Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 118
eine Budgetaufstellung. Bitte, ein Budget von 835
Millionen EUR, Frau Stadträtin!
Aber lassen sie mich auch zu anderen Punkten Stellung
nehmen. Ich möchte gleich einmal zum Krankenhaus Nord kommen, angepriesen als
das modernste, das schönste, das beste Krankenhaus Europas. (GR Kurt Wagner: Das stimmt alles!) -
Ich habe noch nichts gesagt! Ich werde auch nichts dagegen sagen! Also zuhören,
Herr Kollege!
Zirka 600 Millionen EUR, höre ich, wird es
kosten. Dann habe ich gehört, 650 Millionen EUR wird es kosten. Sie wissen
bis heute nicht, was es zirka kosten wird. Das Einzige, was man weiß, wir
wissen alle, was dort hinkommt und was nicht dort hinkommt, weil es wird zum
Beispiel keine U-Bahn dort hinkommen. Wenn Sie den 21. Bezirk kennen,
werden Sie wissen, dass auf der Brünner Straße jeden Tag ein Stau von Hunderten
Metern, oft von Kilometern, herrscht. Sie sagen, Sie bauen das modernste, das
schönste, das beste Krankenhaus, nur werden wir es nicht erreichen können, das
kann ich Ihnen sagen!
Da werden sich wieder die Wiener Patienten freuen,
auch die, die von auswärts kommen. Sie werden stundenlang im Stau stecken. Sie
haben in diese Richtung nicht das geringste Konzept. Sie haben kein
Finanzierungskonzept. Sie wissen zwar, was es kosten wird, aber ich bezweifle
es. Ich sage Ihnen, Sie werden mit 900 Millionen EUR hier nicht im
geringsten auskommen. Sie wissen zwar nach Ihren Ausführungen, was es kosten
wird, aber Sie wissen nicht einmal, wer es bezahlen wird. Ich kann da nur an
diesen Spruch von der Lotterie erinnern: „Alles ist möglich." Ich weiß
nicht, was, aber sie werden es wahrscheinlich irgendwie möglich machen,
vielleicht mit gewissen Erhöhungen. Dafür sind Sie ja sehr berühmt! Aber
andererseits muss ich Ihnen sagen, weiß ich nicht, wer das bezahlen soll.
Das Einzige, was Sie bei diesem Krankenhaus fixiert
haben, ist, dass man es 2013 eröffnet. Also ich freue mich schon darauf.
Kommen wir zu weiteren Kritikpunkten. (GR Heinz
Vettermann: Was war jetzt die Kritik? Dass es bis 2013 fertig ist?) - Das hätten Sie schon längst bauen
können! (GR Heinz Vettermann: Ach so,
das!) Sie lassen sich immer bis zum Schluss Zeit, bis Sie nicht mehr
wissen, wie es funktioniert, und dann kommen Sie auf die glorreichen Ideen,
etwas zu machen. Also ich glaube, Ihre Kritik jetzt ist schon richtig gewesen.
Sie hätten es nur früher bauen sollen! (GR
Heinz Vettermann: Ich habe eine Frage gestellt! Das war keine Kritik!)
Zur Wiener Rettung: Die Wiener Rettung hat heute
schon einen riesigen Personalmangel. Jetzt frage ich Sie, Frau Stadträtin,
schon einiges dazu.
Es gibt hier einen Dienststellenbeschluss und daraus
möchte ich Ihnen einiges vorlesen: „Nachdem sich am 16.5.2008 ein Kollege im
Dienst verletzt hatte, war das Fahrzeug Arsenal 4 nicht mehr mit drei Mann
besetzt und dadurch nicht einsatzbereit. Die normale Vorgehensweise wäre
gewesen, das Fahrzeug mit drei Mann zu besetzen. Stattdessen hat die Leitung
der Wiener Rettung in Absprache mit Hofrat Dr Kaff und StRin Wehsely
entschieden, das Fahrzeug Arsenal 4 nur mit zwei Mann zu besetzen,
weiterhin im Rettungsdienst auch fahren zu lassen."
Wie Sie sich noch erinnern können, war das eine
unserer größten Befürchtungen, dass die Stadt aus nicht nachvollziehbaren
Gründen so Geld einsparen will. Das Fahrzeug Arsenal 4 musste trotz
fehlender Besetzung auf Weisung der Leitung Rettungsdienst tun. Es gibt einen
gemeinsamen Beschluss des Dienststellenausschusses, der sich gegen die
Zweimannbesetzung am Rettungswagen ausspricht. Weiters gab es seitens des
Dienststellenleiters keine Vorinformation an den Fahrdienst über diese
Vorgehensweise.
Frau Stadträtin, warum wurden diese Beschlüsse
ignoriert?
Frau Stadträtin, zur Wiener Rettung noch Folgendes: Nach
diesen neuen EU-Richtlinien, wo ein Zwölfstundendienst bei der Wiener Rettung
ansteht, werden Sie wahrscheinlich überfordert sein! Weil wenn Sie bis jetzt
kein Personal haben, das ausreichend zur Verfügung steht, und das ist eindeutig
bewiesen, dass Sie jetzt schon teilweise mit Zweimannbesetzung fahren, wie
wollen Sie das dann nach den neuen EU-Richtlinien machen, wo man nur
12 Stunden fährt und keine 24-Stunden-Dienste mehr vorsieht?
Sie haben jetzt zum Beispiel die
„4 für Wien". Die „4 für Wien", wie Sie wissen,
fahren nur untertags. Die fahren gar nicht in der Nacht. Das wird auch ein
Problem sein, das auf Wien zukommen wird. Sie werden hier eine
Zwölfstundenregelung, aber kein Personal haben!
Ihre Vorgängerin, Frau StRin Brauner, hat schon vor rund
zwei Jahren Riesiges versprochen. Es gibt mehr Millionen Euro für die Wiener
Rettung, es wird mehr Personal geben. Was ist passiert? Nichts! Sie hat sich
dann verabschiedet, ist heute die Frau Finanzstadträtin geworden und weiter ist
nichts passiert! Die Wiener Rettung hat bis heute weiterhin die riesigen
Probleme. Wir werden es natürlich alle noch erleben, dass es oft zu Einsätzen
dieser so genannte Zweimannbesatzung kommen wird.
Lassen Sie mich, wenn wir bei der Gesundheit der
Bürger sind, zu den Gesundheitsrichtlinien kommen. Worum geht es hier
eigentlich, Frau Stadträtin? Da frage ich mich schon: Geht es Ihnen hier um
Wirtschaftlichkeit oder um Menschlichkeit, Frau Stadträtin?
In zahlreichen Gesprächen, die wir in den letzten
Tagen geführt haben, treten die Pläne immer deutlicher zum Vorschein, dass der
niedergelassene Bereich ausgedünnt wird und noch mehr Leistungen in die
Spitäler verlagert werden, weil dort natürlich die Länder das Defizit tragen.
Da frage ich Sie, Frau Stadträtin, auch wieder, bis heute habe ich weder von
Ihnen noch vom Bgm Dr Häupl irgendetwas zu diesen Gesundheitsrichtlinien
vernommen.
Wenn man das noch weiter im Detail
verfolgt, was auf die Wiener im niedergelassenen Bereich zukommt, sollen laut
Bundesministerin Kdolsky zirka 500 Kassenfachärzteverträge abgebaut werden.
Wenn man jetzt
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