Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 106
Ein weiterer Kritikpunkt, der heute hier aufgezeigt wurde, betraf das ÖBB-Qualitätsmanagement und die Frage: Was ist, wenn an einem Tag die Züge ausfallen? Im Grundsatzvertrag betreffend die S45, den wir voriges Jahr beschlossen haben, findet sich die gleiche Vereinbarung wie in diesem Vertrag. Ich gehe allerdings davon aus, dass die ÖBB im Interesse der Kunden nicht einen Tag brauchen werden, um faktisch einen Schienenersatzverkehr einzuführen, um den Pendlerinnen und Pendlern die Möglichkeit zu geben, an ihren Arbeitsplatz oder nach Hause zu kommen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein Punkt noch
zum Thema Qualitätsmanagement. Ich glaube, das ist sehr ausführlich ausgeführt
worden. Im § 3.2 dieses Vertrages ist präzise geregelt, dass es eine
vierteljährliche Berichterstattung geben muss, und die Ergebnisse dieser
Qualitätsmessungen unterliegen einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Ich
glaube, das spricht einigermaßen für sich!
Der letzte Punkt, den ich zu diesem Vertrag noch
ansprechen will, ist, dass die U-Bahn an der Stadtgrenze nicht enden
soll. – Ich persönlich hätte kein Problem damit, wenn sie weiter fahren
würde, das ist aber nicht unsere Angelegenheit. Ich bitte daher die Kolleginnen
und Kollegen, die daran interessiert sind, mit dem niederösterreichischen
Landeshauptmann ein Gespräch zu führen. Ich weiß, dass es auch Wünsche gibt,
dass die U-Bahn von Heiligenstadt nach Klosterneuburg fährt. Ich meine, da ist
natürlich zu hinterfragen, ob das wirtschaftlich sinnvoll ist. Es gibt nämlich
für die Pendlerinnen und Pendler nach Wien ein sehr leistungsfähiges
Verkehrsmittel, nämlich die Schnellbahn. (Zwischenruf
von GR Mag Wolfgang Gerstl.) Das gibt es wahrscheinlich! Aber ich
ersuche Sie, betreffend die Verlängerung nach Klosterneuburg und über die
Stadtgrenze hinaus, mit dem niederösterreichischen Landeshauptmann in Kontakt
zu treten. Er wird wahrscheinlich eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durchführen
lassen und dann entscheiden, ob das gemacht wird oder nicht.
Nun noch ein paar Bemerkungen zu einigen Anträgen:
Das Thema Cross Border Leasing haben wir, glaube ich, ausführlich behandelt.
Dazu brauche ich heute nichts mehr zu sagen. Ich möchte nur kurz festhalten,
dass dabei auch eine Firma angeführt ist, nämlich die Freddie Mac, mit der die
Stadt Wien im Zusammenhang mit dem Cross Border Leasing überhaupt nichts zu tun
hat.
Ein weiterer Beschluss- und Resolutionsantrag
betrifft die Benennung von U-Bahn-Stationen und S-Bahn-Stationen. Dieser wird
ohnedies zugewiesen. Ich möchte dazu bemerken, dass mir persönlich eine
geographische Bezeichnung lieber ist: Es erscheint mir sinnvoller zu sein, eine
U-Bahn-Station nach der geographischen Lage zu bezeichnen.
Wenn man zum Beispiel den Bahnhof Heiligenstadt nach
irgendjemandem benennt, dann kennt man sich vielleicht momentan aus, ich glaube
aber, der Großteil der Wienerinnen und Wiener hält von dieser Art der
Bezeichnung relativ wenig.
Wenig halte ich auch von der Einführung eines
weiteren Wien-weiten Diskussionsforums. Wir haben ohnedies bereits den
Fahrgastbeirat, der sich, wie ich glaube, zum Thema öffentliche Verkehrsmittel
sehr effizient einbringt. Wir wissen auch von der Wirtschaft, dass
Parallelstrukturen nicht das Gelbe vom Ei und meist nicht sehr effizient sind.
Diese werden de facto auch in der Wirtschaft normalerweise beseitigt.
In diesem Sinn ersuche ich noch einmal um Zustimmung
zu diesem Geschäftsstück. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste zu Wort gelangt Frau GRin Puller. –
Bitte.
GRin Ingrid Puller
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Gerstl!
Ich möchte mich jetzt höflich ausdrücken. Ich kann
mir aber so richtig vorstellen, wie Sie in der Schule agiert haben, indem Sie
vom Nachbarn ständig abgeschrieben und dann einen Einser bekommen haben. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Sie warten anscheinend, bis Sie die Anträge der
anderen Fraktionen haben, und stellen dann geschwind ihre eigenen und machen
dann noch Bemerkungen dazu. Ich will höflich bleiben, möchte aber doch sagen,
dass in Ihrem Antrag betreffend Verkürzung der Intervalle auf der
Schnellbahnlinie S50 – das wurde eh schon von Herrn Gerstl
angesprochen – sehr mickrige Intervallverkürzungen das Endergebnis waren.
Ich möchte im Zusammenhang damit auf den Artikel in
einer Tageszeitung hinweisen: Im Extrablatt der „Niederösterreichischen
Nachrichten“ ist gestanden, dass Herr Schlögl schon im April gemeinsam mit der
ÖBB-Vorstandsdirektorin Lutter angekündigt hat, dass ein ganztägiges
15-Minuten-Intervall durchgesetzt werden wird. Herausgekommen ist jedoch nur
diese mickrige Intervallverdichtung. In der Früh geht es ja noch, da erfolgt
eine Intervallverdichtung von 6 Uhr bis 8.30 Uhr. Aber in den
Nachmittagsstunden soll nur von 15 Uhr bis 17.30 Uhr im Halbstundentakt
gefahren werden.
Daraufhin stellen wir Grünen einen Antrag. (Zwischenruf
von GR Mag Wolfgang Gerstl) Nein! Es ist ein halbstündiger Takt
herausgekommen! Da sieht man wieder, Herr Gerstl, dass Sie auf dieses neue
ÖBB-Wort hineinfallen! Es ist da von einem überlagerten doppelten
Halbstundentakt die Rede. Was soll das heißen? – Das soll irgendwie einen
15-Minuten-Takt vorgaukeln, Herr Gerstl, in Wirklichkeit handelt es sich aber
um einen mickrigen Halbstundentakt in den Spitzenzeiten. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Gerstl) Schauen Sie nach
und fallen Sie nicht auf dieses neue Wort der ÖBB hinein, mit dem die Fahrgäste
verwirrt werden sollen!
Wir Grüne
stellen daher diesen Beschlussantrag, die Frau Stadträtin für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke und der Herr Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr werden
aufgefordert, sich in den Verhandlungen mit den ÖBB für eine weitere
Attraktivierung der Schnellbahnlinie S50 durch Intervallverkürzung einzusetzen
und dafür hier auch die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen.
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