Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 118
seiner Nachfolgerin oder
seinem Nachfolger irrsinnig viel Arbeit im Zusammenhang mit Integration. Wie
aber bereits gesagt, können die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Wien und
vor allem vom Konzept der Wiener Integrationsstadträtin mit den vier
Eckpfeilern Sprache plus, Verbesserung der Arbeitsmarktchancen, Förderung des
Zusammenlebens und Messbarkeit von Integration sehr viel lernen. (Ironische
Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und
Herren! Im Jahr 2007 sind von den von der Stadt Wien geförderten
Sprachmaßnahmen über 7 000 Menschen erreicht worden. Vor allem ... (Zwischenruf
von GRin Mag Sirvan Ekici: Nur?) 7 000 Menschen ist ja
nicht nichts! Und 70 Prozent
davon waren Frauen! (GRin Mag Alev Korun: Werdet ihr den 600 Stunden
zustimmen?) Du kennst die Aussendungen der Frau Stadträtin. Ich sage das
jetzt zur Berichtigung. Wir wollen natürlich auch 600 Stunden. (StRin
Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Das wollen wir auch!) Aber das darf
nicht doppelt so teuer sein! Jetzt kostet es 1 200 EUR, und wir
befürchten, dass durch eine Verdoppelung auch die Kurse teurer werden. Unsere
Angst ist, dass die ZuwanderInnen schon in ihren Heimatländern diese
1 200 EUR berappen müssen. Und dazu sagen wir Nein. (Zwischenruf
von StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager.) Meine Redezeit
ist noch nicht zu Ende, machen Sie sich keine Hoffnungen, Frau Stadträtin!
Ich komme zum Abschluss: Ich bin seit 2001 im Wiener
Gemeinderat, und es ist noch nie dagewesen, dass die Integrationspolitik, die
Frauenpolitik und die Politik der Stadträtin insgesamt so aus dem vollen Herzen
gelobt wurde. Dafür möchte ich mich bedanken! Wir machen nämlich wirklich sehr
gute Frauenpolitik und Integrationspolitik. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Es ist Ihnen natürlich unbenommen, das Ganze auch zu kritisieren. Mein Privileg
ist es aber, immer wieder zu sagen: Die Stadt Wien sucht Ihresgleichen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr
GR Schreuder. – Bitte.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Eine ganz kurze Replik: Ich meine, man kann schon
bauchpinseln. Das würden wir vielleicht auch machen, wenn wir regieren würden.
Aber es ist schon ein Wahnsinn, wenn man ein Fußballfreudenfest als
Errungenschaft der SPÖ-Integrationspolitik bezeichnet! (Zwischenrufe bei der
SPÖ.) Frau Kollegin! Gewisse Dinge machen sich die Leute schon selbst! Dazu
brauchen sie keine SPÖ, dazu brauchen sie gar niemanden! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Ich hatte bei Fußballereignissen auch schon Grund zum
Feiern und Grund zum Trauern. In diesen Momenten habe ich mir aber kein
einziges Mal gedacht: Danke SPÖ, dass ich jetzt feiern darf! Das ist mir nicht
passiert.
Ich will jetzt auf einen anderen Punkt hinweisen.
Auch ich meine, dass es sehr bedauerlich ist, dass das Innenministerium für
Integrationspolitik zuständig ist. Bedauerlicherweise ist nämlich das
Innenministerium auch für die Standesämter zuständig. Und damit habe ich jetzt
gleich eine schöne Überleitung zu dem, worüber ich sprechen möchte. Auch hier
in diesem Gemeinderat gab es jetzt schon einige Wortmeldungen und Anträge zum
Thema der gleichgeschlechtlichen Partnerinnenschaften und Partnerschaften.
Dafür ist dieses Ressort ja richtig, weil die Antidiskriminierungsstelle
bekanntlich auch in dieses Ressort fällt. „Diversitätspolitik“ würde man das
jetzt modern interpretieren. Aber auch dafür wäre dieses Ressort zuständig, wenn
es wirklich „diversity“ wäre, was wir haben. Schlussendlich müssen Standesämter
natürlich auch Bundesgesetze erfüllen, aber auch das ist in diesem Ressort
angesiedelt.
Nun haben Frau Kollegin Feldmann und Herr Kollege Ulm
einen Antrag eingebracht. Ich habe ihn gelesen, und ich konnte echt nicht
glauben, was ich da lesen muss! So viele Widersprüche in sich habe ich
überhaupt noch nie in einem Antrag gelesen!
Gehen wir das Ganze noch einmal durch: Sie schreiben,
dass das Lebenspartnerschaftsgesetz die Beziehungen von zweigeschlechtlichen
Personen in einer Lebensgemeinschaft regelt. – Das stimmt. Das
Lebenspartnerschaftsgesetz wurde von der Justizministerin vorgelegt und soll
demnächst in den Ministerrat kommen. Die große Frage ist derzeit, ob in den
Materiengesetzen auch eine Gleichstellung erfolgt und wo diese Partnerschaft
eingetragen werden kann. Es war von Seiten des Ministerrats auch eine
Arbeitsgruppe eingerichtet, und zwar vom Justizministerium und vom
Familienministerium. Das Familienministerium obliegt ja Ihrer Partei, doch
erstaunlicherweise hören wir von der zuständigen Ministerin überhaupt nichts
mehr.
Ich war zufälligerweise Sprecher der Grünen in dieser Arbeitsgruppe. Die Frau
Justizministerin hat allerdings die Ergebnisse der Arbeitsgruppe nicht
abgewartet, sondern selbst ein Gesetz vorgelegt, obwohl das eigentlich Aufgabe
der Arbeitsgruppe gewesen wäre. Nun gibt es ein
LebenspartnerInnenschaftsgesetz, und dieses ist eh schon diskriminierend genug.
Und jetzt kommen Sie noch daher und sagen – ich zitiere: „ Keine Ehe
light. Der vorgelegte Entwurf soll grundlegend überarbeitet werden, um den
Eindruck zu vermeiden, bei der Lebenspartnerschaft handle es sich um eine
andere beziehungsweise besondere Form der Ehe – Klammer: Ehe light.“
Ich meine: Das, was Frau Berger vorgelegt hat, ist eh
schon eine Ehe ultralight! Das ist ja keine Ehe light! In diesem Gesetz sind
nur die Bereiche geregelt, die ins Justizressort fallen. Alle anderen Bereiche
sind darin gar nicht enthalten, etwa Fremdenrecht, Steuerrecht, ob es eine
Zeremonie auf dem Standesamt gibt oder nicht. Deswegen warten wir ja auf die
Vorschläge Ihrer Ministerinnen und Minister! Aber wir hören nichts.
Dann sagen Sie, dass
Diskriminierungen abgebaut werden sollen. Der Meinung bin ich auch! Deswegen
gibt es ja die Überlegungen, ein Partnerschaftsgesetz zu machen. In dem Antrag
sagen Sie: „Abbau von Diskriminierungen. Ziel einer neuen gesetzlichen Regelung
muss
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