Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 106
leisten! Das brauchen wir nicht! Und dem hat sich damals leider auch die Wirtschaftskammer angeschlossen.
Heute schaut die Welt ganz anders aus. Ich habe mich,
wie gesagt, damals zu Wort gemeldet und Kollege Aichinger und andere wissen,
wie es dort ausschaut. Dort sitzen neun Landespräsidentinnen und -präsidenten
der Wirtschaftskammern aus ganz Österreich, dort sitzen die Spartenvorsitzenden
der Bundeswirtschaftskammer, dort sitzen alle, die dem ÖVP-Wirtschaftsbund
zugehörig sind. Außerdem sitzen dann halt noch ein paar andere von anderen
Fraktionen in diesem Gremium. Ich habe mich dort zu Wort gemeldet, und man ist
dort beinahe über mich hergefallen. Man hat mich gefragt, was für Einfälle ich
überhaupt habe.
Jetzt möchte ich gerne wissen, ob es ein schlechter
Einfall ist, wenn man als Interessenvertreter für Wirtschaftstreibende, vor
allem für Klein- und Mittelbetriebe, dafür sorgt, dass die Kaufkraft belebt
wird. Das müssen Sie mir erklären! In der Zwischenzeit sind Sie ohnedies schon
draufgekommen, dass das zutrifft, und haben Gott sei Dank eine andere Position
eingenommen! Ich sage nur dazu: Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt
der Glaube. – Ich hoffe aber, dass es seitens der Wiener ÖVP und seitens
der Wiener Wirtschaftskammer auch dementsprechend Unterstützung für unsere
diesbezügliche Position geben wird und dass es dann tatsächlich zu einer
Belebung der Kaufkraft kommt, von der vor allem die Klein- und Mittelbetriebe
profitieren werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe in der
Aktuellen Stunde damit geschlossen und möchte auch jetzt damit schließen, dass
ich darauf hingewiesen habe, dass es unter anderem, wenn es zu einer
Steuerreform kommt, darum geht, dafür zu sorgen, dass es in Zukunft ein
gerechtes Steuersystem in diesem Land gibt, wie es das in der Vergangenheit
leider nicht gegeben hat. Denn es kann doch nicht sein, dass jemand, der
beispielsweise 50 000 EUR in Aktien, Wertpapiere und so weiter
anlegt, 12 500 EUR an Steuern zahlt, dass hingegen jemand, wenn er
durch Arbeit und seinen persönlichen Einsatz die gleichen 50 000 EUR
verdient, bis zu 33 000 EUR an Steuern und Abgaben zahlen muss! Das
gehört geändert, das ist zutiefst ungerecht, und ich hoffe, dass auch Sie uns
dabei unterstützen! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für eine tatsächliche Berichtigung hat sich
Dipl-Ing Margulies zu Wort gemeldet.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): In aller Kürze, Kollege Strobl, möchte ich eine
tatsächliche Berichtigung zu den Fremdwährungskrediten machen: Ende des Jahres
scheinen die Fremdwährungskredite im Rechnungsabschluss der Stadt Wien auf. Sie
werden dort mit dem Tageskurs Schweizer Franken/Euro umgerechnet, und beim
jetzigen Tageskurs bedeutet das ein Verlustausmaß von rund
60 Millionen EUR.
Zweiter Punkt – Fonds Wiener Städtische –: Die durchschnittliche Performance wird mit, wie ich
glaube, sechs Komma so und so viel Prozent der Jahre 2002 bis 2007 angegeben.
Nicht berücksichtigt wird dabei, dass in Wirklichkeit die Fonds der Wiener
Städtischen in den Jahren 2002 bis 2007 selbstverständlich jedes Jahr
zusätzlich dotiert wurden. In den Jahren 2007 und 2008 ist also allein auf Grund
der Dotation zusätzlich Geld dazugekommen. Das heißt, die veranlagten Mittel
haben momentan keine durchschnittliche Rendite von 6,8 Prozent, sondern
diese bewegt sich bestenfalls in der Größenordnung von 1 bis 2 Prozent,
und selbst das ist jetzt noch sehr hoch gegriffen. In Wirklichkeit muss
momentan damit gerechnet werden, dass die eingelegten Kapitalmittel nicht
einmal mehr zur Gänze werthaltig sind. Das kann sich wieder ändern, das nehme
ich zur Kenntnis, reden wir aber bitte tatsächlich davon, worum es geht.
Letzter Punkt – Cross Border Leasing: Ich werde
darauf sowieso beim Tagesordnungspunkt 10 noch kurz zu sprechen kommen. Ich
habe jetzt sinngemäß durchaus das gesagt, was Sie gesagt haben, habe aber immer
den Halbsatz dazugehängt, dass selbstverständlich ein Risiko dabei ist, dass
etwas passiert. Selbst der Rechnungshof hat schon 2004 festgestellt, dass bei
einem Ausfall der Depot gebenden Banken möglicherweise bei den
Cross-Border-Leasing-Transaktionen damit zu rechnen ist, dass es zu einem
Gesamtausfall kommt. – Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir haben noch eine tatsächliche Berichtigung vom
Kollegen Dr Tschirf. – Ich bitte darum.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Herr GR Strobl hat gesagt, dass all das, was wir in
unseren Anträgen auf Durchführung von Wien-Gesprächen über die Zukunft des
Wirtschaftsstandorts Wien unter Vorsitz des Bürgermeisters zum aktuellen Stand
der Investitionen der Stadt Wien vor dem Hintergrund der internationalen
Finanzkrise gefordert haben, schon geschehen ist.
Das ist unrichtig. Es ist lediglich so, dass der
Geschäftsordnung gemäß gehandelt wird und im Ausschuss Anfragen beantwortet
werden. Wir sollten aber der Verfassung der Stadt und Gemeinde gerade durch
eine Verwaltung durch uns alle gerecht werden, und das geschieht nicht im
entsprechenden Ausmaß.
Wir würden uns erwarten, dass alle politischen
Kräfte – so wie das auf Bundesebene geschieht – proaktiv darüber
informiert werden, wie etwa auch die Situation der AVZ und die Situation im
Zusammenhang mit den verschiedensten Vermögenswerten ausschaut. Eine solche
proaktive Information würde uns auch zustehen. Sie erfolgt jedoch nicht, und
daher ist die Aussage, die sie gemacht haben, nicht richtig. Deshalb war die
Berichtigung notwendig. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kehren wieder zu den Wortmeldungen zurück. Zur
Postnummer 4 ist als Nächster Herr GR Dr Günther zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
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