Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 126
durchliest, möchte ich Ihnen das kurz zitieren: „Die Arbeitskräftenachfrage der Wiener Wirtschaft, die von der Hochkonjunktur kaum profitierte, nahm am schwächsten zu. Die Beschäftigungsentwicklung wird in Wien vor allem durch die ungünstige Entwicklung im Dienstleistungssektor, mit negativen Folgen für die Frauenbeschäftigung, gedämpft.“
Frau Stadträtin! Sie als Frau sollten schon einmal
darüber nachdenken, ob man hier nicht einiges verändern kann, und das nicht in
den nächsten Jahren, sondern sofort!
Auch die aktuelle Arbeitslosenrate vom April 2008
belegt, dass der Wiener Arbeitsmarkt weiterhin das Schlusslicht ist. Im letzten
Monat lag die Arbeitslosenrate in Wien sogar um 2,7 Prozentpunkte über dem
Schnitt der anderen Bundesländer. Die Wiener Arbeitslosenrate ist auch derzeit
mit 7,2 Prozent die höchste unter allen Bundesländern, Frau Stadträtin - traurig,
aber wahr!
Frau Stadträtin! Schon vor Jahren hätten auch im
Sozialbereich, wo Sie tätig waren, eigentlich die Alarmglocken läuten sollen,
und genauso bei den Psychiatriekonzepten, die damals schon erstellt wurden,
auch in Ihrer Periode als Stadträtin. Sie haben darüber hinweggesehen, wie es
in der Psychiatrie war. Genauso sehen Sie heute darüber hinweg und machen
nichts. Es läuten also bei Ihnen bis heute keine Glocken, Sie werden es nie
lernen.
Wenn man sich das genauer ansieht: Wien hat in den letzten
14 Jahren 3 319 Arbeitsplätze verloren. Dass dieses Scheitern in der
Arbeitsmarktpolitik natürlich hausgemachte Ursachen hat, zeigt die Tatsache,
dass in den anderen Bundesländern im gleichen Zeitraum 355 000 neue
Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die Bundeshauptstadt ist damit wieder einmal
zum Schlusslicht in der Arbeitsmarktpolitik geworden.
Wenn man sich die Lehrstellen ansieht, ist das
ebenfalls ein trauriges Kapitel. Dass die Jungen schon dann, wenn sie in den
Arbeitsmarkt hineinkommen wollen, mehr oder weniger dastehen und keine Arbeit
finden, ist mehr als traurig. Die Bundeshauptstadt hat sich in den letzten
Jahren auch am Lehrstellenmarkt zum Schlusslicht entwickelt, meine Damen und
Herren! In der Bundeshauptstadt kommen auf eine offene Lehrstelle bereits drei
Lehrstellensuchende. Wien hat sich in den letzten Jahren auch bei den offenen
Lehrstellen zum Schlusslicht unter allen Bundesländern entwickelt.
Wenn man sich die Insolvenzen ansieht, meine Damen
und Herren: Bereits 14 Insolvenzen gibt es täglich!
Frau Stadträtin! Ihr Rechnungsabschluss ist für mich
nichts anderes als ein Belastungspaket für die Bürger in dieser Stadt und zeigt
lediglich Ihre soziale Kälte. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Margulies. - Bitte.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte
Damen und Herren!
In aller Kürze - um nicht zum 17. Mal alles zu
wiederholen, was bisher schon gesagt worden ist - zunächst eine Stellungnahme
zum eingebrachten Resolutionsantrag bezüglich Europäischer Union: Es ist uns
auch deshalb wichtig, darauf hinzuweisen, weil gerade die Wiener GRÜNEN immer
eine besonders kritische Haltung zum Lissabon-Vertrag eingenommen haben. Wir
haben uns zwar dazu entschieden, Ja zu sagen, haben aber auch - im Gegensatz zu
unserer Bundespartei - gesagt: Da es leider keine europäische Volksabstimmung
gibt, wollen wir eine Österreich-weite Volksabstimmung über den Vertrag von
Lissabon.
Nichtsdestoweniger ist jetzt trotzdem klar, dass man
nach dem Nein der Iren nicht einfach - so wie die FPÖ es tut - sagen kann: Der
Ratifizierungsprozess muss aus sein. Denn wenn man schon selbst den Maßstab
anlegt und sagt, wir wollen eine Österreich-weite Volksabstimmung, wir wollen
als Land Österreich entscheiden, ob wir den Vertrag annehmen oder nicht!, dann
muss dieses Recht auch für alle anderen Mitgliedsstaaten der EU gelten. Das
heißt, selbstverständlich soll auch nach dem Nein der Iren jedes andere Land
sagen können, ob es den Vertrag von Lissabon will oder nicht. Wenn man jetzt
einen Ratifizierungsstopp fordert, wäre das vorbei.
Ich glaube tatsächlich, dass es absurd wäre, jetzt
die Iren zu drängen, sofort ein zweites Mal, ein drittes Mal oder was weiß ich,
wie oft, abzustimmen. Da sind, glaube ich, die Iren auch selbstbewusst genug,
dass sie das nicht machen werden, und sie brauchen nicht die Rettung der
Menschheit durch Ebinger und Jung. Davon bin ich tatsächlich überzeugt.
Nichtsdestoweniger hoffe ich persönlich, dass man
jetzt in der gesamten Weiterentwicklung des Lissabon-Vertrages wegkommt von
einer neoliberalen EU hin zu einer Sozialunion, zu einer Union der Menschen-
und BürgerInnenrechte, zu einer Europäischen Union, in der Umweltschutz
tatsächlich eine zentrale Rolle spielt. Dafür werden wir uns einsetzen, aber
nicht für eine EU der Abschottung, nicht für eine EU, die von vornherein sagt,
dass überhaupt niemand mehr dazukommen darf. Das ist der falsche Weg, und das
spiegelt meines Erachtens auch nicht das Nein der Iren wider. In diesem Sinne
werden wir Ihren Antrag ablehnen.
Ein weiterer Punkt, den ich jetzt einbringen möchte:
Ganz kurz zurück zur Frage der Bezirke, weil das auch sehr gut in diese
Geschäftsgruppe passt. Ich war vorhin, als ich in der Bank gesessen bin und Bezirksvorsteherin
Reichard zugehört habe, ein bisschen unschlüssig, weil ich mir denke, dass es
eigentlich eine politische Unart ist, dann, wenn man gemeinsam in einer
Arbeitsgruppe sitzt und evaluiert, Ergebnisse zu zitieren, die man eigentlich
noch nicht einmal gemeinsam fertig besprochen hat. Ich finde, so etwas gehört
sich nicht, und das dokumentiert meines Erachtens - wahrscheinlich arbeiten SPÖ
und ÖVP auf Bundesebene genau so zusammen -, dass man eigentlich kein Interesse
hat, gemeinsam zu arbeiten. Denn sonst würde man das nicht in dieser Art und
Weise tun. Aber sei's drum.
Andere Zahlen kann man sehr wohl
aus dem Budget herauslesen. Insbesondere dann, wenn man sich die
unterschiedlichen Erhöhungen und strukturellen Veränderungen, die es in den Bezirksbudgets
gegeben hat,
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