Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 118
eher darauf, den Masterplan zu zeichnen beziehungsweise einen Wettbewerb abzuwickeln, dann den Masterplan daraus zeichnen zu lassen, die Flächenwidmungspläne abzuliefern – und das war's.
Das ist uns zu wenig. Wir haben deswegen einen Beschluss-
und Resolutionsantrag bezüglich dieses Stadtentwicklungsgebietes Hauptbahnhof
vorbereitet, dass man sich hier entscheidet, ein Vorzeigeprojekt zu entwickeln,
dass man neueste Standards sowohl in die Planung als auch in die Umsetzung
einfließen lässt, dass man also quasi eher einen Entwicklungsprozess begleitet,
dass man versucht, bei der ÖBB Partner zu finden, um gemeinsam Ziele zu
erreichen. Der Beschlussantrag lautet:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass
der gesamte geförderte Wohnbau am Areal des Stadtentwicklungsgebietes
Hauptbahnhof in Passivhaus-Bauweise errichtet wird." – Dies auch, um eben
die Kyoto-Ziele erreichen zu können. Jeder weiß, dass gerade im Baubereich
maximale Energieeffizienz sehr viel bringt und sehr viel erreichen kann. Wir
dehnen das aber aus und meinen eben nicht nur den Wohnhausbau, sondern wir
wollen auch, das möglichst viele Lösungen gesucht werden, um auch im Büro- und
Gewerbebau Energieeffizienz und ökologische Bauweise einzufordern und
durchzusetzen.
Ich habe diesen Antrag, als ich ihn abgegeben habe,
auf sofortige Abstimmung formuliert, ich möchte ihn jetzt aber zuweisen lassen
an die beiden betroffenen Ausschüsse, sowohl eben Stadtentwicklung und Verkehr als auch Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung, weil ich denke, dass wir
uns über diese Sache näher unterhalten sollten, diskutieren sollten.
Möglicherweise finden wir doch einen Weg, um aus diesem Stadtteil einen
Vorzeigestadtteil in der Stadt zu machen.
Ein zweites Thema – abgesehen jetzt von diesem eher
diffusen Gestaltungswillen, muss man freundlich so formulieren –, würde ich
sagen, ist das Vergabewesen in der Stadt. Es gab im letzten Jahr doch einige
Projekte, die sehr umstritten waren, etwa Bahnhof-City – wir haben das ja schon
öfter diskutiert, morgen wird es auch wieder als ein Tagesordnungspunkt im
Gemeinderat diskutiert werden –, der doch nicht unumstritten ist in Bezug auf
das Vergabewesen und wie sich die öffentliche Hand zu Wettbewerb oder auch eben
zur Gleichbehandlung von unterschiedlichen Bietern verhält. Ich denke, dass es
schade ist, da von dem begonnenen Weg des Wettbewerbsleitfadens abzugehen und
da jetzt Türchen aufzumachen, einmal dort einmal da, beziehungsweise dass immer
wieder Pannen passieren, die in meinen Augen nicht passieren dürften.
Es gibt neben dem angesprochenen Projekt Hauptbahnhof
noch andere interessante Stücke in der Stadt, die in Diskussion stehen, in
Veränderung stehen, zum Beispiel im Zuge des Neubaus Spital Nord. Daraus
ergeben sich ja auch diverse andere Entwicklungen auf Flächen des
Krankenanstaltenverbundes, die ja eigentlich auch stadteigene Flächen sind, nur
vom Krankenanstaltenverbund verwaltet werden. Und da, muss ich sagen, ist es
auch eher so, dass man das Gefühl hat, man schaut, dass man die verkauft und
nichts mehr damit zu tun hat.
Das ist von Seiten der Stadtplanung deutlich zu
wenig. Ich hätte mir erwartet, beispielsweise für Steinhof, dass es da mehr
Ideen gibt, als nur den Flächenwidmungsplan zu zeichnen und das jetzt gänzlich
einem Wohnbauträger zu überlassen, der zwar bemüht ist – das ist ihm
anzurechnen –, aber trotzdem sehe ich das doch deutlich als Aufgabe der Wiener
Stadtplanung.
Ähnliches spielt sich in Lainz ab. Da wurde das auch
an ein ausgegliedertes Unternehmen übergeben. Und da stellt sich dann für mich
schon langsam die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Wenn die Stadtplanung sich
nicht bald neu definiert und Instrumente entwickelt, statt nur
Flächenwidmungspläne zu zeichnen, so wird das ein bisserl zu wenig sein auf die
Dauer.
Letzter Punkt. Was ich auch meine, dass es im letzten
Jahr nicht wirklich gut funktioniert hat, das ist die
geschäftsgruppenübergreifende Zusammenarbeit. Das Vorzeigebeispiel
Riesenradplatz haben wir wirklich schon oft genug diskutiert, aber da meine ich
auch, das versteht ja kein Bürger, wieso da der Planungsstadtrat nichts damit
zu tun hat, wenn hier ein so ein großes Bauprojekt abgewickelt wird. In dem
Ressort der Vizebürgermeisterin gibt es ja auch noch andere Bereiche wie
Sportanlagen und so, wo die Dinge auch nicht ideal laufen, würde ich mal
freundlich sagen, und wo ich mir auch erwarten würde, dass von Seiten der
Planung da Hilfestellung gegeben wird und das Wissen, das in den
Fachabteilungen vorhanden ist, auch optimal eingesetzt wird.
Abschließend: Das waren drei große Themenbereiche,
warum wir diesem Rechnungsabschluss nicht zustimmen werden. Wir sind aber gerne
bereit, konstruktive Lösungsvorschläge und Ideen einzubringen, und hoffen auf
eine bessere Zukunft. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zu Wort gelangt Herr GR Mag Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Im Vorjahr hat die Stadt Wien die
Parkraumbewirtschaftung empfindlich erweitert und verteuert. Worauf ich jetzt
aber vor allem hinaus möchte, sind die Rücklagen, die die Stadt Wien damit auch
zusätzlich erhalten hat.
Wir liegen in der Zwischenzeit bei
rund 100 Millionen EUR an Rücklagen, die unverbraucht im Garagentopf
liegen und nicht verwendet werden. Jährlich haben wir jetzt bereits Einnahmen
von rund 50 Millionen EUR, doch die Investition in den Garagenausbau
schaut so aus, dass wir 2005 bei 30 Millionen Einnahmen 11 Millionen
investiert haben, 2006 bei 40 Millionen an Einnahmen 11 Millionen
investiert haben, und 2007 bei 45 Millionen Einnahmen 5 Millionen. Im
letzten Jahr wurden also gerade einmal 10 Prozent der Summe, die
eingenommen wurde, reinvestiert. Meine Damen und Herren, das zeigt, dass man
hier von einem professionellen
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