Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 126
fördern,
haben Sie abgelehnt, und zwar mehrfach. Das ist uns unverständlich! (Beifall bei der ÖVP.)
Bei
anderen Dingen im Umweltbereich, U2-Ausbau, Fernwärme und THEWOSAN, frage ich
mich, was das mit der Frau Stadträtin zu tun hat. Das ressortiert anderen
Geschäftsgruppen. Daraus kann man sich hier schwer Lorbeeren ableiten.
Aber
ich danke für die Bestätigung, dass es vor allem im Umweltressort
offensichtlich um PR-Gags geht. Da wird für eine feinstaubarme Baustelle das
Wort ergriffen. Ich will gar nicht darüber diskutieren, wie viel Feinstaub das
wirklich ist, aber allein die Tatsache, dass man das in einer Millionenstadt
bei einer Baustelle herausgreift und im Wiener Gemeinderat als die große
Maßnahme darstellen muss, spricht schon für sich! (GR Heinz Hufnagl: Bei allem gibt es einmal ein Pilotprojekt!)
Genauso
auch mit einer Solaranlage auf einem Wiener Gemeindebau. Das ist genau so eine
Maßnahme. Ein Stück, großes Foto in der „Kronen Zeitung" oder wo auch
immer. Das ist es, was Umweltpolitik in dieser Stadt ist! Leider nicht mehr!
Es
ist weiters die Klimaschutzkonferenz angesprochen worden. Eine tolle Sache,
will ich nicht abstreiten. Aber wenn die größte Maßnahme darin das Konzert war,
auf das man besonders stolz ist, dann glaube ich, sollte man sich endlich doch
ein Bild davon machen, was in der Geschäftsgruppe Umwelt wirklich abgeht, sehr
geehrte Damen und Herren! (Beifall bei
der ÖVP.)
Erneuerbare
Energie: Wunderbar, wenn man eine Solaranlage auf einer Lärmschutzwand
errichtet. Nur bitte schön, wenn man sich schon mit dem Thema auseinandersetzt,
in Zukunft 10 000 Kilowattstunden zu erzeugen. Leider haben Sie Pech, dass
ich Techniker bin. Wissen Sie, was ein normaler Haushalt braucht? Ungefähr
3 000 bis 3 500 Kilowattstunden. Sie reden hier also von einer
Maßnahme, die etwa drei Haushalte bedienen kann. Auch das ist nicht mehr als
ein Placebo und kann nicht wirklich als strategische Maßnahme eines so großen
Budgetpostens im Umweltressort herangezogen werden, sehr geehrte Damen und
Herren!
Es
gibt natürlich eine Menge an Verfehlungen, gerade im Klimabereich. Da wurde
natürlich die Querschnittsmaterie sehr gut genützt, die Kompetenzen und
Schuldigkeiten hin- und herzuschieben. Bekanntlich ist vor allem der Bund in
Wien schuld, wenn es darum geht, dass man Ziele nicht erreichen kann. Aber
sollte die SP-Stadtregierung wirklich jemals an der Zielerreichung der
KliP-Ziele durch den föderalistischen Aufbau unseres Landes behindert worden
sein, wird das Gott sei Dank bald der Vergangenheit angehören. Denn der am
Bemühen wirklich reiche, aber leider bei Durchgriffskompetenzen, speziell an
die Länder, arme und schwache Umweltbundesminister Pröll hat nun ein Gesetz
vorbereitet, mit dessen Hilfe die Umweltkompetenzen klipp und klar geregelt
werden sollen. Die Bundesregierung hat damit klargestellt, es geht künftig
nicht mehr, sich als Bundesland einfach für unzuständig zu erklären, wenn es
nun darum geht, echte Klimaschutzmaßnahmen abseits der PR-Elemente zu erklären.
Damit ist die Zeit der Unverbindlichkeiten ein für alle Mal vorbei. Es wird
fixiert, für was der Bund zuständig ist und was die Länder zu tun haben. So
wird Umweltspreu von Umweltweizen getrennt werden.
Wer
zum Umweltspreu schon bisher gehört hat, erkennt man an den Reaktionen der
einzelnen Bundesländer. (Amtsf StRin Mag
Ulli Sima: Wovon sprechen Sie?) - Frau Stadträtin, es ist schön, dass Sie
sich gleich mit einem Zwischenruf zu Wort melden, denn hier sind Sie nämlich
die Speerspitze, die eine klare Regelung dieser Aufgabenverteilung verhindern
will! Ich verstehe es nicht ganz! Nein, ich verstehe es eigentlich schon aus Ihrer
Position. Denn dieses Gesetz würde Ihnen nämlich Ihr gesamtes
Ausredenrepertoire durcheinander bringen und damit Ihre Luftreinhaltepolitik in
dieser Stadt als einzige PR-Blase entlarven, sehr geehrte Damen und Herren! (GR Erich Valentin: Aber der Bund will sich
nur abputzen! Das ist es!)
Minister
Pröll war aber auch hier mehr als kooperativ und hat den Beschluss der
Landeshauptleutekonferenz vorgetragen und Ihnen noch einmal angeboten, in
Verhandlungen zu treten. Ich hoffe stark, dass wir jetzt gemeinsam dieses
Gesetz bald zustande bringen, damit klar ist, wer für was zuständig ist. In
einem normalen Unternehmen passiert das ja auch, dass Kompetenzen klar geregelt
werden. Ich denke, das wäre wichtig im föderalistischen Aufbau und es wäre auch
ganz wichtig in der Stadtregierung in Wien, sehr geehrte Damen und Herren!
Das
Umweltbudget muss endlich dahin gehend umgestaltet werden, dass es auf
Kostenwahrheit ausgerichtet ist und dass es vor allem zu einer Gebührenreform
bei der MA 30, bei der MA 31 und der MA 48 kommt. Wir fordern
daher eine Senkung dieser Gebühren und dass die bisher zu viel eingehobenen
Gebühren, also der Überschuss, ausschließlich für Umweltprojekte verwendet
werden, um die Klimaschutzziele in Wien endlich erreichen zu können. Leider
erkennen wir bei der regierenden SPÖ-Mehrheit keinerlei Bereitschaft hierzu.
Ich fürchte, der Budgetschlendrian wird weitergehen, das Budgetkarussell wird
sich weiterdrehen, frei nach dem lieben Augustin, und eine echte Budgetreform
mit einer echten Zweckbindung der Einnahmenüberschüsse und einer entsprechenden
Neustrukturierung der MA 48 lässt weiter auf sich warten.
Wir
werden deshalb, so lange das nicht stattfindet, diesem Rechnungsabschluss
unsere Zustimmung nicht geben können! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Polkorab. Ich erteile es ihr.
GRin Rosemarie Polkorab (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Die Frau Stadträtin ist im Moment nicht da. Ich
werde sie dann auch noch begrüßen. Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die
Debatte hat begonnen über die Selbstbeweihräucherung. Die sozialdemokratische
Stadtregierung arbeitet eben sehr gut! (Beifall von GR Kurth-Bodo Blind.) Daher
haben uns die Wählerinnen und Wähler gewählt!
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