Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 91
europäischen Kernenergiepolitik wünschen und dass wir mit Sorge sehen, dass der Atomvertrag eine Fokussierung hin auf die AKW-Industrie gebracht hat, dass die Forschungsmittel da verstärkt worden sind und dass damit auch die politisch intellektuelle Basis in Europa gelegt wird, um diese scheinbar saubere, scheinbar sichere Energieform zu favorisieren. Jeder, der bei Klimaschutzkonferenzen international unterwegs ist, weiß, dass in den Foyers die Atomindustrie und die Atomlobby ihre Stände haben und jedem, der Klimaschutz bewegt ist, ihre Energie anpreist.
Deshalb dieser Antrag, der
von den GRÜNEN, von der Volkspartei und von den Sozialdemokraten eingebracht
wird und bei diesem Geschäftsstück vorliegt. Bei einem Geschäftsstück im
Übrigen, das sich auch mit Daseinsvorsorge beschäftigt, einem wichtigen Bereich
der Wiener Daseinspolitik. Deshalb ist dieser Antrag durchaus passend.
Ich ersuche Sie einmal
mehr, in dieser wichtigen Frage um eine klare, um eine eindrucksvolle
Meinungsäußerung des Wiener Gemeinderats. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang
Ulm: Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Peter Florianschütz: Angesichts der harmonischen
Diskussion habe ich nur die Bitte um Zustimmung für das Geschäftsstück. Danke.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Wer
für den Antrag des Berichterstatters ist, bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Ich stelle die Zustimmung fest bei der ÖVP, bei der FPÖ, bei der SPÖ
und auch bei den GRÜNEN. Damit ist der Antrag einstimmig angenommen.
Wir kommen nun zum Beschlussantrag von SPÖ, GRÜNEN
und ÖVP. Wer für diesen Beschlussantrag ist, bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Ich stelle die Zustimmung von allen vier Fraktionen fest. Dieser
Beschlussantrag ist einstimmig angenommen.
Damit kommen wir bereits zur Dringlichen Anfrage der
FPÖ und zwar zu dem Verlangen, dass die von Herrn GR Mag Harald Stefan
eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage
betreffend „Ausschreibungsverfahren bei Bautätigkeiten" vom Fragesteller
mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand
stattfinde. Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wurde verzichtet. Für die
Begründung der Dringlichen sieht die Geschäftsordnung eine Redezeit von
20 Minuten vor.
Zur Begründung bitte ich nun Herrn GR Mag Stefan
ans Rednerpult.
GR Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Es geht heute bei dieser Dringlichen Anfrage um eine
Ausschreibung betreffend einen dreijährigen Rahmenvertrag über laufende
Adaptierungs- und Instandsetzungsarbeiten durch die Stadt Wien, Wiener Wohnen,
Direktion Technik, Haustechnik im Bereich von Gas-, Wasser-,
Heizungsinstallateuren. In fünf Kundendienstzentren in Wien insgesamt geht es
hier um ein Auftragsvolumen von etwa 200 Millionen EUR. Ich darf
Ihnen jetzt den Ablauf schildern, wie hier vorgegangen wurde.
Mit 31.12.2005 existiert ein Ausschreibungskonvolut
für diese genannte Ausschreibung. Dieses Ausschreibungskonvolut wird von den
zuständigen Beamten beim Magistrat wesentlichen Vertretern der
Installateurinnung übergeben. Das heißt also, die Ausschreibung wird, noch
bevor sie herausgegeben wird, zuerst einmal den Installateuren übergeben, damit
sie prüfen können, ob da hier richtig nachvollziehbar kalkuliert wurde. Bereits
dieser Umstand ist haarsträubend. Wer es nicht glaubt, ich habe hier eine Kopie
dieses Ausschreibungskonvoluts, das eben weitergegeben wurde, es ist also hier
eindeutig belegt. (Bgm Dr Michael Häupl: Ich glaube es nicht!) Ich zeige
es Ihnen dann, Herr Bürgermeister, ich zeige Ihnen, dass ich das habe, es liegt
bei mir am Tisch, das kann ich Ihnen gerne zeigen. (Bgm Dr Michael Häupl:
Gut. Ich glaube es nicht!) Ja, ich verstehe, dass Sie es nicht glauben
können, es ist wirklich unglaublich.
Am 8.2.2007 gibt es dann die Bekanntmachung der
Ausschreibung und das Leistungsverzeichnis entspricht von den Tätigkeiten her
genau jenem vom 31.12.2005. Allerdings, und das ist jetzt das, wo bereits
unsere zweite Kritik ansetzt, gibt es hier jetzt in wesentlichen Positionen
Erhöhungen gegenüber dem ursprünglichen Leistungsverzeichnis von bis zu
300 Prozent! Zum Beispiel bei Arbeitsleistungen. Noch dazu muss man sagen,
dass einige Regiearbeiten bei diesem neuen Ausschreibungsverzeichnis nicht
angeführt wurden und die dann offensichtlich noch gesondert ausgeschrieben
werden müssen und daher das Auftragsvolumen noch zusätzlich erhöhen. Aber im ursprünglichen
Ausschreibungsverzeichnis, also in dem Entwurf, war die Sanierung einer Wohnung
mit etwa 10 000 EUR angesetzt, hier kostet jetzt eine Wohnung
15 000 EUR. Das heißt, wir haben hier eine Zunahme des Preises von
50 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Ausschreibungsverzeichnis
beziehungsweise dem Entwurf dazu. 50 Prozent! Das bedeutet, wenn wir das
jetzt bei Sanierung von Wohnungen hochrechnen, 7 000 bis 8 000
Wohnungen in etwa werden pro Jahr saniert, mal drei Jahre, mal 5 000 EUR,
ergibt grob vorsichtig gerechnet 105 Millionen EUR, die hier mehr
verrechnet werden als im ursprünglichen Ausschreibungsverzeichnis vorgesehen
sind.
Es ist durchaus feststellbar, dass in dem
ursprünglichen Ausschreibungsverzeichnis nachvollziehbare Kalkulationen vorgenommen
wurden beziehungsweise vorgelegen sind, die auch dem entsprochen haben, was
ursprünglich immer verrechnet wurde. Das heißt, wir haben jetzt hier innerhalb
von eineinviertel Jahren eine Zunahme von 50 Prozent oder allein hier
vorsichtig gerechnet von 105 Millionen EUR, wobei es noch eine Option
gibt, diese dreijährige Ausschreibung um weiter drei Jahre zu verlängern. Man
kann sich dann ausrechnen, dass die Erhöhung, um nicht von Anfang an von einem
Schaden zu sprechen, noch bedeutend höher ist.
Zusätzlich sollten offenbar die
bisherigen Kontrahenten der Stadt Wien ausdrücklich hier wieder zum Zug kommen.
Daher wurde ganz besonderes Augenmerk auf
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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