Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 72
Da gibt es mehr als genug zum Sparen und bitte suchen Sie, um den Schaden für den Steuerzahler, der ohnehin schon sehr groß ist, möglichst gering zu halten. Wenn sich noch Geld finden lässt, dann haben wir natürlich nichts dagegen, wenn die Kleinunternehmer mehr als die 40-prozentige Mindestquote bekommen
Sie erinnern sich vielleicht, ich habe beim letzten
Mal, als Sie da für die Fan-Zone die 8,7 Millionen ohne weitere Erklärungen
beschlossen haben - wir haben uns ja dagegen gewehrt -, einen Akt gefunden, wo
es um eine Vereinsmitgliedschaft gegangen ist. Ich glaube, ein Frauenforum war
es und ein Mitgliedsbeitrag von in etwa 300 oder 400 EUR. Wir haben heute
wieder eine Mitgliedschaft zu beschließen, nämlich Beitritt der Stadt Wien zum
Verein „Tierschutz macht Schule". Alles sehr nett, Jahresmitgliedsbeitrag
sind 100 EUR pro Jahr. Und es ist wirklich wieder so köstlich, im Antrag
steht dann drin: „Der Magistrat wird ermächtigt, allfällige Erhöhungen der
Mitgliedsbeiträge bis zu 10 Prozent jährlich, allenfalls auch über mehrere
Jahre kumulierend, bei der angeführten Organisation nach eingehender Prüfung in
den Folgejahren durchzuführen.“ Also wieder dasselbe, eingehende Prüfung, dass
der Vereinsmitgliedsbeitrag um 1, 2, 3, 4 EUR erhöht wird, und bei ein
paar Millionen heißt es „Schmecks" und wir wissen eigentlich selber nicht,
wo das Geld ist, und wir sind beleidigt, wenn die Opposition nähere Auskünfte
verlangt. Meine Damen und Herren, wenn es nicht so ernst wäre und wenn nicht so
viel Geld im Spiel wäre, dann wäre es ja eigentlich zum Lachen. In Wirklichkeit
ist es zum Weinen. (Beifall bei der ÖVP.)
Im Zusammenhang mit der Fan-Zone Hanappi-Stadion, ich
habe es vorhin schon kurz angesprochen, ist es im Prinzip ein Vorgang, der
genauso wie beim Prater schon unlängst vorhanden war, ein paar Millionen ohne
ein genaues Budget. Wenn es kein genaues Budget gibt, dann kann man natürlich
auch nicht vergleichen, was mit dem Geld passiert ist, weil ein Budget eben
eine Übersicht über die voraussichtlichen Ausgaben ist und wie die bedeckt
werden. Wenn es nur heißt, man braucht das insgesamt, dann kann man natürlich
nicht kontrollieren, was mit dem Geld wirklich passiert. Man kann keinen Maßstab
anlegen, man muss sich dann auch auf allgemeine Maßstäbe wie Wirtschaftlichkeit
und Zweckmäßigkeit zurückziehen, aber eigentlich ist das kein Budget. Es wird
versprochen, im Nachhinein gibt es sehr rasch eine Abrechnung über die
tatsächlichen Kosten: Was ist wirklich ausgegeben worden, wofür ist es
ausgegeben worden und was passiert mit dem Geld, das überbleibt? Es kommt
nicht. Also, was macht man als Gemeinderat im zuständigen Ausschuss? Man stellt
eine Anfrage und wird dann eigentlich auf eine sehr schnoddrige Weise - ich
nehme das jetzt auch nicht persönlich, außerdem führt der Wiederholungseffekt
ja dazu, dass selbst, wenn man die Dinge anfängt und es persönlich genommen
hat, nach dem dritten, vierten Mal die Haut eine dickere wird. Aber eigentlich
ist das schon ein Wahnsinn, wie man hier abgespeist wird, wenn man fragt: Wann
gibt es jetzt die Rechnung? Dann heißt es auf einmal: Na ja, das hat bis
31.12.2008 zu erfolgen, obwohl es vorher geheißen hat, es muss rasch gehen, wir
können nicht genau sagen, wofür wir es brauchen, aber nach der EM gibt es die
Abrechnung. Jetzt kann man natürlich formal sagen, auch Jahresende ist nach der
EM, weil alles was nach der EM ist, ist nach der EM. Aber eigentlich hätten wir
uns schon erwartet, dass man früher und in dem Moment, wo das Ereignis dann
wirklich abgerechnet wird, auch die Zahlen bekommt und nicht auf das Budget
vertröstet wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als einen
Antrag auf eine Kontrollamtsprüfung einzubringen. Ich hoffe wirklich auf die
Mehrheit, weil das eine Sache ist, die nichts mit oppositioneller Rhetorik zu
tun hat, sondern das ist im Interesse der Steuerzahler und das Kontrollamt ist
ja eine Kontrolleinrichtung der Stadt Wien. Es wird möglicherweise auch, wenn das
keine Mehrheit finden sollte, als Fraktionsantrag eingebracht oder vielleicht
findet das Kontrollamt auch eine amtswegige Prüfung von Nöten. Wir probieren es
heute mit dem Bemühen, eine Mehrheit zu bekommen: „Prüfung der EURO-Fan-Zonen
durch das Kontrollamt", ein Beschlussantrag von meinen KollegInnen
Anger-Koch, Wolfgang Gerstl und meiner Wenigkeit. In formeller Hinsicht wird
dann die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Sie sehen, der Prater-Vorplatz
ist nicht ein singuläres Ereignis. Es zieht sich doch die Taktik wie ein roter
Faden durch die Amtsführung in diesem Ressort, dass hier mit dem Geld sehr
sorglos umgegangen wird, dass berechtigte Informationsbedürfnisse der
Opposition abgeschmettert werden. In diesem Sinn tut es mir eigentlich leid,
zweimal hintereinander einen Misstrauensantrag stellen und unterstützen zu
müssen. Aber auch hier möchte ich, und damit möchte ich schon schließen, den
Herrn Bürgermeister so zitieren. Er macht sich immer so viele Gedanken über die
anderen Parteien. Eine runderneuerte ÖVP wäre dann wieder gut genug für eine
Koalition.
Herr Bürgermeister, fangen Sie mit der Runderneuerung
in Ihrer eigenen Regierungsriege an! Wir haben Ihnen, glaube ich, genug Gründe
aufgezeigt, warum Sie in diesem Ressort anfangen sollen. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Novak hat sich gemeldet, bitte.
GRin Barbara Novak
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Nachdem ich heute schon gehört habe, dass meine
blumigen Ausschmückungen vom Prater und zum Thema Riesenrad-Vorplatz nicht
gewünscht sind und der Kollege Neuhuber das heute in seiner Rede eh schon
gemacht hat, nämlich einen sehr blumigen, metaphorischen Einstieg hier gebracht
hat, lasse ich es und konzentriere mich ausschließlich auf die hier getätigten
Aussagen beziehungsweise auf das, was sachlich und heute auch zur
Beschlussfassung vorliegt.
Vorliegt der Akt, der in der
Notkompetenz im Sommer
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular