Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 89
Datenschutzfragen dagegenstellen, dass man selbstverständlich neuralgische Plätze per Video oder per Kamera überwacht. Es ist sicher eine gute Maßnahme. Dabei geht es jetzt nicht nur um die Delikte gegen Leib und Leben, sondern es fängt ja an – und das behandelt ja heute auch ein Antrag – mit der Sachbeschädigung.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin absolut nicht
dafür, dass man gewisse Sachen mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis nimmt. Da
geht es immer wieder um diese leidigen Schmierereien, und es ist vollkommen
wurscht, welchen Inhaltes die sind. Auf fremden Mauern, auf fremden
Einrichtungen, egal, ob öffentlich oder privat, hat einfach kein Mensch zu
schmieren. Das ist nicht Kunst, das ist nicht Kultur, sondern das ist
Sachbeschädigung, und das muss man auch vermitteln. Da messen Sie schon oft mit
zweierlei Maß. (Beifall bei der FPÖ.) Vor allem die Kollegen seitens der GRÜNEN sind es, die sich
immer so wahnsinnig abhauen. In allen Tonlagen ist gelacht worden, während
unser Klubobmann die aktuelle Situation aufgerollt hat.
Selbstverständlich ist auch eine entsprechende Strafe
notwendig, Strafe auf der einen Seite, eine gerechtfertigte Strafe, die auch nachzuvollziehen
ist, und auf der anderen Seite selbstverständlich die Prävention. In beiden
Fällen hinken wir dem Bedarf der aktuellen Situation sicher noch hinterher.
Was auf jeden Fall auszumachen ist, ist eine
Orientierungslosigkeit, ein Suchen nach Werten, die nicht gefunden werden. Es
ist aber auch notwendig, Regeln aufzustellen. Kinder und Jugendliche suchen
nach Regeln, suchen nach festen Rahmen. Leider ist es der Ungeist der 68er, der
hier immer noch drüberschwebt und in einer Laisser-faire-Methode – alles ist
erlaubt, nur ja keine Autoritäten, nur ja keine Regeln – die Kinder und
Jugendlichen einfach laufen lassen will. Das ist sicher die falsche Methode,
denn heute, mehr als 30 Jahre danach, können wir feststellen: Dieses
Weltbild hat nichts verbessert.
Und ich sage hier auch eines: Zwischen
Alles-laufen-Lassen und – wie Sie dann immer gleich ansprechen – dem Gegenteil
von strikten und drakonischen Maßnahmen gibt es noch etwas. Kein Mensch will
Prügellehrer und Prügeleltern – das ist einmal überhaupt keine Frage –, kein
Mensch will Zuchtanstalten, aber es muss Regeln geben und es muss Konsequenzen
für den Verstoß gegen Regeln geben. Das ist ganz einfach notwendig, und das
müssen auch Sie erkennen. (Beifall bei der FPÖ.) Es ist notwendig, dass wir eine sachliche und offene Diskussion
darüber führen, dass wir die Fakten auf den Tisch legen.
Es ist zum Beispiel auch – es ist ja schon kurz
angeklungen – eine wirklich traurige Entwicklung, dass wir heute vorfinden
müssen, dass auch Mädchen sich zu Banden zusammenschließen, zu wirklich
gewalttätigen Banden zusammenschließen und da sozusagen ins selbe Boot wie die
Burschen steigen. Ich glaube, dieses praktische Nachziehen ist leider eine
völlige Fehlentwicklung, eine Entgleisung, genauso wie beim exzessiven Rauchen
oder beim Alkoholgenuss. Da würde ich mir wünschen, dass die Mädchen
zahlenmäßig sozusagen weiter hinten nachhinken, weil das eine sehr negative
Entwicklung ist. Wir stellen das leider häufig sowohl im öffentlichen Raum als
auch an Schulen fest, dass auch Mädchen sich zu Banden zusammenrotten und hier
ihren männlichen Kollegen sozusagen nacheifern. Ich glaube, das ist noch im
Ansatz, das ist noch zu stoppen, wenn man es tut. Ich glaube, auch das muss man
sich vor Augen halten. Es findet statt, und hier sind mit Sicherheit
Präventionsmaßnahmen gefordert.
Die Jugendwohlfahrt muss reformiert werden. Es sind
die Eltern heute überfordert. Das wird nachweislich von Soziologen, von
Pädagogen, egal, ob in unseren Nachbarländern oder hier bei uns, immer wieder
zur Sprache gebracht. Kinder brauchen eine konsistente Erziehung, und das fällt
vielen Eltern schwer. Es wird vieles gefordert, auf der anderen Seite aber
unterliegt die Erziehung keiner Konsistenz, keinen Regeln, weil die Eltern aus
unterschiedlichen Gründen überfordert sind.
Ich glaube, die Elternarbeit muss einen wesentlich
höheren Stellenwert bekommen. Man muss auch die Überlegung anstellen, wie
kommuniziere ich von Seiten der Jugendwohlfahrt mit den betroffenen Eltern. Ich
glaube, auch hier ist vieles nachzuholen oder zu reformieren. Eltern müssen so
behandelt werden, wie sie das Verständnis haben aus ihrer eigenen Geschichte
heraus. Das findet derzeit nicht statt. Da ist in Wien sicher noch viel zu tun.
Wir sind leider auch immer wieder mit Fällen
konfrontiert, wo eben die Jugendwohlfahrt versagt, und ich glaube, auch das
muss immer wieder ein Anlass sein, sich damit auseinanderzusetzen: Wie stärke
ich die Familien, damit sie mit ihrer Erziehungsarbeit fertig werden? Ich kann
nicht alles der Schule überlassen, aber dort, wo es der Schule überlassen
bleibt, da hat – das muss ich auch sagen – einfach keine ideologisch geprägte
Erziehungsmethode Platz, sondern wir müssen den Kindern vor allem eine
Orientierung und Perspektiven vermitteln, und die haben sie derzeit leider
nicht.
Ich fasse daher zusammen: Es ist eine offene und
sachliche Diskussion zu diesem Thema zu führen. Verleugnen, verdrängen und
vertuschen sind hier sicher der falsche Weg. Es geht um unsere Kinder – die
Frau Kollegin ist nicht mehr da oder nicht im Raum –, es ist für uns ganz klar,
unsere Kinder sind die Kinder in Wien. Es geht um die Opfer krimineller
Handlungen.
Es wurde ja heute auch schon die
Zivilcourage angesprochen, und ich bin ganz kurzfristig mit einem Vorfall konfrontiert
worden, bei dem ein Mensch, der Zivilcourage zeigen wollte, am helllichten Tag,
um 13.30 Uhr, auf der Mariahilfer Straße in Wien, als er an zwei
Bettlerinnen mit kleinen Kindern nicht vorbeigehen wollte, sondern sich mit dem
Vorfall auseinandergesetzt hatte und bemüht war, ihn zu dokumentieren, sich
unverzüglich mit einer Fünfer-Bande von Burschen mit Springmessern konfrontiert
gesehen hat. Der Fall ist polizeilich dokumentiert, ich erfinde den jetzt
nicht. Durch den Eingriff von Passanten konnte zwar verhindert werden, dass
dieser Herr, der eben zeigen wollte oder auch gezeigt
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