Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 106
denen weniger Geld zur Verfügung steht, zwischen 30 und 40 Prozent des Haushaltseinkommens momentan für Mieten und Wohnen aufwenden müssen. Helfen wir den Menschen, indem wir klar machen, dass es auch keine Mieterhöhung geben wird!
In diesem Sinne, damit wir das gemeinsam beraten
können, stelle ich den Antrag auf Zuweisung und ersuche Sie um Unterstützung.
Ich hoffe, dass es uns gelingt, im Interesse der Wiener Bevölkerung ein
sinnvolles, umfassendes Konjunkturpaket sicherzustellen. – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist
Herr GR Dkfm Dr Aichinger. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine
Damen und Herren!
Heute wurde in der Aktuellen Stunde schon das
Hauptthema besprochen. Zu Postnummer 4 möchte ich kurz zu sagen, dass wir
selbstverständlich zustimmen, weil eine Aufstockung des Förderbudgets des WWFF
nur ein kleiner Mosaikstein dessen sein kann, was wir eigentlich derzeit für
die Realwirtschaft brauchen.
Es wurde heute schon in einigen Debattenbeiträgen
darüber gesprochen, dass wir uns weltweit in einer Finanzkrise befinden. Ich
will jetzt nicht feststellen, wer die Schuldigen oder Nichtschuldigen sind,
sondern ich meine, wir sollten nach vorne schauen und alles tun, damit die
Realwirtschaft so gut wie möglich aus diesem Dilemma – wenn ich so sagen
darf – aussteigt.
Meine Damen und Herren! Daher ist es notwendig, dass
wir wirklich ein Wiener Konjunkturpaket schnüren. Wir müssen wirklich dort
zugreifen und unterstützen, wo es die größten Hebelwirkungen gibt, und wir
müssen uns genau überlegen, was jetzt zu tun ist, wie wir zum Beispiel mit
Hilfe des WWFF Strukturverbesserungen und Qualitätsverbesserungen vornehmen
können und die Energieeffizienz bei den Klein- und Mittelbetrieben steigern
können, um auch Arbeitsplätze zu sichern, die, wie heute schon erwähnt,
insbesondere bei den Klein- und Mittelbetrieben sehr gefährdet sind.
Wir brauchen aber natürlich auch eine Unterstützung
der Banken, weil derzeit deren Liquidität für die Unternehmer sehr stark
zurückgeschraubt wird. In diesem Punkt bin ich nur teilweise bei Kollegen
Margulies. Ich glaube schon, dass es richtig ist, dass die Banken derzeit unter
einen Schirm gestellt werden. Wichtig ist aber – und das befindet sich
auch in dem Paket der heute erwähnten Bank –, dass die Banken der
Wirtschaft in Österreich das Doppelte an Krediten zur Verfügung stellen, um den
Blutkreislauf für die Wirtschaft sozusagen wieder in Gang zu setzen.
Ein zweiter Punkt ist ebenfalls sehr wesentlich, und
auch da kann die Gemeinde Wien sehr viel tun: Sie ist an zwei Gesellschaften beteiligt,
nämlich an der Wiener Kreditbürgschaftsgesellschaft und an der Wiener
Kapitalbeteiligungsgesellschaft. Meine Damen und Herren! Auch dort wäre meiner
Ansicht nach rasches Handeln notwendig, um der Wiener Wirtschaft lokal
dementsprechend unter die Arme zu greifen und dafür zu sorgen, dass sie schnell
zum nötigen Kapital, beziehungsweise zu einer entsprechenden Liquidität, kommt,
damit einerseits Rückgänge, die es derzeit sicherlich auch schon gibt,
abgefangen und andererseits Neuinvestitionen vorgenommen werden können.
Ich bin bei Ihnen, dass ein wesentlicher Punkt
natürlich sein wird, dass die österreichische
Bundesregierung und auch die einzelnen Bundesländer viele Maßnahmen treffen,
die die Kaufkraft stützen und stärken, damit die Konsumenten und Konsumentinnen
sozusagen besser mit dem Geld umgehen beziehungsweise auch investieren können.
Meine Damen und Herren! Ich darf daher namens meiner
Fraktion vier Beschluss- und Resolutionsanträge einbringen, die in
verschiedener Weise wirken sollen beziehungsweise diese Thematik in
verschiedener Weise beinhalten.
Der erste Antrag betrifft eine Aussetzung der
bevorstehenden Energiepreiserhöhung auf Grund sozialpolitischer Überlegungen.
Meine Damen und Herren! Wir wissen, dass sich Energiepreise ja meist doppelt
auswirken. Energiepreise wirken sich zuerst beim Produktionsprozess, bei den
Unternehmen und bei der Wirtschaft aus, was natürlich auf die Preise
durchschlägt. Und ein zweites Mal wirken sie sich aus, wenn der Konsument die
Kosten für Energie direkt in seinem Geldbörsel spürt.
Meine Damen und Herren! Es stimmt: Sie von der
Mehrheitsfraktion haben die Möglichkeit, bei der Wien Energie, die im
100-prozentigen Eigentum der Gemeinde Wien steht, ganz einfach klare Worte zu
sprechen. Ich darf daher folgenden Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen:
„Der Wiener Gemeinderat fordert die verantwortlichen
Eigentümervertreter der Stadt Wien, insbesondere Bgm Dr Michael Häupl und
VBgmin Mag Renate Brauner, nachdrücklich auf, bei der Wiener Stadtwerke
Holding AG und Wien Energie für eine Aussetzung der bevorstehenden
Preiserhöhung einzutreten.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und
Herren! Auch ein weiterer Schritt wäre sehr wesentlich. Das Bundesland wurde
heute schon einmal angesprochen: Die Steiermark hat vor wenigen Tagen
beziehungsweise Wochen ein neues Konzept entwickelt und einen
Energietarif-Beirat eingesetzt, von dem neben den Eigentümervertretern auch die
politischen Gremien darüber informiert werden und mitreden können, wie
Tarifpolitik sozialpolitisch und wirtschaftspolitisch richtig angegangen wird.
Ich glaube, die Tatsache, dass alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen mit
einbezogen werden, würde Transparenz und eine wesentliche Änderung in dem Sinn
bewirken, dass es mehr Gesprächsbereitschaft und Konsensbereitschaft seitens
der Mehrheitsfraktion gibt. Ich darf daher folgenden Beschlussantrag
einbringen:
„Der
Wiener Gemeinderat spricht sich für eine Einrichtung eines Energietarif-Beirates
nach Vorbild des gleichnamigen Beirates in der Steiermark zwecks
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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