Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 72
angesprochen worden und ich möchte jetzt das nicht
nochmals wiederholen, was schon mehrfach gesagt wurde. Wir möchten, dass die
Stadt Wien und damit die alleinregierende SPÖ endlich aufhört, hier wie eine
Finanzheuschrecke GmbHs zu gründen, umzugründen, aufzulösen, woanders wieder
einzubringen. Das hat doch nur den Sinn, da das Ausschreibungsrecht zu umgehen.
Das hat doch nur den Sinn, das Geld von einer Hand in die andere wie ein
Hütchenspieler so oft hin- und herzuschicken, dass am Schluss niemand mehr,
offenkundig nicht einmal diejenigen, die an den Drähten oben sitzen, wissen, wo
das Geld hingeflossen ist. Deshalb weg mit diesen Tochterfirmen! Wenn die Stadt
Wien als Auftraggeber auftritt, dann soll sie als Stadt Wien auftreten. Sie ist
privatrechtsfähig, sie hat strenge Bestimmungen einzuhalten. Und bedienen wir
uns nicht eines Firmengeflechts, wo erst recht wieder der Steuerzahler die
Ausfallshaftung trägt, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Stadt Wien Marketing Praterservice GmbH, vormals
Riesenradplatz ErrichtungsGmbH und so weiter, und so fort, immer ein
Alleingesellschafter, immer die Stadt Wien abseits des Gemeinderats, abseits
der Kontrolle. Ich glaube, so etwas hat die Stadt Wien nicht notwendig. Wir
sind hier nicht das Aufsichtsgremium einer Geldwaschmaschine.
In diesem Sinne bringen die GRe Anger-Koch, Alexander
Neuhuber und meine Wenigkeit im Zusammenhang mit dem Debakel am Prater-Vorplatz
den Antrag auf Auflösung und Liquidation sämtlicher mit der Prater-Verwaltung
befassten Tochterfirmen der Stadt Wien ein. In formeller Hinsicht beantragen
wir die sofortige Abstimmung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Gesellschaftsrechtlich ist es ganz klar, dass
natürlich der Alleingesellschafter Eigentümer der Sachen bleibt. Insofern geht
kein Stadtvermögen verloren. Aber mir ist es wichtig, dass die Dinge, die der
Stadt gehören, auch tatsächlich der Stadt gehören und nicht irgendeiner GmbH,
von der man dann nicht weiß, in welche Malversationen sie verwickelt sind.
Warum es auch wichtig ist, diesen Misstrauensantrag
nochmals einzubringen und abermals um Unterstützung zu bitten, ist die
Tatsache, dass der sorglose Umgang mit Steuergeld im Ressort Laska ja nicht auf
den Prater beschränkt bleibt, sondern auch in anderen Bereichen an der
Tagesordnung ist. Ich möchte hier nur noch einmal die Fan-Zone Hanappi-Stadion
in Erinnerung rufen: Kurz vor der EM lässt man sich blanko ohne ein Budget
vorzulegen 8,7 Millionen EUR brutto, netto
7,3 Millionen EUR genehmigen. Für die Abwicklung der Gesamtagenden
der Fan-Zone ist natürlich wieder die Stadt Wien Marketing und Praterservice
GmbH zuständig. Als einzige Begründung heißt es, dass dieser zusätzliche Betrag
zum Großteil zur Bedeckung der infrastrukturellen und personellen Sicherheit
erforderlich ist. Ich bin ja selber in dem Ausschuss und weiß, wie sehr kleine
Vereine gepiesackt werden, wenn sie 3 000 EUR brauchen. Da muss man
seitenweise ausfüllen, was man mit 3 000 EUR plant und muss
abrechnen, was man damit gemacht hat. Wenn man sich im Eigenbereich ohne
Ausschreibung 8,7 Millionen EUR genehmigen lässt und möchte, dann
heißt es halt einfach: Na, der Großteil dient der Bedeckung von Infrastruktur
und Personen. Das kann jetzt die Infrastruktur im Hanappi-Stadion sein, das
kann Sanität sein, das kann Security sein, et cetera. Also auch hier haben wir
genau dieselbe Vorgangsweise: Blankoermächtigungen und hinterher weigert man
sich noch, eine Abrechnung vorzulegen.
Das, was mich am meisten wundert und deswegen fällt
es mir persönlich eigentlich sehr schwer, diesem Antrag, der ja eh schon im
Stadtsenat in Notkompetenz genehmigt wurde, heute nachträglich überhaupt
zuzustimmen, denn es ist die vollkommene Ignoranz, dass man sagt, bevor man
sich das Geld zusätzlich aus dem Steuertopf nimmt, könnte man doch einmal
schauen, ob man das Geld nicht durch interne Umschichtungen hereinbringen kann.
Gerade das Ressort Laska bietet ja genug Einsparungspotenzial: Das Presse- und
Informationsdienstbudget, das Jahr für Jahr überzogen wird - eine Werbekampagne
jagt die andere, wir haben heute die Büchereien, dann sind die Pflegeeltern
dran, und, und, und, die Bäder, et cetera. Und so wie der Kollege Jung das
vorhin auch schon gesagt hat, man lässt sich dieses Anfüttern der Zeitungen ja
von einem Mal aufs andere aufs Neue genehmigen. Wenn man jetzt einen kapitalen
Plutzer baut, dann denkt man nicht daran, ob man das Geld nicht vielleicht
intern einsparen kann - vielleicht geht sich dann sogar eine höhere Quote aus
-, sondern man greift zusätzlich in den Steuertopf! Deswegen verlangen wir
naheliegenderweise, dass das Ressort der Frau Vizebürgermeisterin - es sind
natürlich auch alle anderen Ressorts herzlich eingeladen, sich an dieser Suche
zu beteiligen -, daraufhin durchleuchtet wird, inwiefern man nicht durch
Einsparungsmaßnahmen, und zwar nicht bei den Bürgerinnen und Bürgern, sondern
bei den eigenen Propagandamaßnahmen - und wir sind gerne bereit und auch das
Kontrollamt gibt ja immer wieder Hinweise, wo Einsparungspotenzial zu erheben
ist, dass diese Ressorts durchforstet werden -, sodass der Steuerzahler nicht
zusätzlich belastet wird, damit die Gewerbetreibenden zu ihrem Geld kommen.
Die Skurrilität des Ganzen zeigt ja das: Die einen
kriegen nur 40 Prozent, obwohl sie geglaubt haben, sie haben es mit der
Gemeinde Wien zu tun und der Steuerzahler muss für einen noch nicht ganz
fertigen Prater-Vorplatz doppelt bezahlen. Das ist doch wirklich etwas zum
Haare Ausraufendes und da kann doch auch die Mehrheit bei aller Loyalität zu
den eigenen Stadträten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
In diesem Sinne der Antrag
„Einsparungspotenzial" Anger-Koch und meine Wenigkeit, ebenfalls zur
sofortigen Abstimmung. (Beifall bei der
ÖVP.)
Oder wenn Sie schon ein paar
Hinweise noch brauchen sollten, wo Geld genug zu holen ist, denken Sie an die
ganzen Konstruktionen Medien-Fullservice, Compress Verlag, Auslandsbüros, die
bestenfalls als Briefkasten dienen, wo nicht einmal Öffnungszeiten
angeschrieben sind, wo sehr viel Papier produziert wird.
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