Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 91
er ihn hinaus. – Ich weiß nicht genau, ob er das
auf die Opposition hier im Haus, auf die Fans bei der kommenden Euro oder auf
die eigene Partei bezogen hat. In Salzburg und in Oberösterreich gibt es ja auch irgendwelche Aufmüpfigen, die irgendwie
mit dem Herrn Partei-Oberen nicht immer einer Meinung sind, um das einmal
freundlich auszudrücken.
Um noch einmal auf die Geschichte zurückzukommen: Es
gab im Dezember 1985 eine Sitzung des Wiener Gemeinderates. Damals war ich nicht
da und waren viele andere auch nicht da. Ich würde einmal sagen, dass damals
alle außer Hansi Hatzl noch nicht da waren; und ich weiß nicht sicher, ob es
sich bei ihm ausgeht. Wenn es sich bei ihm ausgeht, dann wäre er einer der
wenigen Zeitzeugen. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
In dieser Sitzung am 10.12.1985 hat ein gewisser GR
Jörg Mauthe einen Debattenbeitrag gehalten und hat unter anderem über den
Bereich Praterstern und Prater gesprochen. Und der Succus dieser Rede – es
war eine seiner letzten Reden hier im Gemeinderat – war, dass er gemeint
hat, dass man sich um den Prater auch kümmern sollte. – Wortwörtlich: „Das
setzt sich fort mit dem Wurstelprater, der längst nicht mehr das ist, was er
einmal im Psychohaushalt und in der Ökonomie dieser Stadt bedeutet hat. Hier
nostalgische Gefühle zu äußern, ist einfach falsch.“ Und dann der Satz: „Und
auch um den Prater sollte man sich kümmern.“
Mittlerweile sind ein paar Jahre ins Land gezogen. In
der Zwischenzeit hat sich die SPÖ lange nicht um den Prater gekümmert, dann hat
sie sich wieder um den Prater gekümmert, und dann hat sich leider Herr Mongon
um den Prater gekümmert. Das war das Schlimmste, was dem Prater passieren
konnte! Dann hat es eine Auftragsvergabe an die Explore 5D gegeben. Das war das
Zweitschlimmste, was dem Wiener Prater passieren konnte. Und das
Drittschlimmste kann sich jeder jetzt ansehen, wenn er zum Riesenrad und zum
Riesenradplatz fährt.
Wie Kollege Margulies gesagt hat, sehen wir ja nur
die gefilterten Informationen rund um diese Auftragsvergaben. Den wirklich
wahren Hintergrund der diversen Diskussionen, Bekanntschaften und Seilschaften,
wie das in der Familie halt so ist, können wir ja nicht nachvollziehen.
Dazu gibt es jetzt einen Beschlussantrag der GRe
Neuhuber, Hoch und meiner Wenigkeit betreffend herausgehobene Erklärung in
Geschäftsstücken über die Anwendung beziehungsweise Nichtanwendung des
Bundesvergabegesetzes.
Dabei geht es darum: In letzter Zeit gab es immer
öfter Hinweise auf eine unterlassene Ausschreibung gemäß dem
Bundesvergabegesetz im Zuge von Bau- und Dienstleistungsaufträgen et cetera der
Stadt Wien beziehungsweise von ihr beherrschten Tochterunternehmen. Auch hat
das Wiener Kontrollamt in der Vergangenheit öfter Malversationen und Verstöße
gegen das österreichische Vergaberecht aufgezeigt. Im Interesse des
Wirtschaftsstandortes Wien und des Ansehens der Stadt ist es angezeigt, dass
die politischen Entscheidungsträger im Wiener Gemeinderat, also wir, durch
entsprechende Hinweise und Erläuterungen in den entsprechenden Beschlussakten
informiert werden, ob und inwieweit das Vergaberecht mit welchem Instrument,
unter genauer Angabe der rechtlichen Bestimmungen, zur Anwendung kommt. Vor
allem aber sollen auch die konkreten juristischen Erwägungen formuliert werden,
warum das Vergabegesetz gegebenenfalls nicht zur Anwendung kommt. Der
Beschlussantrag lautet daher wie folgt:
„Es möge künftig durch entsprechend herausgehobene
Hinweise und Erläuterungen in den Beschlussakten, welche die Beauftragung von
Dritten mit Leistungen durch die Stadt Wien oder von ihr beherrschten
Tochterunternehmen beinhalten, ausgewiesen werden, ob und inwieweit das
Vergaberecht mit welchen Instrumenten, unter genauer Angabe der rechtlichen
Bestimmungen, zur Anwendung kommt. Vor allem aber sollen auch die juristischen
Erwägungen formuliert werden, warum das Vergabegesetz nicht zur Anwendung
kommt.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Ich glaube nämlich, es wäre maximal spannend gewesen
zu lesen, mit welcher Begründung sowohl an Mongon als auch an die Explore 5D
Aufträge erteilt wurden ohne irgendeine Ausschreibung, irgendein Verfahren oder
irgendeine Zugrundelegung irgendwelcher juristischer Rechtsmittel. Hätte man
das damals gewusst, dann hätte man das schon damals bei der Diskussion und bei
der Beschlussfassung durchaus auch in Erwägung ziehen können.
Kollege Neuhuber hat schon gesagt, dass wir uns das
damals auf Grund des Kontrollamtsberichtes überlegt haben, der ziemlich klar
und deutlich aufgezeigt hat, wo das Verbesserungspotenzial liegt, und dass wir
uns in dem – im Nachhinein betrachtet – irrwitzigen Aberglauben, dass
sich in dieser Stadt tatsächlich etwas ändert, dazu entschlossen haben
zuzustimmen. Hätte es aber damals schon diese Hinweise gegeben, warum und
wieso, dann wäre wahrscheinlich auch hier in diesem Haus die Diskussion anders
gelaufen und müssten wir nicht jetzt im Nachhinein über Wenn oder Aber
diskutieren, sondern hätten das schwarz auf weiß. Und auch die politische
Verantwortung wäre relativ leicht auszumachen.
Nichtsdestotrotz handelt es sich nämlich um ein
Grundstück der Stadt Wien, und es stecken 15 Millionen EUR der Wienerinnen und
Wiener darin. Und letztlich müssen die Wiener, die Stadt Wien und die Stadtregierung
mit diesem Ding auf dem Riesenradplatz in den nächsten Jahren leben, wiewohl
das natürlich auf Grund der Bauordnung eh nur temporär ist und es nur eine
Frage der Zeit ist, bis die Bagger kommen und das Ganze wegschieben. –
Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Zu Wort gemeldet ist Herr Dr Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich hoffe, dass der
Chef-Schätzmeister des Wiener
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