Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 126
hinüber.
Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, wollten Wien
anders machen. Das haben Sie wahrlich erreicht. Die Ottakringer Straße –
Balkanmeile mittlerweile schon in allen Zeitungen genannt – und den Yppenmarkt
erkennt man nicht wieder. Wien ist anders. Wien ist sozial kälter, unsicherer,
mit höherer Arbeitslosigkeit, niedrigerer ... (Zwischenruf von GR Heinz
Vettermann.) – Wir haben ja heute die Zahlen vorgelesen, Herr Kollege! –,
niedrigerer Lehrlingsbeschäftigung, schlechteren Schulen, weniger Wohnungen für
die eingesessene Bevölkerung, dafür zum Ausgleich mehr Jugendgewalt, höherer
Kriminalität und Förderung obskurer Vereine. (Zwischenrufe von GRin Mag (FH)
Tanja Wehsely und GR Heinz Vettermann.)
Die Bürger – Herr Kollege, Sie sehen es doch selber
ganz deutlich! –, zeigen Ihnen die rote Karte dafür. Schauen Sie sich die
Prozentpunkte Ihrer Umfragen an! Die schmelzen wie das Eis in der Arktis jetzt
im Zuge der Klimaerwärmung. Sie sind in wenigen Wochen um 4 bis
5 Prozentpunkte heruntergerauscht, und die Reise geht weiter, wenn Sie so
weitermachen und nichts dazulernen! (GR Heinz Hufnagl: Der gute Erfolg!) –
Nein! Den „Erfolg", den sehen wir ja, Herr Kollege! Und Sie werden ihn noch
stärker sehen! Sie merken es doch selber! Reden Sie sich ein, was Sie wollen!
Auf Bundesebene ist das Match um den 2. Platz –
das wissen Sie ganz genau! – bereits eröffnet, und in Wien reichen Ihre Punkte
schon lange nicht mehr zur absoluten Mehrheit. Sie sollten lieber vom hohen
Ross heruntersteigen und sich vielleicht überlegen – wenn wir schon bei der
Fußball-EM sind –, den Coach zu wechseln und ein paar Spieler auszutauschen.
Überheblichkeit und Ignorieren des Bürgerwillens,
Herr Kollege, wird von den Bürgern heute nicht mehr so leicht genommen wie
früher. Sie haben es in Brüssel gesehen, wo die Überheblichkeit der
EU-Kommission dorthin geführt hat, wo sie jetzt ist, nämlich vor einen Zustand,
wo sie nicht weiterweiß. Und wenn Sie nicht dazulernen (GR Heinz Hufnagl:
Jeder kehre vor seiner Tür!), dann werden, allerdings einige Zeit auch
zulasten der Bürger, auch die Wiener die Konsequenzen ziehen. Sie werden es
ganz deutlich sehen. Das verspreche ich Ihnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort kommt Frau GRin Smolik. Ich erteile es ihr.
GRin
Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine
Damen und Herren!
Soweit ich den Yppenplatz, den Brunnenmarkt und die Ottakringer
Straße heute in der Früh noch gesehen habe, habe ich sie wiedererkannt. Ich
weiß nicht, wo Sie da waren. Vielleicht haben Sie sich verirrt. Es schaut dort
genauso aus wie immer. Was Sie offensichtlich zu stören scheint, ist, wenn
Fußball-Fans feiern – und noch dazu dann vielleicht nicht für die
österreichische Mannschaft –, sich freuen, was sie aber auch tun. Wo ist der
Unterschied, ob man am Brunnenmarkt oder im Schweizerhaus das Fußballfest EURO
feiert? Für uns gibt es keinen Unterschied.
Ich glaube, es ist bis jetzt gelungen, hier ein
Fußballfest zu haben. Dass Sie damit nicht zufrieden sind, liegt ganz
offensichtlich an Ihrer Einstellung unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern in
dieser Stadt gegenüber und daran, dass Sie es nicht aushalten, dass diese halt
nicht nur die österreichische Fahne hissen, sondern auch die türkische, die
kroatische, die russische, die tschechische, spanische, holländische,
italienische, was immer an Fahnen gehisst wurde. Dass diese Orte nicht mehr
wiederzuerkennen seien sollen, sehe ich nicht und weiß nicht, warum Sie das so
sehen wollen! (Beifall bei den GRÜNEN und
von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ.)
Zum Kindergartenbereich, zu dem ich als Erstes
sprechen möchte: Im Rechnungsabschluss für 2007 ist wieder zu sehen, dass die
Leistungserlöse, nämlich die Elternbeiträge weniger ausmachen als im
Voranschlag. Es ist Tatsache, dass immer weniger Eltern den Elternbeitrag in
der vollen Höhe bezahlen, nicht bezahlen können, weil ihr Einkommen in dieser
sozialen Staffelung, die es bis jetzt gibt, einfach der Höhe entspricht, bei
der sie von den Elternbeiträgen befreit werden. Ich glaube, dass Sie reagieren
müssen. Man muss sich überlegen, warum Familien immer mehr in die finanzielle
Situation kommen, in der sie im Moment sind, dass sie zu wenig Geld haben, um
ihr Leben meistern zu können. Und dass der Kindergarten in Wien ein nicht ganz
so günstiger ist, wissen wir auch. Aber es muss hier trotzdem reagiert werden.
Wir haben ja schon des Öfteren über Armutsberichte
und die finanzielle Situation von Kindern, aber auch von Familien gesprochen.
Ich glaube, es ist an der Zeit, sich die Situation von jenen sehr, sehr genau
anzusehen und auch zu überlegen, ob der Kindergartenbeitrag, der Elternbeitrag
in dieser Form bestehen bleiben muss.
Die Nebenerlöse im
Kindergarten sind ebenfalls zurückgegangen. Vielleicht kann das dann Kollege
Jürgen Wutzlhofer erklären, warum das so ist. Essen die Kinder weniger im
Kindergarten? Oder sind die Speisen billiger geworden? Das kann ja auch sein.
Es ist auf jeden Fall ein Rückgang zu bemerken.
Auch
bei der Förderung von Kinderbetreuungseinrichtungen ist mehr ausgegeben und
nachträglich dotiert worden, als im Budget vorgesehen war. Das zeigt, dass wir
die privaten Kinderbetreuungseinrichtungen brauchen, um den hohen
Versorgungsgrad in Wien zu gewährleisten. Wir haben ja auch in der letzten
Beschlussfassung zur 15a-Vereinbarung gesehen, dass das Geld jetzt einmal
hauptsächlich an die privaten Betreiber geht, damit wir mehr Plätze anbieten
können. Aber auch bei den privaten Einrichtungen und bei den
Kinderbetreuungseinrichtungen, die über diesen Budgetposten gefördert werden,
ist zu sehen, dass die Förderung der Elternbeiträge und die Ermäßigungen mehr
werden. Das heißt, auch hier ist zu sehen, dass es nicht nur so ist, wie es ja
früher immer geheißen hat, dass diejenigen, die Geld haben, die Kinder in
private Einrichtungen geben, weil es dort einfach teurer war, sondern dass auch
die
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