Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 91
Frau GRin Dipl-Ing Sabine Gretner eingebrachte, an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtete Dringliche Anfrage betreffend „Projekt Prater und Riesenradplatz Neu" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde.
Gemäß § 37 Abs 5 der Geschäftsordnung hat
auf Verlangen vor der mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen
Anfrage zu erfolgen. Dieses Verlangen wurde von den GRÜNEN gestellt. Daher
bitte ich den Schriftführer um Verlesung dieser Dringlichen Anfrage. - Bitte,
Kollege Chorherr.
Schriftführer GR Mag Christoph Chorherr:
Dringliche Anfrage der GemeinderätInnen Dipl-Ing Sabine Gretner und FreundInnen
an die Vizebürgermeisterin und amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend,
Information und Sport, Grete Laska, betreffend Projekt Prater und
Riesenradplatz Neu.
Begründung:
Am 27. Mai 2008 gab die Riesenrad
ErrichtungsGmbH gemeinsam mit der Immoconsult Leasinggesellschaft mbH bekannt,
dass der Vertrag mit der Firma Explore 5D zur Errichtung des
Riesenradplatzes aufgelöst wird, obwohl das Gebäude nicht fertiggestellt ist.
Baumängel, massive Baukostenüberschreitungen, ungenutzte Rohbauflächen, bei
denen die Bespielung noch offen ist, sowie die nicht erfolgte Fertigstellung
vor der Fußball-EM werfen die Frage über die Verantwortung für dieses
Planungsdebakel auf. Auch in Hinblick auf die Höhe des freigegebenen Budgets
für die Masterplanung Prater Neu sowie für das Projekt Riesenradplatz mit
insgesamt über 16 Millionen EUR ist eine Aufklärung der Vorkommnisse und
politischen Verantwortung dringend notwendig.
Seit Beauftragung durch die MA 51 vom
1. Oktober 2004 ist die Stadt Wien Marketing und Prater Service GmbH für
die Verwaltung und Entwicklung des Wiener Volkspraters zuständig. Die gesamte
Entwicklungstätigkeit hat auf Basis der von der Firma Imageinvest erarbeiteten
Masterplanung für den Wurstelprater zu erfolgen. Für diese Aufgabe sind für den
Zeitraum von April 2007 bis 31. März 2012 einerseits die aus dem
Verwaltungsgebiet entnommenen Bestandsentgelte sowie andererseits insgesamt
12 Millionen EUR bereitgestellt. Als Gesellschafterzuschuss wurden
mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 15.12.2006 zusätzlich außerplanmäßige
Ausgaben von 6 Millionen und 15 Millionen EUR, insbesondere
betreffend Riesenradplatz unter Zuhilfenahme einer zu gründenden
Tochtergesellschaft, genehmigt. Insgesamt sind also bis März 2012
33 Millionen EUR plus Bestandsentgelte für die Stadt Wien Marketing
und Prater Service GmbH und Riesenradplatz ErrichtungsGmbH bereitgestellt. Eine
Verlängerungsoption zu den gleichen vertraglichen Bedingungen für weitere fünf
Jahre bis 31. März 2017 ist vorgesehen.
Die Kontrollamtsprüfung betreffend Vergabe sowie
Vertragserfüllung des Vertrags zwischen dem Magistrat der Stadt Wien und der
Firma Imageinvest zur Entwicklung des Wiener Wurstelpraters – Klammer:
KA-K-8/06, Kontrollausschuss vom 3. Mai 2006 - hat schwerwiegende Mängel
und nicht nachvollziehbare Unregelmäßigkeiten zu Tage gebracht. Das Kontrollamt
hat für künftige Projekte zahlreiche Empfehlungen an die Stadt Wien Marketing
und Prater Service GmbH ausgesprochen.
Ohne qualitätssichernden Wettbewerb wurde die Firma
Explore 5D direkt mit der Planung und Realisierung des Projektes
Riesenradplatz als Generalunternehmerin beauftragt.
Im Oktober 2007 wurden die Pläne für den neuen
Riesenradplatz erstmals öffentlich präsentiert, zu diesem Zeitpunkt waren die
ersten Bauarbeiten schon im Gang. Namhafte VertreterInnen der Fachwelt haben
sich klar gegen diese Pläne ausgesprochen.
Die Dimension des Riesenradplatzes Neu zeigt
deutlich, dass es sich an dieser sensiblen Stelle in unmittelbarer Nähe des
Wiener Wahrzeichens Riesenrad und als Eingang zum Wurstelprater um einen
massiven Eingriff in die Stadtlandschaft handelt. Die präsentierten Pläne mit
einer geplanten Nutzfläche von etwa 16 000 m² - Klammer: laut Aussagen
von Frau VBgmin Grete Laska im Rahmen ihres Mediengesprächs vom 4. Oktober
2007 - und den geplanten Nutzungen der neuen Gebäude als Dienstleistungs-,
Gastronomie- und Einkaufszentrum legen den Schluss nahe, dass es sich bei
diesem Bauvorhaben um ein Großbauvorhaben gemäß § 7b der Wiener Bauordnung
handelt, welches so in der Flächenwidmung nicht vorgesehen ist. Während der
Bauzeit wurde bekannt, dass mittels § 71 Wiener Bauordnung – Klammer:
„Bewilligung für Bauten vorübergehenden Bestandes" - Bauhöhenüberschreitungen
bewilligt wurden, die im Bebauungsplan dezidiert nicht erwünscht sind. Derzeit
sind große Bereiche der Baustelle lediglich im Rohbau fertiggestellt und somit
während der Fußball-EM nicht benutzbar.
Da die öffentliche Hand neben dem ordnungsgemäßen,
sparsamen, wirtschaftlichen und zweckmäßigen Umgang mit öffentlichen Geldern
immer auch eine Vorbildrolle hat, stellen die unterzeichneten GemeinderätInnen
daher gemäß § 16 Wiener Stadtverfassung in Verbindung mit § 36 GO-GR
folgende Dringliche Anfrage:
1. Auf Grund welcher Überlegungen – Klammer: wann, wo
und von wem - wurde die Firma Explore 5D direkt und ohne vorheriges
Wettbewerbsverfahren mit der Planung des Riesenradplatzes beauftragt?
2. Inwieweit haben Sie sich beziehungsweise die
Geschäftsführung der Riesenradplatz ErrichtungsGmbH über Referenzprojekte, die
Bonität sowie planerische wie wirtschaftliche Kompetenzen der Firma
Explore 5D informiert?
3. Waren Ihnen beziehungsweise der Geschäftsführung
der Riesenradplatz ErrichtungsGmbH die Projekte Themenpark „Anderswelt"
und Wasserwelt „Blue Dome" vor der Auftragserteilung bekannt?
4. Einer der Geschäftsführer des
Unternehmens Explore 5D bezeichnete Sie in einem Interview im Magazin
„Trend", Ausgabe 12/2007, als „meine beste MitarbeiterIn". Wie würden
Sie Ihr persönliches Verhältnis zu
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