Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 91
interessant. Da wird propagiert: „Keine Gesetze“, oder zum Beispiel auch ganz interessant: „Staat stirb“, oder auch dieses nicht ganz geglückte Zitat: „Alle jene, die da reden vom Vergessen, all jene, die da reden vom Verzeihen, alle jene schlage man die Fressen mit schweren Eisenhämmern ein“. Das hängt dort groß auf Plakaten. Da fragt man sich schon, ob diese Herrschaften sich nicht vielleicht selber ausgrenzen und unseren Rechtsstaat ablehnen.
Das haben wir auch am 1. Mai gesehen. Da hat es
eine Demonstration gegeben oder einen gewalttätigen Demonstrationszug, der auch
am Haus Johnstraße 45 vorbeigegangen ist. Sie werden es wissen, auch dort hat
es massiven Polizeieinsatz dann geben müssen, mit mehreren Verletzten.
Meine Frage an Sie, Herr Bürgermeister, lautet:
Glauben Sie wirklich, dass dieser hohe finanzielle Aufwand, der damit verbunden
ist und der vor allem natürlich aus Steuermitteln bedeckt wird, dafür steht, um
eben solche Projekte durchzuführen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Die Frage ist
relativ einfach zu beantworten: Ja, denn vivre la petit différence.
Hier handelt es sich gerade um eine Gruppe, bei der
ich grundsätzlich davon ausgehe, dass in einem möglicherweise langwierigen, in
einem möglicherweise mit großer Geduld zu vollziehenden Prozess, auch eine
Integration in die Gesellschaft wieder möglich ist. Diejenigen, die die
Demonstration organisiert haben, sind ja nicht diejenigen, die sich diesem
Projekt dort auch entsprechend unterziehen, sondern das ist eine Gruppe vor
allem angeleiteter und ausgewiesener Anarchisten, und derartige Parolen werden
Sie bedauerlicherweise nicht nur an dem von Ihnen jetzt inkriminierten Ort im
15. Bezirk finden, sondern etwa auch an der Universität Wien. Denn, es
liegt zwar meine Studienzeit geraume Zeit zurück, jeder weiß, was ich in meiner
Studienzeit auch gemacht habe, aber sie haben mich sicherlich auch in
Erinnerung, ein entschiedener Gegner der Anarchisten gewesen zu sein in diesen
Auseinandersetzunge, die es auf Uni gegeben hat. Ich kann daher diesen Parolen
inhaltlich nicht das Geringste abgewinnen, aber es gibt sie. Es sind
möglicherweise einige Hunderte, die solche Parolen verzapfen, wie Sie sie dort
auch lesen können und beispielsweise auch auf der Universität lesen können. Zu
meinen Leidwesen, aber es ist so.
Das würde mich als solches ja auch nicht stören. Der
Staat hat wahrscheinlich seit 30, 40 Jahren, die ganze Gesellschaft auch schon
seit fast 150 Jahren anarchistische Parolen ausgehalten, soll sein. Aber wo die
Grenze zu ziehen ist - und es ist überhaupt gar keine Frage -, ist natürlich
die gewalttätige Demonstration. Das ist etwas, was nicht zu akzeptieren und
auch nicht zu dulden ist.
Daher sage ich noch einmal, es ist für uns auch sehr
wichtig, jenen zu helfen, die unsere Hilfe annehmen wollen, sich mit jenen
auseinanderzusetzen, die diese Auseinandersetzung auch annehmen, aber auch
jenen entgegen zu treten, die meinen, ihre Auffassungen mit gewalttätigen
Demonstrationen oder mit Gewalt in der Gesellschaft durchzusetzen zu wollen.
Das ist für mich eine völlig klare Geschichte.
Und daher helfen wir jenen, denen wir helfen sollen,
und das sind diejenigen, die sich in diesem Projekt der Wohnungslosen auch
entsprechend integrieren wollen und weisen jene zurück, die meinen, dass sie
mit Gewalt anarchistische Positionen durchsetzen können. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
2. Zusatzfrage wird von GRin Mag Antonov gestellt, bitte.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner
Klub im Rathaus): Danke, Herr Bürgermeister, für Ihre klaren Worte. Ich
möchte zunächst nur festhalten, dass die FPÖ seit Beginn dieses Projektes, wie
bei vielen anderen Projekten, nichts anderes tut, als nur zu hetzen, Leute
aufzuwiegeln, und dass die FPÖ dafür verantwortlich ist, wenn immer wieder im
15. Bezirk Dinge so verlaufen, wie sie verlaufen. (GR Mag Dietbert Kowarik: Das sind wir den Wählern schuldig!) Wenn
die FPÖ endlich einmal vernünftig handelte, dann hätten wir viele Probleme
nicht, und die Einzigen, die sich hier ausgrenzen, das ist die FPÖ. (GR
Kurth-Bodo Blind: Ha, ha, ha!) Und, Herr Bürgermeister, das haben
Sie relativ klar gesagt, dass es Verträge gibt und man sich an Vereinbarungen
halten muss, sonst müssten PartnerInnen aussteigen. Da frage ich mich, ob das
auch für den FSW gilt, denn vereinbart war natürlich zwischen Punks und dem
FSW, dass das Haus, in das sie einziehen, renoviert wird.
Das war ein Teil der Vereinbarung, bis jetzt ist aber
nichts geschehen. Und Sie betonen auch immer wieder, es sei ein Wohnhaus für
junge Leute. Ich weiß nicht, ob Sie selbst im so genannten Wohnhaus schon
drinnen waren, Herr Bürgermeister und Frau StRin Wehsely, wenn nicht, so
schauen Sie sich das an. Die Zustände, unter denen die Punks dort hausen müssen,
sind wirklich himmelschreiend, und wenn Sie wollen, dass das tatsächlich ein
sinnvolles Projekt ist und dass das gelingt, was Sie damit vorhaben, nämlich
eine Integration dieser Gruppe in die Gesellschaft, dann muss dringend etwas
geschehen, und auch das wäre im Interesse der AnrainerInnen, die ursprüngliche
Vereinbarung einzuhalten. Daher meine konkrete Frage: Wann wird diese
versprochene Renovierung endgültig umgesetzt?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Auch diese Frage ist relativ leicht zu beantworten:
Sehr rasch, nachdem die Vereinbarungen in der Tat auch abgeschlossen sind. Denn
man kann ja nicht ernsthaft annehmen, dass ich hier ohne entsprechende
Vereinbarungen zu Taten schreite, die natürlich auch Geld kosten. Wenn die
Vereinbarungen getroffen sind, werden wir natürlich auch dort jene
Grundmaßnahmen treffen, die ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird gestellt von Frau
GRin Mag Ekici. Bitte schön.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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