Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 126
von der Größe her mit Wien vergleichbar ist, eine eigentlich sehr reiche Stadt, Hamburg. Dort, sehr geehrte Damen und Herren – im Übrigen die schwarz-grüne Koalition aus Hamburg lässt grüßen –, liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei 12 388 EUR, also Lichtjahre von dem Wiener Ergebnis entfernt. Hamburg ist eine wunderbare Stadt, Hamburg ist eine tolle Stadt, aber das sind nicht die Budget- und Schuldenwerte, die man sich wünschen kann.
Sehr geehrte Damen und Herren! Erlauben Sie mir noch
einmal, einen Blick von außen auf die Finanzpolitik dieser Stadt zu werfen,
denn unsere Budgetdaten werden natürlich Jahr für Jahr von internationalen Rating-Agenturen
genau angeschaut, und bevor – ich sage es noch einmal – dann wieder der Vorwurf
des Selbstlobs kommt, würde ich bitten, dass man sich zum Beispiel das Rating
der eigentlich prominentesten internationalen Rating-Agentur Moody's anschaut, wie
denn diese die Wiener Budget- und Finanzpolitik beurteilt.
Den Wiener Budgetkurs hat die internationale
Rating-Agentur Moody's im Frühjahr mit einem Triple-A eindrucksvoll bestätigt.
Die jüngste Bewertung durch Moody's unterstreicht den eingeschlagenen Weg – ich
zitiere: „einer kontinuierlichen Budgetdisziplin". Sie lobt – und ich
zitiere wieder: „insbesondere die soliden und stabilen Finanzen sowie den
transparenten und damit vorbildlichen Budgetvollzug in der Wiener
Budgetpolitik".
Sehr geehrte Damen und Herren! Natürlich freuen wir
uns darüber, natürlich sind wir von solchen internationalen Bewertungen positiv
berührt, aber noch viel wichtiger sind zwei andere Punkte. Der eine Punkt ist,
dass dieses Rating uns Kreditaufnahmen beziehungsweise Refinanzierung zu
besonders günstigen Konditionen ermöglicht. Damit signalisiert das
Triple-A-Rating allen Beteiligten, dass – und das ist der zweite wichtige Punkt
– hier ein starker Wirtschaftsstandort ist und dass Wien im Herzen Europas eine
Wirtschaftsmetropole ist, in die zu investieren es sich lohnt. Das heißt, diese
Ratings sind natürlich auch für den Standort ganz wichtig.
Zuletzt noch ein dritter Hinweis, auf den ich bitte,
in der Diskussion Rücksicht zu nehmen. Schauen wir uns die letzten Ergebnisse
der Daten der Europäischen Union – die sind aus 2005 – vom Statistischen
Zentralamt Eustat in Luxemburg an. Wien ist auf Platz 5 der Regionen mit
dem höchsten Bruttoinlandsprodukt und ist damit vor Städten wie Paris, vor
Städten wie Stockholm, und auch das, denke ich, ist ein Kompliment an Wien,
aber vor allem ein Kompliment an die fleißigen Wiener und Wienerinnen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wenn ich gerade dabei bin, die Vorteile und die
internationalen Vergleiche des Standorts Wien anzuschauen – ich sagte es zuvor
schon –: Die Standortkonkurrenz zwischen internationalen Großregionen, zwischen
Städten, zwischen Destinationen, zwischen Knotenpunkten ist in den vergangenen
15 Jahren laufend schärfer geworden. Das ist allgemein bekannt.
Internationale Konzernzentralen treffen heute teils einsame Entscheidungen, die
mit konkreten Entwicklungen in regionalen Zentralen, mit der Produktivität und
vor allem mit der hohen Motivation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gar
nichts mehr zu tun haben. Globale Strukturüberlegungen, das Poolen von
Forschungseinrichtungen direkt in der Konzernzentrale – das sind die Fakten.
Die Wiener Finanz- und Wirtschaftspolitik ist sich
dieser Entwicklungen sehr bewusst, und viele Stimmen haben in letzter Zeit
bestätigt, dass diejenigen auf dem Holzweg sind, die versuchen, Wien ständig
madig zu machen. Ich zitiere – wiederum stellvertretend für viele andere
Wortmeldungen – den Chef des WIFO, Dr Karl Aiginger, im „Kurier" vom
13. Juni – Zitatbeginn: „Österreich" – er bezog sich speziell auf Wien,
das in der Frage explizit angesprochen war – „gewinnt als Standort für
Unternehmenszentralen und als Regionalzentrum für Unternehmungen, die ihre
Fühler nach Osteuropa ausstrecken, stark an Attraktivität."
Oder Günter Thumser, der Chef von Henkel Zentraleuropa,
in einem Artikel im „WirtschaftsBlatt" vor wenigen Tagen – Zitat: „Wien
hat in den vergangenen 15 Jahren seine Chancen aus der geographischen Lage
voll genutzt." – Zitatende.
Beide, sehr geehrte Damen und Herren, haben diese
Aussagen nicht ins Blaue gesprochen – der eine ein toprenommierter
Wissenschafter, der andere äußerst erfolgreicher Chef einer für Osteuropa
zuständigen Konzernzentrale –, aber sie haben auch stellvertretend für andere
gesprochen, denn allein die internationale Ansiedlungsbilanz des Jahres 2007
spricht eine klare und unmissverständliche Sprache, die eindrucksvoll unseren
Weg der Unterstützung des Wirtschaftsstandortes Wiens bestätigt.
Wien ist für ausländische Unternehmungen der mit
Abstand attraktivste Wirtschaftsstandort in Österreich. Im Jahr 2006 wählte
fast jedes zweite internationale Unternehmen, das neu nach Österreich gekommen
ist, Wien als seinen Standort. 2007 waren es 115 internationale Unternehmen.
Wien punktet gleichzeitig sowohl mit technologieorientierten Unternehmungen als
auch mit neuen Dienstleistungs- und Handelsbetrieben.
Und wiederum ein Zitat. Dr Siegl von der
Austrian Business Agency erklärt – Zitat: „Die Bilanz nach Herkunftsländern
zeigt, dass Wien als Drehscheibenstandort voll punktet. Die bisherige
Einbahnstraße bekommt jetzt allerdings eine zweite Fahrbahn in die
Gegenrichtung. Die Osteuropakompetenz in Wien ist nach wie vor ein zentrales
Motiv für die Ansiedlung, aber nun sehen auch Unternehmungen aus Osteuropa Wien
als Eintrittspunkt in etablierte EU-Märkte." – Zitatende.
Sehr geehrte Damen und Herren! Zwei grundsätzliche
Zugänge zur Bilanz- und Wirtschaftspolitik sind mir wichtig. Wien ist als
Wirtschaftsstandort – und ich denke, das konnte ich mit diesen Zitaten belegen
– gut aufgestellt, das ist richtig, aber – ich wiederhole mich, aber es ist mir
unglaublich wichtig – wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, wir
müssen immer neue Ideen entwickeln und mit neuen Ideen punkten.
Zweiter Punkt: Finanzpolitik darf
nicht zum Selbstzweck stattfinden. Sie findet auch nicht zum Selbstzweck statt,
sondern um Maßnahmen setzen zu können, von
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