Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 126
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik. Ich erteile es ihr.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Meine Damen und Herren!
Ich möchte mich in meinem Redebeitrag hauptsächlich
in dem Themenbereich der Wissenschaft aufhalten und möchte mich zuallererst mit
der Position 2891 im Rechnungsabschluss 2007, Förderung der Forschung und
Wissenschaft, beschäftigen.
Auch heuer ist zu sehen – und das wäre ja ein sehr
erfreuliches Ergebnis –, dass im Jahr 2007 mehr ausgegeben wurde, als budgetiert
war. Es sind im Voranschlag für 2007 ja 5,7 Millionen EUR
veranschlagt gewesen, und im Rechnungsabschluss sind es
12,5 Millionen EUR.
Jetzt könnte man meinen, würde man nicht die
Beschlüsse hier in diesem Haus kennen, dass das ein toller Schritt, dass das
ein wirklich richtungweisender Schritt ist, wäre es eben so, würde das Geld in
die Förderung von jungen WissenschafterInnen fließen. Das ist zum Teil auch der
Fall, aber die Erhöhung ergibt sich hauptsächlich durch die Budgetierung mit
5,1 Millionen EUR in den Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die WU.
Ich habe nichts gegen diesen Jubiläumsfonds der Stadt
Wien, wir haben dem auch zugestimmt, aber ich glaube, wie hier mit Geldern
umgegangen wird, wie plötzlich Millionen zur Verfügung stehen für den
Wissenschaftsbereich, zeigt, dass es eigentlich gehen könnte, dass es hier von
vornherein mehr Gelder geben könnte im Budget. Es ist auch, wenn wir uns die
letzten Jahre ansehen, immer so, dass weniger im Voranschlag, im Budget drinnen
steht, dann laut Rechnungsabschluss aber mehr ausgegeben wurde. Das heißt, es
gibt hier einen Bedarf, und diesen Bedarf sollte man eigentlich von vornherein
im Budget doch auch schon berücksichtigen.
Warum das nicht so ist, verstehe ich nicht, und es
gibt ja in der wissenschaftlichen Community ein geflügeltes Wort: Wenn du Geld
für ein wissenschaftliches Projekt brauchst, geh zum Bürgermeister, dann
kriegst du es schon. Da wird schon was dran sein, ein Körnchen Wahrheit ist da
sicher dran, denn viele dieser Projekte, die dann mit relativ viel Geld auch
sehr kurzfristig gefördert werden, sind Projekte, über die der Herr
Bürgermeister sich dann meistens sehr, sehr positiv äußert und die sich dann
auch im Budget wiederfinden.
Ich stelle in der Budgetdebatte meistens den Antrag,
dass das Wissenschaftsbudget zumindest 1 Promille des Budgets haben
sollte. Dieser Antrag wird seit Jahren aus mir unerfindlichen Gründen von der
Mehrheitsfraktion abgelehnt. Es kommt eigentlich auch nie ein Argument, warum
man nicht zumindest 1 Promille für die Wissenschaft hier in dieser
Budgetpost 2891 budgetieren sollte. Ich werde in der nächsten Budgetdebatte im
Herbst diesen Antrag wieder stellen.
Ich verstehe auch nicht – ich komme damit zu dem, was
auch schon bezüglich Kulturbericht gesagt wurde –, dass ein
Wissenschaftsbericht, der ja sehr, sehr dick ist und jedes Jahr dicker wird –
zum Glück, ich finde das auch sehr, sehr löblich und danke auch Herrn Ehalt und
seinem Team, das sich wirklich viel Mühe gibt aufzulisten, was es hier an
Förderungen in der Stadt gibt –, in der Früh um 9 Uhr, wenn man kommt, auf
den Plätzen liegt. Mittlerweile hat er über 300 Seiten. Ich meine, ich bin
schon eine schnelle Leserin, aber es ist doch eine Herausforderung, hier
schnell durchzukommen und zumindest, wenn es schon so einen Bericht gibt,
darüber zu diskutieren.
Wann sonst sollen wir ihn debattieren? Es gibt ja
keinen Tagesordnungspunkt zum Debattieren der Berichte, also des
Wissenschaftsberichtes, aber auch des Kulturberichtes, sondern das geht jetzt
meistens unter in der Rechnungsabschlussdebatte. Es ist verwunderlich, dass so
eine Publikation, so ein Werk nicht mehr gewürdigt wird, auch von der
Mehrheitsfraktion, sondern dass Sie es einfach austeilen, und das war's. Warum
stellt man das den MandatarInnen nicht zeitgerecht zur Verfügung? Mein Kollege
Schreuder hat ja schon den Vorschlag mit dem PDF gemacht. Ich glaube, dass es
im Medienzeitalter eigentlich eine Leichtigkeit wäre, diesen Bericht vorher zur
Verfügung zu stellen.
Eine Frage hätte ich zum Wissenschaftsbericht, und
vielleicht kann mir das ja jemand erklären. Im „Alphabet der Aufklärung aus
Wien", das ja ein sehr interessantes Kapitel ist – bis dahin bin ich ja
gekommen und auch weiter –, steht auf Seite 35 unter dem Buchstaben X: „X-Chromosomen,
die wichtigsten Aufklärer männlichen Geschlechts aus Wien". Dann stehen da
die Namen einiger Herren. Und beim Y steht: „Y-Chromosomen, die wichtigsten
Aufklärerinnen weiblichen Geschlechts aus Wien". Hier werden dann einige
sehr, sehr bedeutende Frauen aus der Wissenschaft genannt.
Jetzt weiß ich aus dem Biologieunterricht und aus
meinem Studium, dass das XY-Chromosom die Männer sind, XX sind die Frauen.
Jetzt haben wir überlegt, und ich habe einige KollegInnen gefragt: Wie könnte
man das deuten? Klären jetzt die wichtigsten Aufklärer männlichen Geschlechts
die Frauen über ihre beiden X-Chromosomen auf und die Aufklärerinnen weiblichen
Geschlechts die Männer über ihr XY-Chromosom auf? (Zwischenrufe von GR
Mag Wolfgang Jung.) Herr Kollege Jung, dass Sie keine Ahnung haben,
ist mir klar, aber behalten Sie es für sich! Es interessiert mich jetzt
wirklich nicht. Vielleicht können Sie ja dann etwas beitragen, indem Sie uns
das mit den Aufklärerinnen erklären. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Also wer erklärt jetzt wem, und wie ist das mit den
Aufklärerinnen zu deuten bezüglich X- und Y-Chromosomen? Entweder ist es ein
Copy-and-Paste-Fehler oder es steckt eine sehr, sehr diffizile Erklärung
dahinter, und die würde mich wirklich sehr, sehr interessieren.
Zu etwas Ernsterem. Das ist zwar
auch ernst, denn die Frauen, die hier stehen, sind wirklich ausgezeichnete
Wissenschafterinnen. Ich weiß nicht, warum die unterm Y-Chromosom subsumiert
sind. Das finde ich auf Grund ihres Stellenwertes in der
Wissenschaftsgeschichte einfach nicht gerechtfertigt. Trotzdem, ein nicht ganz
so
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