Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 72
Vor drei Monaten allerdings ist ein Misstrauensantrag von allen drei Oppositionsparteien eingebracht worden. Jetzt liegt ein Misstrauensantrag da und vor, der allerdings nur von zwei getragen wird. Warum, das weiß ich nicht. Wir wurden nicht zur Unterschrift eingeladen, auch gut. Wir werden mitstimmen, aber die Motivation der beiden Parteien ist mir unbekannt. Vielleicht ist die Niederlage bei der Wahl so, dass sie sozusagen gemeinsam als Verlierer zusammenhalten, weil der Schmerz leichter zu ertragen ist, ich weiß es nicht. Vielleicht werden wir das von irgendwelchen Nachrednern hören.
Auf alle Fälle sind ja die Finanzfragen der ganzen
Sache so geblieben, wie sie sind, und die Zuordnung der finanziellen Mittel ist
ebenfalls offen geblieben. Und laut „profil" ist das offen - und dieser
Hinweis und dieser Bericht ist ja ganz interessant – und es ist die Frage, ob
ein Einkommensdebakel vorliegt oder ob sich da letzten Endes nicht langsam auf
Grund der Tatsache, dass es ganz offensichtlich Geldflüsse ins Ausland nach
Amerika gibt, ein Fall für Gerichte herausmausert.
Ich brauche jetzt die ganze Geschichte nicht noch
einmal zu erzählen, weil das heute die meisten Redner schon vor mir gemacht
haben - von der Europameisterschaft und den Firmenkonstruktionen und dieser
Beauftragung eben der Generalunternehmerschaft mit der Explore 5D, die den
Zuschlag bekommen hat -, aber völlig klar ist eines und das habe ich schon
eingangs gesagt: Die begleitende Kontrolle der gesamten Abwicklung hat gefehlt
und das ist etwas, was ein ganz, ganz entscheidender Fehler an der Sache ist.
Und jetzt nochmals zu versuchen, sich auf Subfirmen auszureden, ist etwas, von
dem ich überhaupt nichts halte. Das ist ein Abschieben der Verantwortung und
eine Verschleierung der Verantwortung in Bezug auf Firmen, die man letzten
Endes selbst gegründet hat. So geht es sicher nicht.
Das Ergebnis ist auf alle Fälle ein Debakel oder was
es auch sonst noch wird. Die Frage ist: Für wen? Natürlich für den
Steuerzahler, weil es Geld kostet, aber natürlich auch für die beauftragten
Firmen, denen Konkurs droht, die Zahlungsschwierigkeiten haben und die
vielleicht auch Leute in die Arbeitslosigkeit schicken müssen. Wie sollen die
Klein- und Mittelbetriebe sich wehren und über diese Schwierigkeiten
hinwegkommen?
Wir sind daher der Meinung, dass selbstverständlich
die Stadt Wien als Gebietskörperschaft, die das eindeutige Verschulden an der
Situation trägt, die Firmen, die im Vertrauen auf die Bonität einer
Gebietskörperschaft sozusagen gehandelt haben, nicht im Regen stehen lässt. Ich
halte das für unanständig, wenn ich das so ganz schlicht sagen darf und ich
glaube, die 40 Prozent Ausgleichsquote ist auch etwas, was die Firmen hart
trifft. Ich glaube, es ist notwendig, hier mehr zu tun und wir stellen unseren
Antrag, einen Gesellschafterzuschuss an die Praterservice GesmbH zu geben, dass
die gesamte Leistungserbringung, soweit sie natürlich vertraglich vereinbart
war und vollzogen wurde, den Firmen ersetzt wird. Im Vertrauen, wie gesagt, auf
eine Gebietskörperschaft darf man nicht Firmen, die hier tätig geworden sind,
einfach links liegen lassen.
Wenn die ÖVP hier keine Zustimmung gibt, so ist mir
das unverständlich. Ich würde sagen, das wäre ein notwendiger Akt. Ob es ein
Präjudiz ist, ist die Frage. Ich frage mich, wir haben ja gerade vor drei oder vier
Tagen in der Bundesrepublik massive Probleme gehabt und ich weiß nicht, ob die
ÖVP, wenn zum Beispiel eine österreichische Bank in die gleichen
Schwierigkeiten kommen würde wie diese Hypobank da in Bayern, in München, dann
ebenfalls aus Politikgründen eine Hilfestellung verweigern würde. Ich bin der
Meinung, man soll nicht nur den Großen helfen, sondern vor allem den Kleinen,
denn die brauchen uns. (Beifall bei der FPÖ.)
Daher, meine Damen und Herren, und das ist für mich
das Wesentlichste, glaube ich, dass es wichtig und notwendig ist, den Firmen,
die hier übrig bleiben – und das sind sozusagen die Letzten, die die Hunde
beißen, würde ich sagen -, Hilfestellung zu bieten und unter dem werden wir es
nicht machen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der
Herr Dipl-Ing Margulies hat sich gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Vorweg nur ein ganz ein kurzer Satz zur Gewalt und
diesmal wirklich unverdächtig: Berichte aus dem Innenministerium und der
Innenminister und die Frau Innenministerin waren nicht die Freunde der GRÜNEN,
aber in sämtlichen Berichten der letzten Jahre ist festgehalten, dass die
rechtsextreme Gewalt und die rassistische Gewalt zunimmt und de facto es keine
linksextreme Gewalt in Österreich gibt. (Heiterkeit und Aufregung bei der
FPÖ.) So, nur um das auf den Punkt zu bringen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Aber jetzt zurück zum eigentlichen Thema und auch zur
Rede des Kollegen Vettermann. (Lautes Plenum.)
Ich möchte versuchen, die Rede des Kollegen
Vettermann, 15 Minuten hat diese gedauert, ziemlich prägnant auf eine
halbe Minute zusammenzufassen. Er hätte sich auch herstellen können und sagen:
„Liebe Oppositionsparteien, es ist uns vollkommen egal, was ihr erzählt, es ist
uns auch ganz egal, ob ihr recht habt. Wir lassen uns keinesfalls jemanden von
uns aus den eigenen Reihen rausschießen. Wenn, dann sind wir es, die irgendwann
einmal sagen, es reicht, aber ihr habt da nichts zu reden.“ So etwa die
Kurzfassung der Rede vom Kollegen Vettermann, ausgeschmückt mit keinerlei
Angaben zu den offenen Fragen, wo es darum gegangen ist, jetzt haben wir uns
gewunschen, dass es tatsächlich Aufklärung über die Finanzierungsflüsse, et
cetera gibt und jetzt bringen wir es tatsächlich auf den Punkt.
Wir haben, der Kollege Neuhuber
hat es schon angesprochen, in Österreich eine politische Kultur, die eigentlich
unterm Hund ist. Dabei ließe es sich ganz einfach dramatisch verbessern und
zwar würde es reichen, wenn jede Partei an sich selbst dieselben Maßstäbe
anlegt, was politische Kultur und Verantwortung Übernehmen betrifft, wie sie es
auch an jede andere Partei richtet, sobald man selbst in Opposition und die
anderen in der Regierung sind. Das würde schon
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