Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 126
tatsächlich für Mandatare und Abgeordnete gedacht war, war die Grundlage zur Rechnungsabschlussrede 2007 für den FSW. Das wurde über das Stadtratsbüro verschickt. Ich sage ganz ehrlich, mich hätten hier die Zahlen interessiert. Jetzt weiß ich umgekehrt, dass es im Rahmen des FSW ganz große Diskussionen, unter anderem auch zwischen Finanz und FSW, über die Gebarung des FSW, gibt, dass es mit dem Budget des FSW, insbesondere für das heurige Jahr, alles andere als gut bestellt ist, aber dass, obwohl versprochen, für die heurige Rechnungsabschlussdebatte kein Rechnungsabschluss des Fonds Soziales Wien da liegt, dessen Summe knappe, glaube ich, 570 Millionen EUR, jetzt kann ich mich ein bisschen verschätzt haben, aber einen wesentlichen Bereich der Transfermittel von Wien ausmacht, sodass wir diesen Bereich nicht einmal ein bisschen beleuchten können.
Sehr geehrte Frau Stadträtin, das alleine wäre schon
ein Grund, diesem Rechnungsabschluss nicht zuzustimmen!
Ich komme jetzt noch auf ein paar kleinere Punkte zu
sprechen. Ich kann mich an eine Diskussion erinnern, die wir über den Bereich
Öffentlichkeitsarbeit, Werbung für die Stadt hatten. Es war etwas, was seitens der
Sozialdemokratischen Fraktion insbesondere der Regierung Schüssel immer wieder
vorgeworfen wurde, wie sehr mit Finanzmitteln des Bundes Werbung für die
einzelnen Minister und Ministerinnen betrieben wurde.
Wir hatten, glaube ich, die
Rechnungsabschlussdebatte im Jahre 2003, wo gesagt wurde, jetzt steht innerhalb
des PID eine große Reform vor der Tür, da müssen wir noch einmal Geld in die
Hand nehmen und ab dann werden sich die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit der
Stadt Wien reduzieren. 2003 waren es 27,5 Millionen EUR, 2007 schon
40,1 Millionen EUR. Wenn man sich insbesondere die Cartoon-Werbung
und Karikaturwerbung im Jahr 2008 anschaut, meine sehr geehrten Damen und
Herren, habe ich wirklich das Gefühl, diese finanziellen Mittel dienen einzig
und allein dazu, um die einzelnen Zeitungen zufriedenzustellen, damit sie ja
nichts Schlechtes über die Stadt Wien schreiben, damit sie ja nicht schreiben,
wenn die Opposition einmal recht hat. Es geht nicht immer auf. Aber ich habe
wirklich das Gefühl, wenn ich mir momentan die Werbung der Stadt Wien anschaue,
es geht einzig und allein darum, die unterschiedlichen Medien zu bedienen, weil
der Informationsgehalt dieser Werbung tatsächlich gleich null ist.
Ein anderer Bereich, über
den wir immer wieder gesprochen haben, auch in den vergangenen Jahren,
insbesondere 2007, war der Bereich Pflichtschulen, Kindertagesheime. Ich habe
mir die Mühe gemacht und mir einmal angeschaut, wie denn die Entwicklung bei
der Instandhaltung der Kindertagesheime, bei der Instandhaltung der
Pflichtschulen ausschaut. Ich habe mir nicht irgendwelche x-beliebigen Zahlen
herausgezogen, es ist eine lineare Entwicklung. Im Jahr 2002 hat die
Gemeinde Wien in Summe Bezirksgelder, Zentralgelder noch
58,5 Millionen EUR für die Instandhaltung und Sanierung von
Pflichtschulen ausgegeben, 2007 waren es nur mehr 33,9 Millionen EUR.
Im Bereich der Kinderbetreuung waren es 2002 11,4 Millionen EUR, 2007
8,9 Millionen EUR.
Das heißt, obwohl Wien immer mehr Geld vom Bund
bekommt, obwohl die Steuereinnahmen in Wien sprudeln, ist die Stadt Wien nach
wie vor nicht im Stande, alle Schulen in Wien für Schülerinnen und Schüler in
einer Art und Weise zu sanieren, dass wirklich bestmögliches Lernen möglich
ist. Es gibt genug Schulen, wo die Turnsäle zu klein sind. Es gibt genug
Schulen, wo viele Kinder auf zu engem Raum zusammensitzen. Es gibt auch schöne
Schulen in Wien, nur dass Sie mich nicht falsch verstehen. Es gibt auch tolle
Schulen in Wien. Und es gibt Schulen, da fragt man sich, was denn dort los ist.
Ich war unlängst nahe des Viktor-Adler-Markts im Poly
in der Pernerstorfergasse. Ich denke mir, das schaut aus wie eine Schule aus
dem vorigen Jahrhundert! Da wird nichts gemacht! Gerade bei den polytechnischen
Lehrgängen wäre es notwendig. Dann schaut man sich das an, fragt sich, warum
das so ist und kommt darauf, es gibt tatsächlich eine verfehlte Bildungspolitik
in Wien, eine verfehlte Schulpolitik. Ich hoffe sehr, dass Sie das im Sinne
immer wieder vorgebrachter grüner Anträge und Vorschläge korrigieren werden!
Vielleicht auch noch ein Satz zu den Landeslehrern,
weil mir das in dem Zusammenhang sehr wichtig ist, weil Wien immer wieder
darauf verweist, wir können nicht mehr Lehrer anstellen, weil der Bund nicht
mehr zahlt. Im Jahr 2002 hat Wien noch mit 27 Millionen EUR selbst an
der Finanzierung der Landeslehrer mitgewirkt. Im Jahr 2003 hat Wien noch mit
18 Millionen EUR an der Finanzierung der Landeslehrer mitgewirkt. Das
wurde 2006 gegengerechnet und war ein bisschen ein Plus von 10 Millionen EUR.
Doch seither nimmt die Stadt Wien keinen einzigen Euro zusätzlich zur
Bundesfinanzierung in die Hand, um Lehrer und Lehrerinnen anzustellen und ein
besseres Lernen zu ermöglichen. Andere Bundesländer machen das schon, Wien
macht es nicht! Wien gibt dafür sehr viel Geld für Werbung aus!
Vielleicht ein letzter Punkt, den Rest hebe ich mir
für die Geschäftsgruppe auf: Gender Budgeting. Die Stadt Wien hat sich selbst
im Bereich des Gender Budgetings gelobt. Tatsächlich war Wien in diesem Bereich
dadurch, dass es überhaupt einmal etwas zum Gender Budgeting gegeben hat,
Vorreiter. Aber es hat sich nichts weiterentwickelt. Es hat sich überhaupt
nichts in diesem Bereich weiterentwickelt. Die Kollegin Monika Vana wird noch
viel stärker darauf eingehen.
Aber ich kann mich an die Diskussion im Vorjahr, und
zwar sehr gut, erinnern, wo von Kollegin Vana als zentraler Punkt angemerkt
wurde, es nützt uns nur etwas, wenn neben Prozentbezeichnungen tatsächlich auch
Summen stehen und wir merken, über welche Summen wir eigentlich von dem
jeweiligen von dem gesamten Bereich zur Verfügung stehenden Budget sprechen.
Das ist wieder nicht da. Was nützt es mir, über einen kleinen Teilbereich zu
wissen, wie sehr dieser nach Gender-Aspekten beleuchtet wird, ohne das große
Ganze zu erkennen?
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