Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 126
Vizebürgermeisterin, es
ist bei Ihnen die Zeit, ihn einzuleiten! Wir jubeln gerne, wenn er eingeleitet
ist. Sonst müssen wir leider dem Zahltag am Wahltag Rechnung tragen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der nächste
Debattenbeitrag kommt von Herrn GR Strobl. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Friedrich Strobl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Normalerweise freue ich
mich immer auf die Gelegenheit, hier ans Rednerpult zu treten. Heute fällt mir
das ein bisschen schwer, vor allem nach meiner Vorrednerin. Ich werde aber die
Gelegenheit nützen, gleich zur Frau Stadträtin etwas zu sagen, denn im
Regelfall verlässt sie das Rednerpult und dann bei der
Rechnungsabschlussdebatte oder bei der Budgetdebatte für drei oder zwei Tage
gleich den Saal, ist nicht wieder gesehen, stellt sich dann da her und mokiert
sich über andere Abwesenheiten! (Beifall
bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich gleich zu Beginn eines anmerken. Ich
habe mich ein bisschen gewundert. Ich habe mich schon ein bisschen bei den
Ausführungen des Herrn Klubobmanns Tschirf gewundert, wo ich mir gedacht habe,
das verstehe ich eigentlich nicht, die Argumentation ist sonst auch nicht so
sein Stil, sage ich jetzt einmal. Jetzt, bei der Frau Kollegin
Cortolezis-Schlager, habe ich mich noch mehr gewundert. Dann habe ich ein bisschen
in den Anträgen geblättert, die von der ÖVP eingebracht worden sind und bin
vielleicht auf die Lösung gekommen. Es könnte nämlich durchaus sein, dass der
Rechnungsabschluss, wie auch die Voranschläge, seitens der Mandatarinnen und
Mandatare der ÖVP nicht verstanden werden, denn sie fordern in ihrem Antrag,
nachdem es eine erschwerte Lesbarkeit des Voranschlags beziehungsweise
Rechnungsabschlusses gibt, muss man Vordiskussionen in den Ausschüssen
abführen. Also möglicherweise ist das die Ursache über so manche, sage ich
jetzt einmal, eigenartige Formulierung oder Verständnislosigkeit der ÖVP zu den
Themen des Rechnungsabschlusses.
Wenn ich schon dabei bin, lassen Sie mich noch eines
anmerken und vielleicht können Sie das der Kollegin Cortolezis-Schlager
ausrichten. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Ich bin eh da! Ich bin
nur kurz hinten gestanden!) Ah, Sie sind eh noch da! Entschuldigung! (StRin
Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Ich lausche intensiv Ihren Ausführungen!)
Das war die Macht der Gewohnheit. Normal schaue ich immer da hin und es ist
niemand auf Ihrem Sitzplatz. Heute sind Sie hier.
Wenn Sie tatsächlich, diesen Eindruck habe ich
zumindest gewonnen und ich glaube, auch andere haben das gemacht, eine
Bewerbungsrede für die Bundes-ÖVP halten wollen, dann halten Sie die doch in
den ÖVP-Gremien und belästigen Sie uns nicht mit diesen Ausführungen! Denn
etwas anderes als eine Bewerbungsrede für die Bundes-ÖVP war das hier nicht.
Sachlich und inhaltlich waren Sie weit daneben! (Beifall bei der SPÖ.)
Auf zwei, drei Sachen muss ich sachlich eingehen.
Wenn Sie sich hier hinstellen und darauf aufmerksam machen, dass der Bund in
Wien mehr als die Stadt Wien investiert, dann sollten Sie sich einmal die
beiden Zahlenwerke im Detail anschauen. Dann werden Sie sehen, dass der Bund in
Wien weitaus nicht so viel investiert als die Stadt Wien. Egal in welchem
Bereich das ist, ob das der Bereich Wirtschaft, Bildung, Soziales, Gesundheit
und so weiter ist, überall investiert die Stadt Wien in der Relation mehr als
der Bund. Sie dürfen hier nicht absolute Zahlen vergleichen. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Warum nicht?)
Wenn Sie von Demokratie
sprechen, auch das haben Sie getan, und sagen, mit 49 Prozent der Stimmen
gibt es 55 Prozent der Mandate, dann gebe ich Ihnen die Empfehlung,
beraten Sie sich, zwei Reihen hinter Ihnen sitzt er, mit Dr Fritz Aichinger.
Der kennt die Wirtschaftskammerstrukturen sehr gut und kann Ihnen bestätigen,
was ich Ihnen jetzt sage, nämlich dass es in der Wirtschaftskammer tatsächlich
Demokratiedefizite gibt. Dort ist es nämlich so, man hat mit ungefähr
45 Prozent der Stimmen ungefähr 67 Prozent der Mandate. Das ist
tatsächlich schon relativ, würde ich sagen, bedenklich. Vielleicht sind Sie uns
da hilfreich, dass wir diese Art von Demokratie vor allem in der
Wirtschaftskammer beseitigen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ganz kurz auch
zum Kollegen Margulies, der die Situation bezüglich Maastricht-Überschuss
angesprochen hat. Lieber Martin, die Info sollte eigentlich vorige Woche im
Klub eingegangen sein. Wenn nicht, wird es selbstverständlich nachgereicht.
Aber, wie die Frau Vizebürgermeisterin es in ihren Ausführungen gesagt hat,
auch in der gemeinsamen Sitzung ist das selbstverständlich zeitgerecht
passiert. (GR Christian Oxonitsch: Das
haben alle gekriegt!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich
auf den Rechnungsabschluss kommen. Wenn wir heute hier diskutieren, so
diskutieren wir auch in einer Zeit, wo wir alle die Fußball-Europameisterschaft
ein bisschen im Kopf haben. Wenn ich zur Fußball-Europameisterschaft etwas
sage, dann haben wir als österreichisches Nationalteam zwar leider 1:0 gegen
Deutschland verloren und sind dadurch nicht ins Viertelfinale gekommen, wenn
wir aber diese Fußballbegriffe auf den Wettbewerb mit den Regionen, mit den
Städten oder auf die Wirtschaft umlegen, dann haben wir ganz deutlich die Nase
vorn. Es wurde heute schon aus der aktuellen Studie des Beratungsunternehmens
Mercer zitiert, wo es eindeutig, ich würde einmal sagen, mindestens 2:1 für
Österreich und für Wien wahrscheinlich, wenn ich das umrechne, 4:0, 5:0 oder
noch höher steht.
Wir haben weniger Arbeitslose. Wir haben ein tolles
Wirtschaftswachstum. Es gibt Superrahmenbedingungen, was die Lebenserhaltungskosten
betrifft. Das kann sich allgemein für Österreich sehen lassen.
Was jetzt die Stadt Wien betrifft,
noch einmal die Zahlen: 215 Städte wurden untersucht. Wir sind hier am
2. Platz weltweit und sind die lebenswerteste Stadt
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