Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 126
reicht, um es beim Fenster hinauszuwerfen. Denn anders kann ich mir nicht erklären, wie es zu dieser Vorgangsweise im Prater kommen konnte.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der
Sozialdemokratie, den Medien habe ich entnommen, dass heute die
UnternehmerInnen, die kleinen Unternehmer, die im Prater von der Pleite
betroffen sind, ein Gespräch mit der Frau StRin Laska haben werden, wo
hoffentlich nach einer Lösung gesucht wird. Ich hoffe von Herzen, dass hier
eine Lösung gefunden wird, denn es kann nicht sein, dass man einem Unternehmen,
das komplett unerfahren ist, zu dem man ein wie auch immer nicht näher
definiertes, aber offensichtliches Nahverhältnis unterhält, denn anderes kann
es ja nicht sein, dass der Geschäftsführer des Unternehmens von unserer Frau
Stadträtin als „die Gretl“ spricht - also, ich darf nicht „Gretl“ zu ihr sagen
und ich gehe davon aus, dass auch der Durchschnittsbürger in dieser Stadt nicht
„Gretl“ zu ihr sagen darf, also gehe ich davon aus, dass sie Freunde sind. Wenn
man schon einen Auftrag auf diese Art und Weise vergibt und dann die Pleite
kommt, dann hat man zumindest dazu zu stehen und dafür zu sorgen, dass die
60 Arbeitsplätze, die in dieser Stadt derzeit gefährdet sind und die
kleinen Unternehmen, die dort gearbeitet haben und auf ihr Geld warten, das
Geld bekommen. Das wäre zumindest ein bisschen was, ein Stückchen was aus dem
Wiener Budget, das garantiert richtig investiert wäre. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Tschirf.
Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau
Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenn ich so in die leeren Bankreihen hineinsehe, dann
glaube ich, es ist für uns alle ein Auftrag, darüber nachzudenken, ob nicht
diese Rechnungsabschlussdebatte, die eine Chance wäre, sich mit den großen
Themen dieser Stadt zu beschäftigen, anders ablaufen sollte. Ob es nicht besser
wäre, dass wir ausgiebige, inhaltliche Diskussionen in den Ausschüssen führen
würden, es dort auch Medien öffentlich machen und hier grundsätzlich über die
Politik dieser Stadt reden, weil deren Probleme gibt es genug und nicht, dass
wir hier vor halb leeren Bänken - bei der SPÖ sind es mehr als halb leere -
reden müssen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben uns daher als
Österreichische Volkspartei überlegt, dass wir in die Geschäftsordnungsdebatte,
die stattfinden muss, Änderungen einbringen möchten. Wir wollen, dass der
Voranschlag in den Ausschüssen beraten wird und dass hier eine inhaltlich
spannende und interessante Diskussion stattfindet und in diesem Sinne bringe
ich folgenden Beschlussantrag ein:
„Der Gemeinderat der Stadt
Wien spricht sich dafür aus, dass künftig der Beschlussfassung
beziehungsweise Genehmigung des Voranschlages beziehungsweise des
Rechnungsabschlusses der Stadt Wien eine umfassende Vorberatung des Budgets der
einzelnen Geschäftsgruppen in Sitzungen der jeweiligen Gemeinderatsausschüsse
vorangeht. In den intensiven Vorberatungen stehen die amtsführenden
StadträtInnen beziehungsweise die leitenden Beamten des jeweiligen Ressorts im
Zusammenwirken mit den Verantwortlichen des Gemeinderatsausschusses der
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke den
Ausschussmitgliedern mit entsprechenden ausführlichen Informationen zur
Verfügung.“
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das wäre die
Chance, dass hier Rede und Gegenrede ist. Parlament kommt irgendwo von Reden
und nicht davon, hier etwas vorzulesen! Das ist eine Möglichkeit, dieses
Parlament interessanter zu machen. (Beifall bei der ÖVP und von GR Marco
Schreuder.)
Ein Zweites: Wenn man sich die Geschäftsordnung, die
Verfassung ansieht, dann sieht man, dass die BürgerInnen die Möglichkeit haben,
Einblick zu nehmen. Das stammt aus einer Zeit, in der das vielleicht wirklich
so war, dass die Leute Einblick genommen haben und dann gibt es immer den
lapidaren Bericht: Ein, zwei Leute oder fünf haben es sich angeschaut. Heute
gibt es einen völlig anderen Weg: Eine genaue Darstellung im Internet. Da
empfehle ich Ihnen, schauen Sie sich an, wie der Vizekanzler und Finanzminister
Mag Wilhelm Molterer das in seinem Ressort tut, wie man hier ganz genau
nachlesen kann, wie hier mit den Geldern umgegangen wird, wie die in den
verschiedenen Bereichen verteilt werden. Ein ähnliches System verlangen wir
auch für die Stadt Wien. Nehmen wir uns ein Vorbild bei Willi Molterer. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aus dem Redebeitrag von der Maria Vassilakou habe ich
eine sehr gute Begründung dafür entnommen, warum eigentlich der Erwin Pröll
fast 55 Prozent bekommen hat und der Michael Häupl in den Umfragen bei
42 Prozent liegt. Sie hat genau dargestellt, dass es Niederösterreich sehr
gut gelingt, auf die tatsächlichen Probleme, die die Bürgerinnen und Bürger
haben, einzugehen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Warum haben Sie dann
18 Prozent?) Dass es beispielsweise darum geht, dass man verhindern
muss, dass die Menschen Angst haben, durch die Situation des Pflegefalls,
entweder dass man selbst zum Pflegefall wird oder dass nahe Angehörige das
werden, trotz eines arbeitsreichen Lebens in die Situation der Armut zu
gelangen. Um das ist es Erwin Pröll gegangen, das ist sein Engagement gewesen
und dafür hat er auch am Wahltag ein Dankeschön der Wählerinnen und Wähler
bekommen. Das wird der Michael Häupl nicht bekommen, weil sich ihm diese Frage
offensichtlich gar nicht stellt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Die Frau Vizebürgermeisterin hat darüber gesprochen, dass Wien eine
hohe Lebensqualität hat. Richtig, das stimmt. Aber ich glaube, es wäre
vermessen zu sagen, dass das alles die Wiener SPÖ ist. Es stimmt, es gibt
vieles, was in dieser Stadt läuft. Ich muss zum Beispiel sagen, ich habe mir
gestern am Nachmittag angesehen, wie Freiwillige hier die Sanitätsbetreuung im
Rahmen der EURO organisieren und ich war davon wirklich angetan. Das ist
Bürgergesellschaft, das ist Zivilgesellschaft, das ist
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