Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 118
Das Gesundheitspapier soll Anfang Juli beschlossen werden, und damit kommt neues Geld ins Gesundheitssystem. Trotzdem sind die Finanzierung aus einer Hand und die Auflösung des Widerspruchs zwischen stationärem und niedergelassenem Bereich, obwohl es im Papier steht, in weiter Ferne, denn über diese Fragen traut sich niemand so richtig drüber.
In Wien gibt es mittlerweile eine sehr gute
Kooperation zwischen stationär und ambulant, zwischen stationär und
niedergelassen, zwischen Wiener Gebietskrankenkasse und Stadt. Ein gutes
Beispiel dafür ist das Dialysezentrum Donaustadt. Am 13. dieses Monats
fand dafür der Spatenstich statt. Auf Grund der Erkenntnis, dass es immer mehr
Dialysepatienten geben wird und immer mehr Menschen diese Behandlung notwendig
haben werden, wurden 2007 mittels Gemeinderatsbeschlusses die Weichen zur
Gründung der Wiener Dialyse GmbH gestellt. Die Gründungspartner waren der KAV,
die Wiener Gebietskrankenkasse und die Barmherzigen Brüder.
Unternehmensgegenstand ist die Errichtung von Dialyseambulatorien, und ein
solches Ambulatorium wird nun auf dem Gelände des Donauspitals errichtet. In
diesem Dialysezentrum werden 72 neue Dialyseplätze geschaffen. In der
Zwischenzeit wurden in einigen Abteilungen beziehungsweise Krankenanstalten des
KAV und im Hanusch-Krankenhaus neue Plätze und neue Schichten geschaffen.
Es ist immer wieder von fehlender Innovation die
Rede. – Ich werde Ihnen jetzt noch von einigen Innovationen berichten.
Eine davon betrifft die Peritonialdialyse, also die Bauchfelldialyse. Das ist
eine Möglichkeit, die Blutwäsche in der Nacht zu Hause durchzuführen. Das kann
aber nicht ganz einfach gehandhabt werden, sondern dazu muss es natürlich eine
gute fundierte fachliche Einschulung und Betreuung geben. Diese Methode ist vor
allem für jüngere Patienten, die berufstätig sind, und für Patienten, die auf
eine Transplantation warten, sehr geeignet; die Wartezeit ist in Wien übrigens
im Vergleich sehr kurz, nämlich nur zwei Jahre. Diesbezüglich wurde auch eine
Spezialambulanz im Hanusch-Krankenhaus geschaffen, die sehr gut angenommen
wird.
Ich möchte Ihnen ein weiteres Beispiel für Innovation
nennen. Ich habe im „Journal für Kardiologie. Österreichische Zeitschrift für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ einen wunderbaren Artikel gefunden, der das Wiener
Modell zur Versorgung von Herzinfarktpatientinnen und -patienten zum Gegenstand
hat. Dieses Wiener Modell wird in diesem Journal als internationales
Vorzeigemodell dargestellt. Man weiß aus Studien, dass die percutane
Katheterbehandlung der Herzkrankgefäße die beste Therapie für den akuten
Herzinfarkt ist. State of the Art ist der entsprechende Begriff, der für mich,
seitdem ihn Kollegin Pilz sehr inflationär verwendet, ein gewisses Problem
geworden ist. Die percutane Katheterbehandlung ist aber tatsächlich State of
the Art, also die beste Therapie. Dabei kommt es aber auch auf die Zeitspanne
zwischen dem Auftreten der Symptome des Infarktes und der Katheterbehandlung
an.
In Wien wurde Anfang 2003 begonnen, die sechs
tagsüber verfügbaren Herzkatheterzentren in ein Versorgungsnetzwerk für
Infarktpatienten zusammenzufassen, und die Schlüsselrolle dabei spielt die
Wiener Rettung, die mit dem nächstgelegenen Zentrum Kontakt aufnimmt. Wenn ein
Platz frei ist, die Möglichkeit besteht und die Akutbehandlung in der
vorgeschriebenen Zeitspanne durchgeführt werden kann, dann wird das gemacht.
Wenn nicht, dann wird bereits im Rettungsauto eine medikamentöse Auflösung des
Blutgerinnsels eingeleitet. – Für viele ist das eine Vision, danach strebt
man auf der ganzen Welt. Hier ist es keine Vision, sondern für Wien ist das
Realität! Mittlerweile stehen die Katheterzentren rund um die Uhr zur
Verfügung. Wir wissen auch, dass Herzinfarkte oft in den sehr frühen
Morgenstunden auftreten, es braucht aber nun in Wien niemand mehr Angst zu
haben, dass er nicht die geeignete Behandlung bekommt. (Beifall bei der
SPÖ.)
Das wird immer gefordert, und ich glaube, dass das
sehr wichtig ist: All diese Maßnahmen müssen auch evaluiert werden. – Es
wird bereits insofern evaluiert, als ein Register im Wílhelminenspital geführt
wird, in dem alle Herzinfarktpatientinnen und -patienten verlaufsmäßig
dokumentiert sind. Mit diesem Wiener Modell ist es gelungen, den Prozentsatz
der Akuteingriffe, also die Maßnahme, die State of the Art ist, auf
70 Prozent zu erhöhen. Der österreichische Durchschnitt beträgt hingegen
30 bis 35 Prozent. Mit der Einführung der optimierten Infarkttherapien in
Wien ist die Spitalssterblichkeit der Infarktpatienten, die einer
Reperfusionstherapie unterzogen wurden, von 14 bis 16 Prozent im Jahr 2002
auf 6 bis 8 Prozent Ende 2006 gesunken, während der österreichische
Durchschnitt Ende 2006 bei 12 bis 14 Prozent liegt.
Das ist dokumentiert, und darauf können wir stolz
sein! Diese Ergebnisse stellen nämlich auch im internationalen Vergleich einen
absoluten Spitzenwert dar. Wenn Sie also sagen, es gibt keine Innovation, Frau
Kollegin Korosec, dann sind Sie offensichtlich nicht informiert! (Zwischenruf
von GRin Ingrid Korosec.) In Wien sind die Visionen nämlich bereits
Realität geworden! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte betonen: Ich bin dafür bekannt, dass ich
nichts Schlechtes schön rede. Ich rede aber auch nichts Gutes schlecht, sondern
ich sage meine Meinung und lasse mir von niemandem den Mund verbieten. Und ich
werde auch die Rolle der ÖVP immer und überall darstellen, wie sie ist! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich komme nun zu den Operationswartezeiten: In den
Krankenanstalten des KAV werden jährlich 152 000 Operationen durchgeführt,
das sind durchschnittlich 415 pro Tag. Es hat immer wieder Kritik an den
Wartezeiten für planbare Operationen gegeben. Die Akutoperationen werden ja
logischerweise, wie der Name sagt, sofort durchgeführt.
Frau Korosec! Sie brauchen nicht
glauben, dass Sie die Einzige sind, an die sich Patienten und Patientinnen
wenden! Ich habe einerseits beruflich ununterbrochen Kontakt mit Patienten und
Patientinnen, andererseits bin ich als Politikerin, die sich sozusagen in einem
Umfeld
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