Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 126
da ansprechen muss, liebe Maria Vassilakou! Du weißt, dass ich dich sehr schätze. Aber diesfalls hast du gesagt, dass es ein trauriges Kapitel in der Wiener Gesundheitspolitik ist, dass jeder, der es sich leisten kann, im Psychiatriebereich in ein privates Spital geht und nur die, die es sich nicht leisten können, ins Otto-Wagner-Spital gehen müssen.
Abgesehen davon, dass das eine Diskreditierung eines
exzellenten Spitals ist – wir werden sicherlich im Fachbereich noch
darüber diskutieren – darf ich dir sagen, dass es in ganz Wien kein
einziges psychiatrisches Bett in einem Privatspital gibt! Das ist nämlich einer
jener Bereiche, die überhaupt nur die Gemeinde Wien anbietet, weil damit kein
Geld zu machen ist. Das ist genauso wie die extrem teure Intensivmedizin einer
jener Bereiche, die überhaupt nur die Gemeinde Wien anbietet, was tunlich immer
vergessen wird, wenn man Preisvergleiche zwischen den Privatspitälern und den
öffentlichen Spitälern zieht. Es gibt in Wien überhaupt nur in den Gemeindespitälern
Angebote an psychiatrischer Versorgung. Alle 13 000 Patienten und
Patientinnen sind in Gemeindespitälern und werden hier versorgt. – Es tut
mir leid, dass ich dir das so deutlich sagen muss! Das zeigt, dass man sich
hier mit einem ernsthaften Thema überhaupt nicht ernsthaft befasst hat, und das
ist traurig. (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Zur Kritik, dass ich
mich in meiner Rede nicht mit den realen Problemen der Menschen befasst habe:
Sie kennen mich! Das lasse ich natürlich nicht auf mir sitzen, denn das ist
einfach nicht richtig! Gerade die soziale Frage liegt mir sehr am Herzen, und
wenn ich über den Mobilpass und die Erhöhung der Sozialhilfe gesprochen habe,
dann sind das genau die Antworten, die wir auf die soziale Frage geben.
Sehr geehrte Damen und Herren! Die Antworten, die die
Menschen interessieren, sind nicht hier in Wortfechtereien und
Debattenbeiträgen zu finden. Vielmehr interessiert die Menschen, dass man sie
in einer sozialen Notlage nicht im Stich lässt. Und diese Antworten haben sich
in diesem Rechnungsabschluss in Zahlen und Fakten niedergeschlagen, etwa allein
schon mit 148 Millionen EUR mehr für Gesundheit und Soziales. Das
interessiert die Menschen, und das ist die Politik, für die auch ich stehe! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich habe sehr wohl gesagt – und das ist mir ein
besonderes Anliegen –, dass wir auf die immer schärfer werdende Konkurrenz
reagieren und die Menschen unterstützen müssen und sie nicht im Stich lassen
dürfen. Ich habe auch gesagt, dass diese schärfer werdende internationale
Konkurrenz nicht von der Insel Wien beseitigt werden kann. Wir können uns
dieser Entwicklung nicht entziehen, dürfen aber die Menschen in dieser
Auseinandersetzung nicht allein lassen. Wir müssen ein klares strategisches
Konzept haben, wie wir uns hier durchsetzen können, und ich habe Ihnen dieses
Konzept auch gezeigt. Sie wissen, dass ein absolut wichtiger Schlüssel dazu
Bildung, Ausbildung, Qualifikation und Innovation sind, und darauf bin ich
eingegangen. Ich will mich daher jetzt nicht wiederholen.
Aber ich denke, es zeugt schon ein wenig von
Ignoranz, wenn man auf diese Themen überhaupt nicht eingeht beziehungsweise
überhaupt nicht darauf reagiert. Ich verstehe schon, dass die Opposition Kritik
übt, und das ist gut so. Es hat aber nichts mit kritischer Position zu tun,
wenn man einfach komplett ignoriert, was hier geschieht und berichtet wird,
oder aber, wenn man auch alles, was irgendwo passiert, der Stadt Wien umhängt.
Das ist einfach nur Ignoranz, und eine solche Diskussion bringt uns alle nicht
weiter! (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Zu den internationalen
Vergleichen, die erwähnt wurden: Ich habe natürlich in der Zwischenzeit diese
Broschüre über Hamburg ein bisschen durchgeblättert. Darin sehe ich nette
Bildchen. Wenn aber auf der ersten Seite als Erfolg dargestellt wird, dass es
um 84 Prozent weniger Gefängnisausbrüche gibt, dann muss ich sagen: Ich
weiß nicht, ob das sozusagen der Level ist, auf dem sich die Stadt Wien im
Moment bewegt! Ich kenne allerdings die Details der Situation in Hamburg nicht.
Wenn dort um 84 Prozent weniger Gefängnisausbrüche ein Erfolg sind, dann
gratuliere ich dazu!
Worum ist es denn bei dieser Diskussion
gegangen? – Es ist um die Finanzen und um die Schuldenpolitik der Stadt
gegangen! Und da lese ich in dieser Broschüre, dass sich die Hamburger –
und ich gratuliere ihnen auch dazu, denn das war sicherlich nicht einfach! –
damit brüsten, dass es ihnen gelungen ist, die Neuverschuldung zu stoppen, und
dass sie jetzt mit einer Schuldentilgung beginnen. – Nun: Wien hat seit
2000 mehr als 500 Millionen EUR an Schulden zurückgezahlt, allein
heuer 80 Millionen EUR. Daher meine ich: Dieser Vergleich macht uns
sicher! (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und
Herren! Lieber Kollege Margulies! Zum Thema Transparenz: In einer Frage muss
ich mich entschuldigen. Es ist richtig, dass ich in der Regierungssitzung
versprochen habe, dass wir die Information, die wir dort mündlich zur Frage der
Eurostat-Auslegungsregel gegeben haben, bei der wir analog zum Bund vorgegangen
sind, dann auch schriftlich nachreichen werden. Auf Grund eines
Missverständnisses ist das aber erst heute hinausgegangen. Dafür muss ich mich
entschuldigen! Ich dachte, das sei schon bei den Klubs, das ist aber erst heute
allen Klubs zugegangen. Inhaltlich hatten wir es aber, glaube ich, ohnehin
schon geklärt.
Widersprechen
muss ich dir allerdings bei der Kritik, dass es die Geschäftsberichte von
Holding und Stadtwerken nicht gibt. – Ich habe beide Berichte öffentlich
in einer Pressekonferenz präsentiert, und sie sind selbstverständlich
öffentlich zugänglich! (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Martin Margulies.)
Soll ich sie dir persönlich nachtragen? Wenn du Wert darauf legst, können wir
uns nächstes Jahr ja einen Termin dafür ausmachen! Wenn es irgendwie deiner
Bedeutung gerecht wird, dass ich dir die Berichte persönlich überreiche, dann
können wir uns das auch ausmachen! Es gibt diese Berichte aber jedenfalls
überall. Sie werden versandt, sie sind anzufordern, sie stehen im Internet, und
zwar sowohl jener von der
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