Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 89
hat, dass es ihm nicht wurscht ist und dass er nicht vorbeigeht, wenn mit kleinen Kindern, fast noch Babys, gebettelt wird, angegriffen wurde, aber er musste sich unverzüglich mit einer Messerbande in Konflikt sehen.
Genau das ist es, was es natürlich dann auf der
anderen Seite Menschen, die sich in dem Fall wirklich in einem von uns hier
erst kürzlich beschlossenen Straftatbestand engagieren wollen und sozusagen
nicht vorbeigehen und die Augen verschließen, schwer und immer schwerer macht,
weil eben hier eine besondere Brutalität nicht nur der Jugendlichen
gegeneinander, sondern natürlich auch gegenüber erwachsenen Menschen gelebt
wird, wo die Messer sehr locker sitzen.
Ich glaube, das sind schon die Dinge, wo man schon
auch eine Strafe in Aussicht stellen muss. Es genügt nicht, erst dann, wenn es
zu spät ist, allein mit der Prävention anzusetzen. Machen wir also die Augen
auf! Nehmen wir die Fälle, die in Wien passieren, zur Kenntnis! Lassen wir es
nicht mehr darauf ankommen, dass ein trauriger und tragischer Anlass gegeben
sein muss, damit wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen, sondern nehmen wir
die Entwicklung der Gewalt, ganz besonders unter Kindern und Jugendlichen, hier
in Wien ernst. Setzen wir die entsprechenden Maßnahmen, die nicht ein Katalog
an Schlagworten sind, sondern wirklich ganz konsequente Maßnahmen, die aus den
Handlungen erfolgen und die dazu führen, dass auch den Kindern und Jugendlichen
ganz deutlich bewusst gemacht wird, dass es Spielregeln gibt und dass diese
einzuhalten sind. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zu Wort gemeldet ist Herr Dr Ulm. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Gottfried Natschläger ist durch einen brutalen
Angriff ums Leben gekommen, am helllichten Tag auf der Währinger Straße durch
ein oder zwei junge Erwachsene. Ich glaube, es ist richtig, dass wir jetzt bei
dieser Debatte kurz innehalten und nicht in der Tagesordnung fortfahren, als ob
nichts geschehen wäre. Ich bedanke mich beim Klubobmann der ÖVP, Matthias
Tschirf, und bei den Vorsitzenden Godwin Schuster und Günther Reiter, dass sie
die Voraussetzungen geschaffen haben, hier bei diesem
Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand des traurigen Anlasses würdig zu gedenken.
Es ist wirklich der richtige Zeitpunkt, jetzt an den
Menschen Gottfried Natschläger zu denken, seiner Familie, seinen Freunden das
Mitgefühl auszusprechen und Gottfried Natschläger Danke zu sagen für das, was
er für uns alle und für die Gemeinschaft geleistet hat. Es ist aber auch der
richtige Zeitpunkt, Fragen zu stellen, ganz persönliche Fragen, philosophische,
theologische, aber natürlich auch politische Fragen. Und für diese politischen
Fragen sind wir in erster Linie da, ist dieser Gemeinderat als höchstes Organ
der Stadt Wien da. Da müssen wir uns natürlich die Frage stellen: Was können
wir, was kann die Politik machen, um so einen Vorfall, so eine Tat zumindest
unwahrscheinlicher zu machen?
Es geht uns selbstverständlich jetzt überhaupt nicht
um undifferenzierte Schuldzuweisungen, um schnelle Patentlösungen – die kann es
nicht geben – und schon gar nicht um oberflächliche Polemik, aber wir dürfen
uns sicher nicht damit zufriedengeben, dass wir immer wieder hören und es auch
selbst von uns sagen, dass Wien eine der sichersten Städte der Welt ist. Ich
bin davon überzeugt, es gibt in dieser Stadt noch Potenzial, das vorhanden ist,
das ungehoben ist, das noch brachliegt und aus dem man Wien noch sicherer
machen könnte, als es jetzt ist. Das ist unsere Aufgabe, dazu sind wir
verpflichtet. (Beifall bei der ÖVP.)
Was hindert die Wiener Politik, was hindert diese
Stadtverwaltung, das Thema Ordnung und Sicherheit zum politischen
Schwerpunktthema zu machen? Es ist kein kommunalpolitisches Thema im
ureigensten Sinn, aber eigentlich doch, weil die kommunale Kriminalprävention
von der Kriminalitätsbekämpfung nicht getrennt werden kann.
Ich schlage daher vor, das Thema Ordnung und
Sicherheit zum politischen Schwerpunkt zumindest für das Jahr 2008 zu
erklären oder bis zum Ende der Legislaturperiode. Wir sollten jedenfalls dem
Bürger sagen, dass Sicherheit für uns höchste Priorität hat, dass uns der
Schutz der Bürger, deren körperliche Unversehrtheit, der Schutz der Gesundheit,
des Lebens, aber auch von Rechtsgütern wie des Eigentums wichtig ist. Der
Politiker hat das gesprochene Wort. Er kann das, was ein Problem darstellt,
ansprechen und er kann seine Zielvorstellungen formulieren. Damit trägt er
wesentlich zum Klima und zur Atmosphäre in dieser Stadt bei.
Wir müssen den Mitbürgern klarmachen, dass sie
verantwortlich sind für ihre Handlungen, dass sie Verantwortung tragen für ihren
Mitmenschen. Es geht um die Lebensqualität in dieser Stadt, und wir müssen
klarmachen, dass wir Dinge, die diese Lebensqualität schwerst beeinträchtigen,
nicht hinzunehmen gewillt sind. Das beginnt schon vor der Setzung von
strafbaren Handlungen, da geht es bereits um so genannte nur
Verwaltungsdelikte, da geht es um Anstandsverletzungen, da geht es um
Ordnungswidrigkeiten, da geht es oft nur um ungebührliches Benehmen.
Und da, Herr Kollege Stürzenbecher, auf dieser
untergeordneten, auf dieser beginnenden Schwelle, die man aber nicht
unterschätzen soll, sollte die Stadtwache ansetzen. Ungebührliches Benehmen ist
kein Kavaliersdelikt. Das müssen wir auch einmal ganz klar ansprechen. Bei dem,
wie sich die beiden jungen Erwachsenen in der Straßenbahn benommen haben, kann
man nicht zuschauen, da kann die Politik nicht zuschauen, da schauen die Wiener
Linien nicht zu, da hat der Straßenbahnfahrer ja ganz richtig reagiert.
Wir sollten uns aber auch die
Frage stellen: Was wollen wir von unserer Polizei? Wie streng soll sie
einschreiten? Erwarten wir den konsequenten Vollzug unseres
Landes-Sicherheitsgesetzes? Wenn wir das wollen, dann müssen wir das der
Polizei auch sagen. Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich die
Polizei sehr wohl an Aussagen der Politik orientiert und als
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