Zeit gut funktioniert, aber
dort gehört auch ein bisschen noch mehr gemacht. In diesem Fall hat man eben
irgendwo diese Verantwortung für diesen Stadtteil abgegeben und die Folgen sind
uns bekannt.
Ich habe mir jetzt gerade
gedacht, wo hier auch über die Gebietsbetreuung gesprochen wurde, vielleicht
sollte man vermehrt so etwas einführen oder auch andenken, so eine Art
Gebietsbetreuung im Neubau, um eben Fragen schon vorab zu klären oder überhaupt
in größeren Stadtentwicklungsgebieten: Wie schaut es dort mit der sozialen
Grundversorgung aus oder mit dem kulturellen Angebot? Wer kümmert sich da drum,
um das nicht alles wirklich nur einzelnen Bauträgern zu überlassen, die
natürlich immer nur auf ihre Parzelle schauen und dort das Beste leisten wollen,
auch nicht immer, aber ich gehe einmal davon aus. Beispielsweise auch am
Nordbahnhof-Gelände weiß ich, da gibt es das Problem: Soll eine kulturelle
Nutzung untergebracht werden? Aber wenn sich keiner darum kümmert, in welchem
Bereich und was, wird das einfach nicht passieren.
Deswegen möchte ich auch
diese Überlegung für das nächste Jahr mitgeben, ob man nicht vielleicht
überlegt, zumindest versuchsweise so eine Art Gebietsbetreuung im Neubau einmal
auszuprobieren, um da vorab schon das für die Stadtentwicklung auch gleich
mitzumachen.
Wie Sie hören können, sind
wir da in Teilbereichen durchaus einverstanden, aber sehen da doch mehr
Reformbedarf und deswegen werden wir dem Budget nicht zustimmen. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Kenesei. Ich erteile es ihm.
GR Günter Kenesei (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Herr Stadtrat!
Wohnbau an sich wäre ja ein trefflicher Bereich, um
eigentlich über alle Bereiche der Stadt zu diskutieren, sei es die Ökologie,
sei es der Wirtschaftsbereich, seien es die Arbeitsplätze, sei es das soziale
Zusammenleben und vieles andere mehr. Das heißt, da sieht man, dass der Wohnbau
ja durchaus eine Querschnittsmaterie darstellt und sehr viele Auswirkungen
sowohl im Wirtschafts- als auch im Arbeitsleben schlussendlich vom Wohnbau
ausgehen beziehungsweise sich im Wohnbau widerspiegeln.
Ich möchte zwei Bereiche
ansprechen, die einen sowohl ökologischen Ansatz haben, sowohl einen
wirtschaftspolitischen Ansatz haben, aber auch einen Ansatz haben, um
Arbeitsplätze langfristig und nachhaltig zu sichern. Das eine ist der Bereich
der Solar- und Fotovoltaikanlagen, wo durchaus einiges gemacht wurde, wo aber
vieles noch zu tun ist. Vor allem im verdichteten Flachbau bei den
Gartensiedlungen, bei den Reihenhausanlagen und so weiter sollte der Aufbau,
Einbau, die Installation, wie immer Sie es bezeichnen wollen, von
Fotovoltaikanlagen und Solaranlagen nicht nur zum Standardrepertoire gehören,
was mit angeboten werden kann, sondern was in Zukunft mit einer Novellierung
bei der Wohnbauförderung mitangeboten werden muss. Ich glaube, dass sowohl die
Energiesituation als auch die Kostensituation im sozialen Wohnbau nämlich für
diejenigen, die dann da drinnen wohnen, es durchaus zulassen würden und es
dringend an der Zeit wäre, verpflichtend solche Errichtungen von Fotovoltaik-
und Solaranlagen gerade beim verdichteten Flachbau, bei Reihenhaus- und
Gartensiedlungen vorzuschreiben. Es ist auf der einen Seite natürlich ein
Wirtschaftsfaktor. Es ist auf
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