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Gemeinderat, 34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 73 von 91

 

genau so formulieren. Sie haben offensichtlich nicht geprüft, ob das Unternehmen Explore 5D überhaupt in der Lage ist, so ein Projekt abzuwickeln. Im Gegenteil, ich muss es leider noch einmal zitieren, da Sie in der Früh nicht im Saal waren. Einer der Geschäftsführer der Firma Explore 5D sagt entwaffnend offen auf die Frage, wie er überhaupt zu diesem Auftrag gekommen ist - Zitat: „Die Gretl“ - in Klammer: Laska – „hat gesagt: Da ist der Masterplan, ich will, dass ihr das umsetzt.“

 

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, auf Grund welcher Grundlage Sie diese Firma empfohlen haben, sodass letztlich die Immoconsult den Auftrag vergeben hat. Aber immerhin ist die Stadt Wien mit 15 Millionen EUR an diesem Projekt beteiligt, sie müsste also ein enorm großes Interesse daran haben, dass dieses Projekt ordnungsgemäß abgewickelt wird.

 

So wie auch schon in der Anfrage zitiert, waren Sie, Frau Vizebürgermeisterin, in dieses Projekt immer extrem involviert. Die Frage stellt sich doppelt: Wie kann es dazu kommen, dass offensichtlich ein nicht befähigtes Unternehmen die Generalplanung, also die Planung und auch sozusagen die Ausführungsüberwachung, übertragen bekommt? - Noch dazu, obwohl man wirklich leicht hätte herausfinden können, dass alle Projekte, die sie davor abgewickelt hatten, relativ schnell in Konkurs waren; deshalb auch die Frage nach der „Anderswelt und dem „Blue Dome".

 

Eine weitere Frage, die sich im Laufe der Debatte gestellt hat, war - wie auch zitiert - jene nach der Größe dieses Bauvorhabens, dem Widerspruch zum Flächenwidmungsplan sowie auch der Höhenüberschreitung, die von der Baubehörde gerechtfertigt wurde mit dem so genannten § 71, „Bauten vorübergehenden Bestandes". Ich möchte von Ihnen wissen, inwiefern man diesen Bau als „Bau vorübergehenden Bestandes" bezeichnen kann. Ich weiß nicht, haben Sie vor, ihn nach der Fußball-EM wieder zu sprengen oder abzubauen? - Diese Frage ist sehr interessant, wenn man bedenkt, wie viele Mittel da hineingeflossen sind. Normalerweise sind „Bauten vorübergehenden Bestandes" Holzbauten, Bauten ohne tiefes Fundament, die man relativ leicht abtragen kann.

 

Als letzte Woche bekannt wurde, dass das Unternehmen in finanziellen Nöten ist, haben mich einige Bauunternehmen kontaktiert, die Tag und Nacht gearbeitet haben, um dieses Bauwerk vor der Fußball-EM fertig zu stellen. Da waren zeitweise bis zu 400 Leute auf der Baustelle. Die sind, gelinde gesagt, mehr als „angefressen": Die haben sich wirklich sehr bemüht, das fertig zu stellen, und haben bis jetzt kaum Geld gesehen. Wie mir gesagt wurde, sind 80 Prozent der bisher erbrachten Leistungen noch nicht bezahlt worden.

 

Die Firmen haben dann zu unterschiedlichen Maßnahmen gegriffen. Manche haben Türen abmontiert unter dem Vorwand, sie seien noch technisch zu prüfen; zum Teil sind sie jetzt wieder hineinmontiert worden, manche sind noch bei ihnen. Andere haben auf ihren Gewerken Plaketten angebracht mit dem Schild „Eigentumsvorbehalt", sodass sie zumindest die Teile, die man quasi wieder abmontieren kann, möglicherweise bei anderen Bauvorhaben verwenden können.

 

Die Frage, die sich nun stellt, ist natürlich - neben vielen anderen -: Wo ist das Geld, das die Stadt Wien hier bereitgestellt hat? Hat man das direkt der Riesenradplatz ErrichtungsGmbH überwiesen? Haben Sie das direkt an die Explore 5D überwiesen? Wo ist dieses Geld geblieben?

 

Baufachleute sagen, wenn man sich dieses Bauwerk ansieht, könnte man das um einen Bruchteil realisieren. Ich habe Zahlen gehört zwischen 5 Millionen und maximal 10 Millionen EUR, die so ein Bauwerk kosten könnte. Wenn man die 15 Millionen und 17 Millionen EUR der Immoconsult zusammenrechnet, sind aber 32 Millionen EUR offensichtlich verloren gegangen. Dafür sind Sie, Frau Vizebürgermeisterin, mit verantwortlich!

 

Ich habe letzte Woche, als bekannt wurde, dass die Explore 5D in finanziellen Nöten ist, auch ins Firmenbuch geschaut. Mittlerweile sind die Geschäftsführer alle gestrichen, es gibt nur noch einen Rechtsanwalt, der dort als Geschäftsführer der Explore 5D fungiert. Die Unternehmen sind in meinen Augen zu Recht besorgt, dass sie nur noch einen Bruchteil des Geldes sehen werden, das ihnen für die erbrachten Leistungen versprochen wurde.

 

Insofern möchte ich Sie noch einmal an die Rathauskorrespondenz-Meldung erinnern, die auch in der Anfrage zitiert ist. Neben „Prater vor größter Veränderung der letzten Jahrzehnte", „gemeinsam mit den Projektpartnern", „der neue Riesenradplatz" ist dann eben ein Zwischentitel: „Der Riesenradplatz als wirtschaftlicher Faktor." Bereits in der Bauphase sind 15 bis 20 Firmen, im Innenausbau sogar noch zusätzlich 30 bis 35 Firmen tätig, es ist ein nicht unwesentlicher wirtschaftlicher Faktor. Die Frage ist jetzt - die Unternehmen sind ebenso von Konkurs bedroht, wenn sie ihr Geld nicht bekommen -, wie Sie diese ganze Sache weiter handhaben wollen.

 

Was ich bisher noch nicht gestreift habe, ist das Thema der gestalterischen Qualität. Ich habe mich immer bemüht, diese Frage hintanzuhalten, weil ich es nicht als Aufgabe der Politik sehe, Geschmackspolizei zu spielen, und auch die Geschmäcker sehr unterschiedlich sind. Man muss aber schon sagen, dass die Häufung der Kritiken unglaublich war. Ich möchte Ihnen nur zwei, drei Zitate aus den unterschiedlichsten Medien bringen.

 

Beispielsweise steht im „Falter": „Das Praterentree zeigt den seltsamen Bauhumor der Wiener Sozialdemokratie." (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Oder etwa im „Standard": „Irgendjemand hat hier im Fiebertraum unzählige Elemente längst untergegangener Wiener Hochkulturen zu einer gräulichen Stilmasse verdaut und ausgekotzt." (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)

 

Und von einer Architekturkritikerin, die normalerweise wirklich sehr zurückhaltend ist - ich habe so etwas überhaupt noch nie von ihr gelesen -: „Die Neubauten beim Riesenrad sind nicht nur grausig, sie sind regelrecht obszön. Und unheimlich dumm." „Das ist eine so billige Kulisse, dass einem schier die Sprache wegbleibt. Aber es kostet - mindestens - 32 Millionen EUR." „Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, um den Albtraum zu

 

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