Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 72
unseren Berechnungen sind das eben rund 8 000 m², also muss man schon sagen, dass Bombardier da einen gewissen Wettbewerbsvorteil hat, wenn man nämlich bedenkt, dass in diesem Areal eben sonst kein Schulbauplatz gewidmet ist, der noch nicht bebaut ist.
Diese Tatsache hat mich ein wenig skeptisch gemacht,
was diesen Akt betrifft. Bei näherer Durchsicht ist mir dann auch etwas
aufgefallen, wo ich sagen muss, da müsste man auch noch mal drüber reden, ob
das so ein tolles Modell ist. Man macht zwar einen Realisierungswettbewerb und
stellt dann eine begleitende Kontrolle an die Seite, an und für sich eine gute
Idee, nur sucht man für diese Kontrolle einen Rechtsanwalt aus, der hier auch
namentlich genannt ist, wo mir aber nicht ganz klar ist, wodurch genau er sich
dafür qualifiziert hat, dieses Kontrollorgan zu sein. Es gab nämlich in ganz
ähnlichen Verfahren, wo er auch beteiligt war, durchaus Schwierigkeiten in der
Stadt. Und das ist ein weiterer Punkt unserer Skepsis.
Die Hauptkritik richtet sich aber eigentlich darauf,
dass man sagt, sobald klar war, dass Bombardier von diesem Standort absiedeln
wird, haben sich zum Beispiel schon Bauträger um die Grundstücke bemüht. Die
Gesiba war da sehr rasch. Man wundert sich ja immer, wie sie zu so guten
Grundstücken kommt, aber offensichtlich hat sie ganz gute Hinweise bekommen.
Ich frage mich, wieso da nicht die Stadt Wien schon früher auf die Idee
gekommen ist, vielleicht mit Bombardier zu verhandeln und dieses Grundstück zu
erwerben, um eben dieses Campusmodell an diesem Standort zu realisieren.
Deshalb unsere Skepsis und Ablehnung zu diesem Aktenstück. - Vielen Dank. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner.
GR Dr Wolfgang Aigner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Wir haben prinzipiell mit solchen Megaschulen ein
gewisses Problem. Wir haben das in der Debatte um den Monte Laa auch schon
gehabt. Es gibt offenkundig eine Mehrklassengesellschaft in der angeblich
klassenlosen Wiener Schullandschaft. Es gibt einige wenige Prestigeprojekte. Da
wird der Geldhahn aufgedreht und es gibt Geld in Hülle und Fülle. Und es gibt
viele Pflichtschulen, die in einem sehr, sehr schlechten Bau- und
Erhaltungszustand sind. Wer von Ihnen, und das werden wahrscheinlich viele auch
gemacht haben, am Wahltag in seinem Schulsprengel den Wahlsprengel besucht hat,
kann sich da wieder ein Bild machen, in welchem Bauzustand viele Wiener
Pflichtschulen sind. Hier wäre es wichtig, dass wir mehr Geld in die Erhaltung
der bestehenden Schulen hineinstecken und dann bei den Prestigeprojekten
entsprechend auch sparsame Varianten führen. Das ist der erste Grund.
50 Millionen EUR Monte Laa sind
700 000 Millionen Schilling. Die teuerste HTL hat meiner Recherche nach
22 Millionen EUR gekostet. Also ein Campus im Pflichtschulbereich
kostet doppelt so viel wie eine sehr aufwendige höhere Schule im
Bundesschulbereich.
Zweiter Einwand, wenn es um solche Großschulen geht,
ist, dass seitens der Gemeinde Wien überhaupt nichts getan wird, dass der
administrative Mehraufwand, den solche Großschulen mit sich bringen, abgegolten
wird. Es gibt kein adäquates Sekretariat, das müsste natürlich die Stadt
zahlen, das geht nicht über die Lehrerdienstposten. Das heißt, die Schule ist
in etwa 50 Prozent größer und hat 50 Prozent mehr Klassen als eine
normale Volksschule. Es ist schon in einer normalen Volksschule die Ausstattung
der Schule mit Nichtlehrerpersonal sehr dürftig und es wird nichts dazu getan,
dass das in diesen Großschulen funktioniert.
Der größte Einwand, den wir haben ist, dass wir bei
der Ausschreibung und bei der Vergabe dieser Bauaufträge schon ein Präjudiz für
die spätere Schulform schaffen. Warum lässt man es nicht offen, ob es eine
verschränkte Schule sein soll oder eine Schule mit Vormittagsschule und am
Nachmittag Schulbetreuung, sondern bereits in der Ausschreibung wird
präjudiziert, dass es eine Ganztagsvolksschule sein muss. Daher, wir brauchen
dort entsprechende Pflichtschulplätze, wir brauchen natürlich
Kinderbetreuungsplätze. Aber besser ist es, mehrere Standorte zu suchen, wir
haben dann auch nicht so den großen Platzbedarf, und dadurch auch den Eltern
die Wahlfreiheit zu ermöglichen. Ist in meinem fußläufig erreichbaren Bereich
eine Schule mit einer verschränkten Möglichkeit des Unterrichts und der
Betreuung oder gibt es die klassische Form mit Unterricht am Vormittag und
Betreuung am Nachmittag. Eine Megaschule nimmt den Eltern diese Freiheit und
ich glaube, Freiheit ist das, was man gerade im Bereich der Kindererziehung und
der Schule am dringendsten braucht. Daher ein Nein seitens der ÖVP zu dieser
Megaschule. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Das
Wort hat Frau GRin Mag Kato.
GRin Mag Sonja Kato (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Berichterstatter!
Ich nehme zur Kenntnis, dass die ÖVP von normalen
Schulen ausgeht und offensichtlich auch eine Idee hat, was abnormale Schulen
sind. Ich nehme zur Kenntnis, dass ÖVP und GRÜNE nicht all jenen von denen, die
sich in dem Gebiet eine Wohnung genommen haben - und wir sprechen von bereits
1 300 fertiggestellten Wohneinheiten und noch 1 200 in etwa, die in
Planung sind -, sozusagen zubilligen wollen, dass es auch eine Schule an diesem
Wohnstandort gibt, die die Anforderungen, die Menschen im 21. Jahrhundert
an ein Schulsystem zurecht haben, erfüllt.
Worum geht’s bei dem Akt? Wir
schreiben einen Wettbewerb aus, um eine Schule zu bauen, die
13 Volksschulklassen anbieten soll, die 9 Kindergartengruppen anbieten
soll, ein Gelände-, ein Campusmodell. Es gibt eine Synergie, was die
Freiflächennutzung angeht. Es gibt eine gute öffentliche Verkehrsanbindung. Es
ist für rund 500 Kinder - für rund 500 Kinder, ich wiederhole nur! Sie wollen
sie ja alle nicht betreut wissen
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